Die klassische Energiewirtschaft hat es nicht einfach. Der Handel mit Commodities ist kaum mehr gewinnbringend. Zu viele Anbieter tummeln sich auf einem durchdigitalisierten Markt.
Die Erzeugung zumindest von Strom lohnt kaum mehr, da durch das EEG und dem Einspeisezwang von Wind- und Solarstrom die Preise im Großhandel verfallen. Beim Gas macht die Fracking-Unlust der Deutschen den wenigen verbliebenen Förderern das Leben schwer. Und mit Speichern ist kein Geld mehr (Gas) oder noch nicht (Strom) zu verdienen.
Nur eine Konstante gab es in den Umbrüchen der Energiewende: die Netze. Der Grund ist ein simpler: Wo ein Strom- oder Gasnetz liegt, liegt kein zweites. Ergo ist der Betreiber Monopolist. Anfang der 2000er Jahre sorgte die EU dafür, dass die Netze aus den Energieversorgungsunternehmen (EVU), in Deutschland die vier Großen E.ON, RWE, EnBV und Vattenfall sowie jede Menge Stadtwerke beim Strom, und beim Gas zusätzlich noch Wintershall sowie die VNG ihre Netze aus den Muttergesellschaften herausgelöst worden.
Kaum Entflechtung
Das nannte sich Legal Unbundling und war eine Art Lebensversicherung für die Konzerne. Denn die juristische Selbstständigkeit war nur eine mit viel Schien. In aller Regel verblieben die Tochter-Netzgesellschaften im vollen oder großteilig bei den Müttern.
Damit es hier zu keinen neuen Monopolen oder Absprachen gab, legte die Bundesnetzagentur (BNetzA) einen Gewinn von 9,05 % fest. Zudem konnte die Netzbetreiber Ihre Bilanzen so schön rechnen, dass noch über jede 9,05 % hinaus einiges bei der Mutter hängen bleib – etwa über Beratungsverträge.
Alle anderen Geschäfte der EVU gingen den Bach runter oder wurden schmaler und schmaler. Nur das Netzgeschäft brummte – mit staatlicher Garantie. Deswegen sind die Netzbetreiber nun mal das Tafelsilber jedes EVU.
Verblassendes Tafelsilber
Doch das kännte bald schon mit mehr ganz so hell glänzen. Schon seit mehreren Monaten gibt es in der BNetzA und mit Wohlwollen des Bundeswirtschaftsministeriums Überlegungen, die Garantie-Rendite auf 6,91 % für den Zeitraum 2019 bis 2023 abzusenken. Denn knapp 10 % Rendite erwirtschaftet in der Energiewirtschaft schon lange niemand mehr, es sei denn, man ist Besitzer eines Offshore-Windenergieparks, wo sagenhaft höhere Gewinne möglich sein sollen.
Nur noch 5 %?
Futter für die Gewinnschmälerung kommt nun vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) und dem Unternehmen Lichtblick. Beide gaben ein Gutachten in Auftrag, das letztlich eine Rendite von 5,04 % für ausreichend hält, um die Netze weiter am Laufen zu halten. Für Strom solle das ab 2018 gelten, für Gas sogar schon ab nächstem Jahr. Schon heute, so die Studie, zahle ein Durchschnittshaushalt 247 Euro pro Jahr für das Stromnetz, während aktuell für die vieldiskutierte EEG-Umlage 222 Euro anfallen.
Zu erwarten ist, dass eine Kürzung der Netzentgelte kommt. Wie hoch sie ausfallen wird, ist noch offen. Klar ist auch, dass die Netzbetreiber und ihre Mütter dagegen Sturm laufen werden. Der Herbst 2016 könnte in dieser Hinsicht und nicht nur der aktuellen Wetterlage geschuldet ein heißer bleiben.
Energieblogger-Kollege Kilian Rüfer beschäftigt sich hier auf seinem Blog Sustainment mit der angeblichen Entsolidarisierung von energetischen Selbstversorgern mit den Netzbetreibern.
Konzerne versorgen meistens ländliche Gebiete, mit geringer Bevölkerungsdichte, viel Erneuerbare und höhere Kosten pro kWh. Das BNetzA erlaubt ihnen nicht, die Netzentgelte in Städten zu senken, und treibt somit die Rekommunalisierung. Es wäre möglich, durch Skaleneffekte die Kosten für alle zu senken und Konzerne, die effizient arbeiten kämen mit mehr Vorhersehbarkeit und Stabilität auch mit 5% klar
Lustig, dass Sie den Begriff Anreizregulierung nicht in den Mund nehmen?!
Wäre noch ein kleines Bonbon für die Netzbetreiber, aber hier ging es um die Netzentgelte. Ich hab auch den minimalen Angleich selbiger in West und Ost weggelassen, wäre auch noch ein Thema.
Die 2,14% weniger dürften sich beim Strompreis mit vielleicht 0,7% oder ca. 0,2ct/kWh niederschlagen.
Die Welt ist das nun wirklich nicht…
LG jogi
Wohl wahr, den Netzbetreibern wird es dennoch weh tun.