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Trink­was­ser­qua­lität bleibt sehr gut

von | 28. Mai 2018

Deutschland ist ein wasser­reiches Land. Die sich jährlich erneu­ernde Wasser­menge beträgt 188 Milli­arden Kubik­meter. Nur rund 18 Prozent davon werden genutzt.

61,8 Prozent davon ist Grund­wasser. Es stellt die wich­tigste Ressource für die Trink­was­ser­ge­winnung dar. Ober­flä­chen­was­ser­vor­kommen aus Talsperren, Ufer­filtrat, ange­rei­chertes Grund­wasser sowie direkter Entnahmen aus Flüssen und Seen werden zu 30,1 Prozent genutzt. Jeder Bundes­bürger braucht 123 Liter pro Tag. Der Verbrauch ist damit seit 2007 annähernd stabil. Gegenüber 1990 aller­dings ist der durch­schnitt­liche Wasser­ge­brauch um 24 Liter oder knapp ein Fünftel gesunken.

In Deutschland gibt es 2.490 Wasser­ver­sor­gungs­ge­biete, in denen durch­schnittlich jeweils mehr als 1.000 Kubik­meter Wasser am Tag geliefert oder mehr als 5.000 Personen versorgt werden. Verteilt werden 4.350 Millionen Kubik­meter Trinkwasser

Eine Sonder­si­tuation für den Wasser­ver­brauch ergab sich im vergan­genen Jahr mit einem verreg­neten Sommer, der im Vergleich zum Vorjahr 80 Prozent mehr Nieder­schläge aufwies. Dadurch blieb der Verbrauch, trotz leicht gewach­sener Bevöl­kerung, stabil.

Qualität bleibt sehr gut

Die Qualität des Trink­wassers ist sehr gut. Das ermit­telte das Umwelt­bun­desamt (UBA) in einem aktuellen Bericht vom Mai 2018. Grenz­wert­über­schrei­tungen sind absolute Einzel­fälle. Auch Nitrat, das im Grund­wasser teilweise in über­höhten Konzen­tra­tionen meist bedingt furch intensive Land­wirt­schaft auftritt, über­schreitet im Trink­wasser seit mehreren Jahren nicht mehr den Grenzwert. Die neuen Daten bestä­tigen nun den zuvor schon beob­ach­teten Rückgang.

Kein Rück­schluss auf Rohwasser

Aller­dings erlauben diese Daten zu Nitrat­ge­halten im Trink­wasser keinen Rück­schluss auf den Nitrat­gehalt in den Rohwässern, die zu Trink­wasser aufbe­reitet werden. Vor allem im Grund­wasser steigt die Nitrat­kon­zen­tration durch die Massen­tier­haltung und über­mä­ßiges Düngen in der Land­wirt­schaft in etlichen Gegenden sogar weiter an.

Das Trink­wasser selbst ist fast aller­orten unbe­lastet – weniger als ein Promil­leteil der Trink­was­ser­proben aus den größeren Wasser­ver­sor­gungen liegt in Deutschland über dem Grenzwert von 50 Milli­gramm Nitrat pro Liter. Für die Einhaltung des Grenz­wertes sorgen die Wasser­ver­sorger: Wo nötig, vermi­schen die Wass­ser­ver­sorger zu stark belas­tetes Grund­wasser mit unbe­las­tetem Wasser und stellen so die Trink­was­ser­qua­lität sicher. Aller­dings kann eine Aufbe­reitung im Extremfall pro Kubik­meter Wasser (das sind 1.000 Liter) rund einen Euro mehr für die Verbrau­che­rinnen und Verbraucher auf der Wasser­rechnung bedeuten. Ein Zwei­per­so­nen­haushalt mit 80 Kubik­meter Wasser­ver­brauch zahlt dann nicht wie sonst durch­schnittlich 95 Euro pro Jahr, sondern eher 140 Euro.

Von den 267 im Trink­wasser unter dem Parameter Pflan­zen­schutz­mittel (PSM) und Biozid­pro­dukte oder deren Meta­boliten („Abbau­pro­dukte“) über­wachten Wirk­stoffen über­schritt nur ein geringer Teil den niedrigen Grenzwert von 0,1 Mikro­gramm pro Liter, und dies auch nur gering­fügig. Aus den gemes­senen Konzen­tra­tionen resul­tiert keine Gesund­heits­gefahr. Um Stoffe mit gezielter Wirkung eines PSM oder Biozids grund­sätzlich aus dem Trink­wasser fern­zu­halten, liegt der Grenzwert für den einzelnen Wirkstoff weit unterhalb der Konzen­tration, die sich aus einer toxi­ko­lo­gi­schen Ableitung für den jewei­ligen Wirkstoff ergeben würde. Dennoch erfordert eine Nicht­ein­haltung, dass ihre Ursache geklärt und beseitigt wird.

Blei kaum noch nachweisbar

Grenz­wert­über­schrei­tungen für das giftige Schwer­metall Blei kommen nur in weniger als 0,1 Prozent der Proben vor. Schuld daran sind nicht die Natur oder Wasser­werke, sondern blei­haltige Leitungen oder Armaturen in den Häusern und Wohnungen selbst. Veraltete Instal­la­tionen sind meist auch die Ursache, wenn zu viel Kupfer, Nickel und Cadmium im Wasser vorkommt. Dagegen hilft nur, zerti­fi­zierte Leitungen und Armaturen fach­ge­recht einzu­bauen. Für Blei gilt ein Grenzwert von zehn Mikro­gramm pro Liter Trink­wasser. Die Betreiber von Wasser­ver­sor­gungs­an­lagen sind verpflichtet, die Verbrau­che­rinnen und Verbraucher darüber zu infor­mieren, wenn noch Blei in ihrer Anlage verbaut ist – auch dann, wenn der Grenzwert einge­halten wird.

Das Trink­wasser in Deutschland kann man also ohne Bedenken trinken. Insbe­sondere aus größeren Wasser­ver­sor­gungen ist es flächen­de­ckend sogar von exzel­lenter Qualität. Denn Trink­wasser wird sehr häufig kontrol­liert – zum Teil gar täglich, so das UBA.

Zudem ist Trink­wasser aus dem Hahn um ein Viel­faches billiger als Flaschen­wasser. Ein Zwei­per­so­nen­haushalt zahlt in Deutschland im Mittel für die Verwendung von täglich 242 Litern Trink­wasser 54 Cent pro Tag, also 0,2 Cent pro Liter. Ein einziger Liter Mine­ral­wasser kann zwischen 15 und 80 Eurocent kosten.

Neue Gefahr Arzneimittel

Eine neue Gefahr stellen jedoch Arznei­mittel dar. Die Über­al­terung der Gesell­schaft und der steigende Pro-​Kopf-​Verbrauch an Medi­ka­menten führen zu einem Anstieg des Arznei­mit­tel­ver­brauchs um bis zu 70 Prozent bis 2045, so der Bran­chen­verband BDEW. Damit nimmt auch der Eintrag von Arznei­mit­tel­rück­ständen in die Gewässer zu. Hier bedarf es einer ganz­heit­lichen Strategie vom Hersteller über die Apotheken und Ärzte bis hin zum Verbraucher, um die Einträge von Medi­ka­men­ten­rück­ständen in die Gewässer nach­haltig zu vermindern.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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