Das Jahr 2016 ändert den Baumarkt. Gesetze der Bundesregierung insbesondere zum Energieverbrauch dringen dabei zur Immobilienwirtschaft, zum Handwerk und zu den Endverbrauchern durch.
Am einschneidendsten sind die Verschärfungen der EnergieEinsparVerordnung (EnEV). Sie fordert nicht nur Austauschpflicht für Uralt-Heizkessel im Bestand, sondern eben auch deutlich strengere Energieverbrauchsnormen bei Neubauten. Diese dürfen nun noch ein Viertel weniger Energie verbrauchen als zuvor.
Was von den einen als böse Intrige der Baustoffwirtschaft gesehen wird, sieht die andere Seite als längst fälligen Baustein für die ach so schleppende Wärmewende. Doch wie soll man nun in Zeiten der neuen EnEV bauen? Kommt man um eine Styropordämmung drumherum, wenn es auch preiswert bleiben soll? Wenn nicht, wie stark sollte diese minimal sein? Und welche Wärmequellen sind für die Wohnungswirtschaft überhaupt noch sinnvoll?
EnEV soll kein Kostentreiber sein
Diese immer auch finanziellen Fragen hat sich auch die Baukostensenkungskommission gestellt. Von der Bundesregierung eingesetzt sollte sie ermitteln inwieweit die staatlichen Vorgaben das Bauen hierzulande verteuern. Dort heißt es „Die EnEV ist nicht der der eigentliche Kostentreiber. Viel entscheidender ist die Kapazitätsauslastung im Baugewerbe.
Angesichts des erwartenden Anstiegs durch die Flüchtlingssituation müssen Lösungen gefunden werden, die kostengünstiges und schnelles Bauen bei hohen Effizienzstandards ermöglichen. Die technischen Lösungen, etwa durch modulares Bauen und Digitalisierung, sind da. Wichtig ist, dass wir Planer und Handwerker schnell fit machen, diese auch anzuwenden.“
Dem pflichtet auch Christian Noll, Geschäftsführer des der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) bei: „Die EnEV verpflichtet niemanden, mehr in Energieeffizienz zu investieren als an Energiekosteneinsparungen wieder zurück fliest. Dies regelt das Wirtschaftlichkeitsgebot gemäß Energieeinspargesetz.“
Dennoch stößt die EnEV in der Praxis auf viele Widerstände und noch mehr Unverständnis. „Zwei Drittel der seit dem Jahr 2000 erfolgten Kostensteigerungen sind eine direkte Folge der EnEV“, schätzt Dietmar Walberg, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen.
Mehr Kosten für die Bürger
Auch die Bundesregierung muss Kostensteigerungen eingestehen: „Bürgerinnen und Bürgern entsteht durch die Anhebung der Neubaustandards für Wohngebäude ein Erfüllungsaufwand als einmaliger Investitionsaufwand von etwa 220 Millionen Euro jährlich; das bedeutet Mehrkosten pro Wohngebäude von bis zu etwa 1,7 Prozent. … Ab dem Jahr 2016 wird durch eine weitere Anhebung der Neubaustandards ein zusätzlicher Erfüllungsaufwand in Höhe von etwa 264 Millionen Euro entstehen.“
Eine weitere Verschärfung gegenüber dem jetzigen Standard, wie er hier und da schon von der Politik diskutiert wird, sieht Thomas Dorant kritisch. „Das führt zu einer weiteren deutlichen Steigerung der Baukosten bei gleichzeitig stark abnehmenden ökologischen Grenznutzen. Dies steht eindeutig im Widerspruch zu dem Bedarf an bezahlbaren Wohnraum und dem Anspruch nach gestalterischer und architektonischer Vielfalt“, so der Geschäftsführer der Deutschen Wohnwerte aus Heidelberg.
Neben den Finanzen ist auch ein höherer planerischer Aufwand auszumachen. „Man muss schlicht und einfach mehr nachdenken“, bringt es der Berliner Architekt Bernd Tibes auf den Punkt. Der Abgleich zwischen den Maßnahmen in der Haustechnik und denen am Gebäude werde intensiver, ebenso die integrative Planung. „Auch hier brauchen wir eine ganzheitliche Planung und Abstimmung, insbesondere in den Bereichen Gebäudehülle wegen der Wärmebrücken und bei der Heizungs- und Lüftungstechnik“, pflichtet ihm Investor Dorant bei.
Immerhin, der vom Staat gewollte bauliche Mehraufwand wird auch wiederum gefördert. Allein im neuen Marktanreizprogramm (MAP) stehen dafür 165 Millionen Euro zur Verfügung (siehe auch Zuschüsse für Energieeffizienz). Darüber hinaus gibt es bei KfW und BAFA noch weitere Programme, die teils mit dem MAP kombinierbar sind.
Gekürzt. Geschrieben für Immobilienwirtschaft. Der vollständige Beitrag erschien in der Nummer 05/2016. Er ist auch hier online ab Seite 58 zu lesen. Zum Abonnement der Zeitschrift Immobilienwirtschaft geht es hier.
Über den klimaneutralen Gebäudebestand, den ja auch die EnEV und ihre weiteren Reformen im Blick haben, berichtet Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
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