Das 6. Ostdeutsche Energieforum ist Geschichte. Wie immer standen die Netzentgelte im Mittelpunkt und die Ungerechtigkeit, dass diese im Osten – obwohl der seine Hausaufgaben bei der Energiewende machte – höher sind als im Westen. Das Netzentgeldmodernisierungsgesetz hat hier für einige Gerechtigkeit gesorgt. Doch das geht einigen der Teilnehmer nicht weit genug. Und: Braunkohle bleibt innig gebliebt bei dieser Veranstaltung.
Hier eine kleine Sammlung an Zitaten der Protagonisten.
Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG:
Nach der Bundestagswahl muss eine ehrliche Bestandsaufnahme der Energiewend eher. Denn so gut wie keines der Ziele wurde erreicht.
Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender der VNG – Verbundnetz Gas AG:
CO2 sollte die Leitwährung für Energiewende sein.
Die Vollelektrifizierung der Energiewende ist fehlgeleitet.
Hartmut Bunsen, Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlin:
Als Unternehmer ist es mir egal, wo der Strom herkommt.
Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt :
Der Westen ist zu unflexibel, deswegen muss die Phalanx der neuen Länder bei den Netzentgelten aufrecht erhalten werden.
Braunkohle gehört in 1. Hälfte des 21. Jahrhunderts.
Wir sollten nicht versuchen Klassenbester zu sein, ohne hinter uns zu schauen, ob da noch einer sitzt.
Die Bundesrepublik will so bleiben, wie sie ist. Strom wird aber da erzeugt, wo er nicht gebraucht wird. Wir sollen uns im Norden die Landschaft zupflastern lassen?
Wir müssen und verabschieden von der Ideologie, dass es schmutzigen und dreckigen oder ethisch einwandfreien Strom gibt.
Wolfgang Tiefensee, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitaler Gesellschaft des Freistaates Thüringen:
Die Energiewende darf keine Umfinanzierung von unten nach oben bringen. Deswegen brauchen wir Bürgerenergie und Mieterstrommodelle.
Tim Hartmann, Vorstandsvorsitzender enviaM:
Die Energiewende findet im Verteilnetz statt.
Die Bürger stehen hinter Energiewende, halten sie aber für schlecht gemanaged.
Die Übertragungsnetzbetreiber maßen sich eine Rolle an, die ihnen zuküntig nicht zusteht. Die Potenziale liegen auf dezentraler Ebene, wo wir Verbraucher und Einspeiser miteinander verbinden, um so nicht den Netzausbau voranzutreiben.
Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung der 50Hertz Transmission GmbH:
Die Wärme- und Verkehrswende hinkt seit 1990 hinterher. Wir befürchten, dass deren Einsparziele noch der Stromwirtschaft aufgebürdet werden.
Wir können nicht durch Thüringen noch 5 bis 6 mal mit neuen Stromleitungen durchkommen.
Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg :
Investitionsicherheit in konventionelle Kraftwerke gibt es nicht, deswegen laufen die alten Schätzchen weiter, die 30, 40 Jahre oder noch älter sind.
Das EEG bestraft Zuverlässigkeit. Wer Strom speichert und wieder ins Netz gibt, bekommt keine Erstattung.
Erneuerbare Energien müssen aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Sonst droht die größte Umverteilung in Deuschland seit 1945.
Patrick Graichen, Direktor der Agora Energiewende:
Braunkohle ist nunmal der größte CO2-Produzent, mehr als gesamter Verkehrssektor.
Das Scheitern der Energiewende wird im Jahrestakt angekündigt.
Kommunen sollten für Windstrom in ihren Gebieten eine Konzessionsabgabe bekommen.
Hubert Weiger, Bundesvorsitzender BUND:
Ich kann nicht in Paris enspechende Verträge auf den Weg bringen, um dann im eigenen Land zu sagen, so ernst haben wir es offensichtlich nicht gemeint.
Eine Maßnahme würde der Verkehrswende helfen: Tempolimit!
Was wir jetzt nicht investieren, werden wir bitter zu bezahlen haben.
Norbert Menke, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Stadtholding:
Alle lokalen Versorger sind angehalten, in die Energiewende zu investieren.
Allerdings gibt es wenig Anreize zu investieren.
Die Ausschreibungsergebnisse bei Wind und Solar sind nicht das, was wir erwarten.
Klaus-Dieter Barbknecht, Rektor der Bergakademie Freiberg:
Nicht mehr Erneuerbare sind das Ziel, sondern weniger CO2.
Bei einer Dunkelflaute muss man einmal den Bodensee hoch- und runterpumpen. So viel Pumpspeicher hätte man gebraucht.
Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung:
2022 haben wir keine Überkapazitäten mehr bei der Stromproduktion in Deutschland.
Speicher müssen besser gestellt werden.
Peter Altmaier, Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben:
Warum machen wir den Umbau zu Erneuerbaren Energien? Wir wollen die Welt retten. Das gelingt aber nur, wenn das auch in anderen Ländern umgesetzt wird.
Wenn wir eine Energiewende machen, die unkontrolliert und unstrukturiert vonstatten geht, so dass die Volkswirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt, dann wird uns niemand diese Energiewende abnehmen.
Jürgen Trittin hat einst gesagt, die Energiewende kostet jeden eine Eiskugel. Das wurde später ein Eisbecher. Und heute kommt noch ein kleiner Kühlschrank dazu.
Mit den Zielen der Energiewende beschäftigt sich Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
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