Mit automatisierter TGA, wie hier einer Verteileranlage einer Wärmepumpe, lässt sich die Energieeffizienz eines Gebäudes steigern. Foto: Urbansky

Ener­ge­ti­sches Einspar­po­tenzial von Gebäuden schätzen

von | 2. Januar 2017

Die Ener­gie­wende im Haus und insbe­sondere die Hebung von Einspar­po­ten­zialen wird nicht ohne Digi­ta­li­sierung gelin­gen. Das Münchener IGT – Institut für Gebäu­de­tech­no­logie gibt monat­lich Tipps her­aus, mit denen Mietern, Verwaltern und TGA-​Verantwortlichen die Steuerung der Haus­technik leicht gemacht wer­den soll. 

Im Dezember war­ten die Wissen­schaftler mit einem kleinen „Trick“ auf, mit dem das Einspar­po­tenzial von jeder belie­bigen Automations-​Ausgangsvariante zu jeder belie­bigen Ziel­va­riante abschätzen lässt.

Die euro­päische Norm DIN EN 15232, im Folgenden verkürzt als EN 15232 bezeichnet, ermög­licht eine grund­le­gende Bewertung des Einflusses der Gebäu­de­au­to­mation auf die Ener­gie­ef­fi­zienz von Gebäuden. Im Kern verwendet die Norm das soge­nannte Gebäudeautomations-​Faktorverfahren, um das Ener­gie­ein­spar­po­tenzial durch Auto­mation zu berechnen. Mithilfe einer Check­liste wird zu allen Gewerken im Gebäude gefragt, in welcher Art und Weise diese betrieben werden. Basierend auf den Antworten wird die soge­nannte Gebäudeautomations-​Effizienzklasse ermittelt. Diese rangiert von „A“ (Gebäu­de­au­to­mation und Ener­gie­ma­nagement) bis „D“ (Keine Energieeffizienz).

Norm­ge­rechte Bewertung von Gebäuden

Die Anwendung der EN 15232 kann über ein einfaches Tool durch­ge­führt werden: Das Programm „Gebäude-​IQ“. Dieses Programm kann kostenlos über die Webseite www​.igt​-institut​.de/​g​e​b​a​e​u​de-iq/ herun­ter­ge­laden und anschließend lokal instal­liert werden (Windows Betriebs­system). Auf dieser Webseite sind auch weitere Infor­ma­tionen zur EN 15232 sowie den Funk­tionen des Tools beschrieben.
An einer Stelle schlägt das Tool Maßnahmen zur Auto­mation vor und ermittelt das gemäß Norm erzielbare Einsparpotenzial.

Der Nachteil an dieser Stelle ist, dass die Summe der Maßnahmen dieje­nigen sind, die benötigt werden, um einen homogenen (über alle Gewerke hinweg) Auto­ma­ti­onsgrad zu erhalten. Eine indi­vi­duelle Unter­scheidung, dass z.B. die Beleuchtung stark auto­ma­ti­siert wird, aber im Bereich der Verschattung eine manuelle Bedienung bleibt, deckt das Tool nicht ab, da es nicht erahnen kann, wo welche Auto­ma­ti­ons­schwer­punkte indi­vi­duell gewünscht werden.

Indi­vi­duelle Ermittlung des Einsparpotenzials

Wie lässt sich das Einspar­po­tenzial von einem belie­bigen Ausgangs-​Zustand zu einem belie­bigen Ziel-​Zustand abschätzen? Im Grunde ist das sehr einfach. Zunächst ist mit dem erwähnten Tool der Ausgangs-​Zustand zu erfassen. Daraufhin wird ein belie­biger Ziel-​Zustand einge­geben. D.h. man füllt erneut die Check­liste aus und verbessert bei möglichst vielen Fragen die getätigte Auswahl. Dabei kann man bei jeder Frage indi­vi­duell berück­sich­tigen, ob ein höherer Auto­ma­ti­onsgrad gewünscht wird oder nicht (z. B. auch in Abhän­gigkeit von zu erwar­tenden Kosten). Sobald man die Eingabe des Ziel-​Zustands abge­schlossen hat, ruft man wieder den Menüpunkt „Auswertung“ auf. Die dort erneut aufge­führten Effi­zi­enz­fak­toren sollten sich verbessert haben, d.h. sind kleiner geworden.

Die Aussage der Norm ist nun: Die prozen­tuale Verbes­serung zwischen den
Energieeffizienz-​Faktoren entspricht der zu erwar­tenden Energiebedarfsveränderung.

Dazu ein Beispiel: Ergibt sich der ther­mische Effi­zi­enz­faktor für den Ausgangs-​Zustand zu 1,12 und für den Ziel-​Zustand zu 0,94, dann verbessert sich dieser absolut um 1,120,94 = 0,18. Im Vergleich zum Ist-​Wert hat sich der Wert um 0,18÷1,12 = 16 % verringert. Die Aussage der Norm ist, dass sich auch der ther­mische Ener­gie­bedarf um 16 % verringern wird. In gleicher Weise lässt sich auch das indi­vi­duelle Einspar­po­tenzial für den elek­tri­schen Ener­gie­bedarf abschätzen.

Der Tipp des Monats des IGT kann hier abon­niert wer­den.


Mit dem Smart home, ohne dass sich eine moderne TGA-​Anlage kaum sinn­voll steu­ern lässt, befasst sich auch Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf sei­nem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. jogi54

    Da ist auch mancher Unsinn drin.
    Bei einem gut isolierten Haus mit Beton­kern­ak­ti­vierung machen ERR absolut keinen Sinn, wie auch eine Nacht­ab­senkung kontra­pro­duktiv ist und zu einem Mehr­ver­brauch führt.

    Auch die Kombi­nation von ERR und modu­lie­render WP ist nicht zielführend.

    So auch z.B. Licht­steue­rungen. Wenn eine solche Einheit 0,5W dauernd braucht, sind das 4,38kWh/a – dafür kann man die über­wachte 6W LED 730h/​a (2h/​Tag) ausver­sehen brennen lassen … 

    Geht wohl mal wieder um den Umsatz, statt ums wirkliche Energiesparen.

    LG jogi

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