Interview mit Norbert Krug, Präsident des Verbandes für Wärmelieferung (VfW).
Begünstigt die aktuelle Gesetzgebung das Contracting?
Krug: Nein. Begünstigen auf gar keinen Fall.. Die aktuelle Mieterstromregelung benachteiligt die Contractoren. Sie produziert administrative Erschwernisse, was Berechnungen und Abrechnungen betrifft. Das führt zu unwirtschaftlichen Situationen, die sowohl für Contractoren als auch Energieversorger schlichtweg nachteilig sind.
Die neue Wärmelieferverordnung hat zwei Seiten: Wir haben jetzt zwar Rechtssicherheit bei der Umstellung im Bestandsbau auf Contracting. Das ist eine sehr erfreuliche Neuerung. Wenn wir also nach der vorgeschriebenen Kostenvergleichsechnung vorgehen, braucht sich der Hausbesitzer oder Vermieter keine Sorgen zu machen, dass ein Mieter dagegen erfolgreich klagen könnte. Das ist grundsätzlich gut.
Auf der anderen Seite führt der Kostenvergleich mit der geforderten Kostenneutralität, dazu, dass die Energieeinsparungen hinter dem Wärmezähler nicht berücksichtigt wird. In diesen Vergleich fließt nicht ein, was hinter dem Wärmezähler an Einsparpotenzial geschöpft wurde, etwa durch einen hydraulischen Abgleich oder Anpassung der Heizkurve. …
Welche Weichenstellung seitens der Politik halten Sie für sinnvoll, damit der Boom beim Contracting nicht wieder abebbt?
Das konstante Wachstum würde ich nicht als Boom bezeichnen. Das Contracting wird nicht abebben. Alle Politiker halten Contracting für eine sehr gute Sache. Sie unterscheiden sich nur darin, wer den Nutzen daraus ziehen soll. Bei den Linken sollen das die Mieter sein, bei den Grünen die Umwelt und bei der FDP der Mittelstand. Der Rest der Politiker steht irgendwo dazwischen. Grundsatz bei allen ist ein angemessener Interessenausgleich mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Es soll auch nach unserer Ansicht nicht so sein, dass einer der Marktteilnehmer, zum Beispiel der Mieter, alles bezahlen muss. …
Was halten Sie von einer Verteuerung des Energie-Preises (z.B. CO2-Abgabe)?
Das würde die klassischen Energien verteuern. Der Bestand wäre dann ein interessantes Betätigungsfeld, weil Energiedienstleister Kostenpotentiale vorfinden, die sie derzeit nicht gibt. Eine solche künstliche Verteuerung würde die regenerativen Energien aufwerten. Aber der Mieter im Bestandsbau zahlte dann die höheren Wärmekosten. …
Gekürzt. Geschrieben für Energie&Management. Beitrag erschien in den E&M 12/2017. Der vollständige Beitrag ist nur dort zu lesen. Zum kostenfreien Probeabo, dem Artikelkauf oder den verschiedenen Abonnement-Paketen geht es hier.
Warum Energiespeicher für die Energiewende notwendig sind, beschreibt Energieblogger-Kollege Olof E. Matthaei hier auf seinem Blog Energie effizient sparen.
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