2012 startete Esso gemeinsam mit der Sparkasse Hannover das kontaktlose Bezahlen mit girogo an mehreren Tank- und weiteren Zahlstellen. Die Branche erhoffte sich schnelleren Zahlungsverkehr, besseres Image und fallende Kosten, denn auch der Geldverkehr hat seinen Preis. Wie nun wurde girogo von den Kunden angenommen? Und was hatten die Tankstellen davon?
Der 500-Euro-Schein wird abgeschafft. Die Panik, dass Bargeld ganz verschwinden könnte, ist groß. Doch ist dieses Szenario kaum realistisch, auch wenn die Bargeldzahlerei die teuerste von allen ist – und die Riskanteste. Neben der Verlockung zu Diebstahl und Raub ist Bargeld vor allem auch eines – unhygienisch. Aber auch die Bezahlenden selbst sehen das vermeintliche Ende des Bargeldes kaum kritisch.
Denn die Deutschen sind, was die Bargeldfreiheit betrifft, gut aufgestellt: 81 Prozent haben mindestens zwei Bezahlkarten in ihrer Geldbörse. Lediglich 37 Prozent tragen im Schnitt mindestens 50 Euro Bargeld bei sich. Der Hang zum elektronischen Geld wächst dabei stetig. In Zukunft können sich 58 Prozent sogar eine Welt ganz ohne Bargeld vorstellen, so das Ergebnis einer Umfrage der EURO Kartensysteme vor zwei Jahren.
45 Millionen girogo-Karten
Die nächst höhere Stufe wäre die des kontaktlosen Bezahlens (NFC für Near Field Communication). Bereits vor vier Jahren startete Esso und die Sparkasse Hannover einen Versuch mit dem System girogo. Damals wurden gerade mal 1,3 Millionen Karten ausgegeben, mit denen kontaktlos bezahlt werden konnte. Heute verfügen 45 Millionen Menschen hierzulande eine girocard (ehemals ec-Karte) mit girogo-Funktion. Diese Vervielfachung der potentiellen Kontaktlos-Zahler sagt jedoch nichts über den tatsächlichen Gebrauch von girogo aus.
Keine Nutzer-Zahlen
Bei dessen Einschätzung tun sich die Initiatoren von einst schwer. „Was die absolute sowie prozentuale Anzahl der girogo-Zahlungen sowohl im jetzigen Regelbetrieb, als auch während der Pilotierung angeht, können wir leider keine genaue Aussagen treffen. Diese Zahlen werden nicht separat erhoben“, so Ingo Limburg für EURO Kartensysteme, die für das nationale Marketing von girogo zuständig ist. „Der Handel und die Banken gehen davon aus, dass girogo nur im Promille-Bereich genutzt wurde“, meint Marc-Oliver Reeh.
Der Geschäftsführer des Center for Near Field Communication Management am Hannoveraner Institut für Marketing und Management begleitet die Einführung von neuen Bezahlangeboten wissenschaftlich. Die Technologie käme schwer ins Rollen. Inzwischen laufe es aber besser. Rein von der Technik her sei es überhaupt kein Problem, da diese so gut wie fehlerfrei und vor allem stabil funktioniere. Allerdings müsse auch jede Kassiererin wissen, was sie zu tun habe.
Immerhin: „Mit einer stärken Marktdurchdringung von NFC-fähigen Karten wird der Anteil kontaktloser Transaktionen weiterhin kontinuierlich steigen“, hofft Gabriele Radke von Mit-Initiator Esso. Der Tankstellenriese tut sein bestes dafür. Alle Esso-Tankstellen wurden mit dem Lesegerät H5000 ausgerüstet. Und damit habe Esso beim kontaktlosen Bezahlen an Tankstellen wieder die Nase vorn, so Radke.
Schnell und bequem
Doch was hat es den Tankstellen gebracht? „Es ist wie immer bei Neuerungen: Viele Menschen stehen dem erst skeptisch gegenüber, doch wenn sie es erst einmal versucht haben kontaktlos zu bezahlen, sind sie begeistert über die Bequemlichkeit und Schnelligkeit“, so Radke. Viele Kunden sähen die kontaktlose Bezahlung auch als hygienischer an, da die Karte nicht immer in den Schlitz gesteckt werden muss, in denen zuvor schon viele andere Karten gewesen sind. Eine Kostenersparnis hingegen sei nicht zu erkennen. Aber fürs Esso-Image sei es gut, als erstes Stationsnetz vollständig zukunftsfähig ausgerüstet zu sein. …
Geschrieben für Brennstoffspiegel. Der vollständige Beitrag ist nur in der Ausgabe 08/2016 zu lesen. Zum kostenfreien Probeabo geht es hier.
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