Detail eines kalten Wärmenetzes mit Anschluss zu einem Abnehmer. Eine Isolierung ist nicht nötig, die Verlegung ist unkompliziert. Foto: Stadtwerk Haßfurt

Kalte Wärme­netze: wider­sprüchlich, aber effizient

von | 12. Januar 2017

Kalte Wärme­netze scheinen ein Oxymoron zu sein, ein schwarzer Schimmel. Dennoch gibt es in Deutschland erste Projekte, bei denen diese äußerst effi­ziente, wenn auch unge­wöhn­liche Art der Wärme­ver­sorgung umgesetzt wurde. 

Ihre Stärke spielt sie dabei vor allem bei Quar­tiers­lö­sungen aus. Planer, die sich genau damit befassen, sollten sich über diese Art der Wärme­ver­sorgung informieren.

Bei einem kalten Wärmenetz spielen zwei verschiedene Tech­no­logien eine Rolle. Zum einen ist es ein Wärmenetz, das aber nicht mit heißem Dampf befüllt wird, sondern einfach unter der Erde liegt und die dortige Umge­bungs­tem­pe­ratur, meist um die 10 °C aufnimmt. Der Vorteil dieses Systems gegenüber einem klas­si­schen Wärmenetz ist augen­scheinlich. Die Leitungen kommen ohne jegliche Isolierung aus. Das spart Inves­ti­ti­ons­kosten, aber auch die für Wartung und Instand­haltung, da das Netz aufgrund niedriger Tempe­ra­turen und normalen Luft­drucks praktisch verschleißfrei arbeitet. Und es treten keinerlei Wärme­ver­luste auf – sonst der Nachteil aller Netze. Aber dazu später mehr.

Zum anderen sind es Wärme­pumpen, die bei jedem Abnehmer oder Ange­schlos­senen instal­liert sind. Die Wärme­pumpen nutzen die das ganze Jahr über konstante Tempe­ratur des kalten Wärme­netzes und addieren diese zur Heizungs­tem­pe­ratur auf. Selbst­redend sind Fußboden- oder Flächen­hei­zungen, die mit Vorlauf­tem­pe­ra­turen um die 35 °C auskommen, hier das Mittel der Heizungs-​Wahl. Mit diesen drei Kompo­nenten kann man bei Quar­tiers­lö­sungen, aber auch bei weniger dichter Wohn­be­bauung sehr effi­ziente Ergeb­nisse erzielen.

Das Legio­nel­len­problem

Die Aufbe­reitung das Warm­wasser ist ebenfalls möglich, aber aus Kosten- und hygie­ni­schen Gründen kann hier auch eine andere Lösung gefunden werden. Die durch die Wärme­pumpe bedingten niedrigen Vorlauf­tem­pe­ra­turen bergen die Gefahr der Legio­nel­len­bildung. Um diese sicher zu vermeiden, muss bei einer klas­si­schen zentralen Trink­warm­was­ser­be­reitung das Wasser regel­mäßig auf mindestens 60 °C erhitzt werden, was mit Wärme­pumpen nicht effizient zu leisten ist. Daher kommen bei solchen Systemen zusätzlich elek­trisch betriebene Heizstäbe zum Einsatz, die die fehlende Tempe­ra­tur­er­höhung von 53°C auf über 60°C effizient realisieren.

Eine weitere Möglichkeit liegt in der deut­lichen Reduktion des warm gehal­tenen Wasser­vo­lumens. Daher wird inzwi­schen vermehrt auf Frisch­was­ser­sta­tionen gesetzt, die das Trink­wasser im Durch­fluss in einem Wärme­tau­scher über das Heiz­wasser der Heiz­anlage bei Bedarf erwärmen. Der Wärme­speicher zur Deckung von Bedarfs­spitzen sitzt hier auf der Heiz­netz­seite und nicht im Trink­was­ser­kreislauf, so dass kein großes Volumen vorhanden ist, in dem sich Legio­nellen unkon­trol­liert vermehren könnten. …


Gekürzt. Geschrieben für tab aus dem Bauverlag. Der komplette Beitrag ist nur in Heft 1/​2017 zu lesen. Zum Abon­nement geht es hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. Holzheizer

    Das könnte man aber auch mit einer insularen Lösung machen, d.h. einfach Wärme­tau­scher­rohre oder ‑Schläuche im EIGENEN Grund­stück in den Boden verlegen, ggf. auch etwas tiefer. der zusätz­liche Vorteil DIESER Lösung wäre zudem, dass man in der warmen Jahreszeit vom Dach und den Fassa­den­flächen erwärmte Luft in den Boden ‚pumpen’ kann, so dass in der kälteren Jahreszeit sogar eine höhere Boden­tem­pe­ratur als nur die ganz­jährig sonst in unseren Breiten üblichen zehn Grad rück­ge­wonnen werden könnte (neben der damit möglichen kosten­losen Klima­ti­sierung im Sommer). Eine weitere Verqui­ckung mittels noch eines Netzes erscheint wider­sinning. Zumal die reguläre Wärme­pumpe http://​www​.dasgel​be​forum​.net/​f​o​r​u​m​_​e​n​t​r​y​.​p​h​p​?​i​d​=​423067 sofern sie elek­trisch übers Netz ange­trieben wird, nicht autark ist und die Leute dann, wiewohl unter ihren Füssen die Zehn-​Grad-​Energiequelle sitzt (oder im ‚kalten Wärmenetz’ meinet­wegen) dann im Kalten sitzen.

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