Jahrelang ging es nur bergauf: Die in Leipzig ansässige und nach eigenen Angaben inzwischen größte Stromhandelsbörde der Welt, EEX, verkündete jahrein, jahraus wachsende Zahlen.
Nun bekam diese an sich erfreuliche Entwicklung einen leichten Dämpfer. Und der lag nicht am Verhalten der Börsianer, sondern an den Politikern. Denn das Stromtermingeschäft – bisher der Hauptumsatzbringer – schrumpfte 2017 um 28 %. Und das macht sich bei Umsatz und Gewinn insgesamt bemerkbar, auch wenn alle anderen Produkte im Portfolio weiterwuchsen.
Hauptsächlich für den Einbruch waren nach Angaben von EEX-Chef Peter Reitz die Einführungen der Finanzrichtlinien MiFID II und MiFIR. Unter deren verschärften Meldepflichten hatte der gesamte Handel zu leiden.
Das Abschalten von Atomkraftwerken in Frankreich zwecks Wartung schlug ebenfalls ins Kontor. Aufgrund der fehlenden produzierten Strommengen, für die es keine börsentechnische Absicherung brauchte, rauschte allein das Frankreich-Geschäft um 40 % nach unten – immerhin eines der Hauptstandbeine der Börse. Auch der italienische Markt, der eng mit dem französischen verbunden ist, war davon betroffen. Hier gingen die Umsätze um 18 % zurück.
Die Diskussion um die Trennung der bisher gemeinsam betrachteten Strommärkte von Deutschland und Österreich in zwei Zeitzonen, brachten auch einen Rückgang. Diese wird zwar erst im Herbst dieses Jahres wirksam, verunsicherte nach Reitz’ Aussagen jedoch viele Marktteilnehmer. Resultat: In Deutschland schrumpfte das Geschäft mit den Stromterminen um 30 %. Immerhin reagierte die EEX schnell. Sowohl für den deutschen als auch den österreichischen Markt wurden eigenen Produkte aufgelegt. Sie sollen unter anderem dafür sorgen, dass die EEX für dieses Jahr mit neuen Rekorden aufwarten kann.
Hier nun die Zahlen der wichtigsten Märkte im Einzelnen, bezogen auf die EEX-Gruppe:
Umsatzerlöse – 4 % 225,3 Mio. Euro
Jahresüberschuss – 7 % 53,9 Mio. Euro
Strom-Terminmarkt ‑28 % 2.822 TWh
Strom-Spotmarkt +3 % 543 TWh
Gas-Terminmarkt +6 % 1.153,9 TWh
Gas-Spotmarkt +24 % 827,7 TWh
Die Dividende soll 0,27 € je Aktie betragen. Entsprechend der Anteile am Grundkapital kommt es damit zu einer 1.288 Millionen Euro. Entschieden wird dies erst im Juni.
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