Grantiert Ökostrom: Das Wasserkraftwerk in Breitenthal prodzuziert seit 117 Jahren Grünstrom. Foto: Urbansky

Ökostrom­tarife: Wann sich ein Wechsel lohnt

von | 2. Dezember 2016

Mit der Ener­gie­wende gewinnt Strom aus rege­ne­ra­tiven Quellen an Bedeutung. Kein Wunder, schließlich ist es poli­ti­sches Ziel, in 33 Jahren nur noch elek­trische Energie aus erneu­er­baren Quellen zu haben.

Erfreu­li­cher­weise sind Ökostrom­tarife inzwi­schen im Vergleich zu ihren konven­tio­nellen Pendants nicht mehr spürbar teurer. Wer nun seinen Teil zur Ener­gie­wende beitragen und zu grünen Tarifen greifen möchte, sollte aller­dings genau darauf achten, ob der grüne Strom auch wirklich nach­haltig ist. Wie also setzen sich die Strom­kosten zusammen und woran erkennt man dadurch einen wirklich grünen Stromtarif?

Ist Ökostrom auch immer ökolo­gisch sinnvoll?

Da viele Anbieter mit der Bezeichnung „Ökostrom“ um die Gunst der Kunden wirbt, stellt sich die Situation auf dem Markt verhält­nis­mäßig undurch­sichtig dar. Bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, dass längst nicht jeder Ökostrom­tarif einem nach­hal­tigen Ideal folgt, sondern häufig der Profit im Vorder­grund steht. Der undurch­sichtige Handel mit vermeint­lichen Öko-​Zertifikaten, wie dem RECS-​Zertifikat, mit dem sich konven­tio­neller Strom legal in Ökostrom umde­kla­rieren lässt, erschwert dem Verbraucher dabei die Übersicht.

Grund­sätzlich lässt sich ein sinn­voller Ökostrom­an­bieter daran erkennen, dass dieser ausschließlich rege­ne­rative Energien für die Strom­erzeugung nutzt und lang­fristig das Ziel verfolgt, konven­tio­nelle Strom­quellen, wie Kohle, Kern­energie oder Erdgas, vom Markt zu verdrängen.

Wer hier auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte sich bei der Auswahl an spezi­fi­schen Labels, wie dem Grüner Strom Label (kurz: GSL), orien­tieren. Das Grüner Strom Label stellt sicher, dass der Anbieter einen Teil der Einnahmen in den Ausbau rege­ne­ra­tiver Energien investiert.

Wie kommen die aktuellen Ökostrom­preise zustande?

Der Endpreis für grünen Strom setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Die tatsäch­lichen Strom­preise haben dabei einen großen Einfluss und bezeichnen alle Kosten, die für die Strom­erzeugung in rege­ne­ra­tiven Anlagen, wie Wind‑, Wasser- und Solar­kraft­werken, zusammenkommen.

Da rund zwei Drittel des Ökostrom-​Preises staatlich reguliert sind, beinhalten die Erzeu­gungs­kosten übli­cher­weise auch den Gewinn des jewei­ligen Anbieters. Die Preis­an­teile der staatlich regu­lierten Beträge bestehen aus Netz­nut­zungs­entgelt, Konzes­si­ons­ab­gaben, Gelder für das Erneuerbare-​Energien- und Kraft-​Wärme-​Kopplungsgesetz sowie Mehrwert- und Strom­steuer. Mit etwa einem Viertel des Gesamt­an­teils macht das Netz­nut­zungs­entgelt den Löwen­anteil des Strom­preises aus. Dieser Posten deckt sämtliche Kosten ab, die durch die laufende Strom­ver­sorgung generiert werden, wie beispiels­weise Personal- und Instand­set­zungs­kosten des Netzbetreibers.

Preis­un­ter­schiede zwischen Öko- und konven­tio­nellen Strom

Wer in der Vergan­genheit die Preise von Öko- und Normal­strom verglichen hat, wird schnell fest­ge­stellt haben, dass der konven­tio­nelle Strom in den meisten Fällen die güns­tigere Wahl war. Dieser Umstand hat sich in den letzten Jahren etwas gewandelt – in bestimmten Regionen können Sie mit dem Wechsel auf grünen Strom sogar Geld sparen – ein Vergleich der Strom­tarife lohnt sich. Die Ersparnis ist aktuell noch über­schaubar, aber das gute Gefühl, aktiv am Umwelt­schutz mitzu­wirken, kostet inzwi­schen nicht mehr als Strom aus konven­tio­nellen Ener­gie­quellen. Tatsächlich ist Strom aus Kern­energie und fossilen Brenn­stoffen für viele Anbieter immer noch wesentlich günstiger zu produ­zieren als grüner Strom. Aller­dings ist zu erwarten, dass sich dieser Umstand lang­fristig ändert, da die Erzeugung von Ökostrom mit dem Fort­schreiten der Ener­gie­wende zunehmend lukra­tiver wird.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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