Nach Meinung von Georgios Stamatelopoulos, Leiter Erzeugung Betrieb der EnBW, schafft die Bundesregierung gerade den Energy-only-Markt 2.0. Energy only bedeutet, dass Stromerzeuger nur für den erzeugten Strom bezahlt werden,nicht für das Bereitstellen von Erzeugungsreserven. Bestandteile dieses Marktes sind auch börsliche und außerbörsliche Handelsplätze.
Unverzerrter Markt
Mit dem Update 2.0 soll ein möglichst unverzerrter Markt geschaffen werden. Die Verzerrung entsteht derzeit durch den subventionierten Ökostrom und die dadurch sinkenden Börsenpreise. Nach Meinung von Stamatelopoulos stellt die Bundesregierung dem Markt und allen Playern damit ein hocheffizientes Betriebssystem zur Verfügung.
Da durch Dezentralisierung der Erzeugung und Individualisierung der Energieangebote der Markt deutlich komplexer wird als derzeit, wird derjenige sich durchsetzen, der diese Komplexität beherrscht. Zudem verstärken technologische Fortschritte diese Entwicklung. Der EnBW-Manager nennt dabei Cloud Computing, Industrie 4.0, Big Datas und Mobile Computing.
Folgender Zeitplan ist derzeit von der Politik avisiert
- 2015 Obligatorische Direktvermarktung der Erneuerbaren
- 2016 Energieeffizienz-Ausschreibungen
- 2017 EE-Ausschreibungen für Wind und PV lösen feste Vergütungen ab
- 2018 Beginn des Strommarktes 2.0 und Inkrafttreten des EU-Strommarktdesigns
- 2019 Ausschreibungen für Offshore-Windenergie
- 2020 Einführung der strategischen Reserve: Rahmen für konventionelle Erzeugung als Backup
- Nach 2020: Reform des Emissions-Handels, CO2-haltige Produktion wird teurer
Vorhersehbare Entwicklung
Alles in allem eine Entwicklung, die vorgegeben ist und die, abgesehen von Details, schon vor Jahren erkennbar war. Es ist im Rückblick immer wieder erstaunlich, wie große deutsche Energiekonzerne dies ausblendeten oder dagegen agierten. Die derzeit fallenden Börsenpreise von E‑ON und RWE sind beredtes Zeugnis für diese Ignoranz.
Vorschaubild: Big Data ist Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am Energy-only-Markt 2.0, wie hier an der Leipziger Energiebörse. Foto: EEX
In der Denke vom Kapazitätsmarkt steckt der Fehler, dass er lediglich für konventionelle Kraftwerke geschaffen werden soll. Dies ist zumindest nach meiner Ansicht ein Diskriminator, der in die wirtschaftliche Selbstbestimmung von virtuellen Kraftwerken eingreift. Im Konzept des Hybridstrommarktes wurde daher eine Kapazitätsmiete gerade für schwankende Erzeugung geschaffen. Dies führt zu einer Ressourcenschonenden Nutzung der bestehenden Infrastruktur. Gerne liefere ich weitere Informationen zu den Wirkmechanismen dieses Marktmodells.
Dieses Angebot nehme ich gern an Thorsten, gern auch als Gastbeitrag auf meinem Blog.
Ich finde es nach wie vor schade, dass die „Subvention” der erneuerbaren nicht mit den „Subventionen” der konventionellen Kraftwerke verglichen wird. Hier müsste genauso verfahren werden. Abrüstkosten bei Atomkraftwerken und Rückbau von Kohlemeilern. Dann sieht die Bilanz nämlich ganz anders aus. Zudem werden in ein paar Jahren, wenn die ersten noch hohen Förderungen auslaufen, die Strompreise noch weiter sinken.
Durch das Überangebot zwingen wir auch unsere Nachbarn die Stromproduktion aus konventionellen Kraftwerken zu drosseln. Selbst wenn wir diesen Strom verschenken, werden die Dreckschleudern aus dem Ausland ihren Strom nicht mehr los.