Jost Broichmann. Foto: WEMAG

EAST: Batte­rie­speicher müssen lokale Business Cases erfüllen

von | 29. August 2019

Am 16./17. September 2019 startet die erste EAST Energy And Storage Tech­no­logies exhi­bition & confe­rence im Congress­Center der Erfurter Messe. Dazu ein Interview mit Jost Broichmann, der im Workshop IKT /​Digitale Vernetzung intel­li­genter Speicher über Speicher in der Cloud berichtet.

Viele Batte­rie­spei­cher­pro­jekte stützten sich bei der Refi­nan­zierung in den letzten Jahren auf Frequenz­sta­bi­li­sierung. Diese Erlös­quelle ist aber einge­brochen und aktuell nur noch als Teil einer Erlös­stra­tegie zu sehen.

Sie sind Projekt­leiter bei der WEMAG AG. Diese ist ein Ökoen­er­gie­an­bieter. Erläutern Sie dies genauer.

Broichmann: Die WEMAG ist ein kommu­naler Ener­gie­an­bieter in West-​Mecklenburg und Nord-​Brandenburg. Der Versorger bietet mehr als nur Ökostrom­pro­dukte an. In der WEMAG-​Strategie sind die 5 Säulen Rege­ne­rative Erzeugung, Spei­cherung, intel­li­gente Netze, Effizienz und nach­haltige Strom/​-​Gasprodukte die Schlüs­sel­ge­schäfts­felder für eine nach­haltige Daseins­vor­sorge. Als Pionier der Spei­cher­branche nahm die WEMAG 2014 das erste kommer­zielle Batteriespeicher-​Kraftwerk Europas mit einer Leistung von 5 MW in Betrieb. In unserem Netz­gebiet sind wir Vorreiter der Ener­gie­wende, die für Deutschland geplante 80%ige Versorgung mit erneu­er­barem Strom haben wir bereits 2015 aufgrund der hohen lokalen EEG-​Einspeisung erreicht.

Welche Projekte haben Sie bisher betreut?

Für die WEMAG und deren Toch­ter­un­ter­nehmen Batte­rie­speicher Schwerin GmbH & Co. KG haupt­sächlich Spei­cher­pro­jekte wie WBS (Wemag Batterie Station), Routecharge (verteilte LKW-​Batteriewechselstationen) und VTK (virtu­elles Kraftwerk).

Wie können dezen­trale Batte­rie­speicher von Ener­gie­ver­sorgern und Industrie gemeinsam einen Großspeicher-​Pool bilden, wobei einzelne Speicher den Pool für lokale Anwen­dungen verlassen können?

Viele Batte­rie­spei­cher­pro­jekte stützten sich bei der Refi­nan­zierung in den letzten Jahren auf Frequenz­sta­bi­li­sierung. Diese Erlös­quelle ist aber einge­brochen und aktuell nur noch als Teil einer Erlös­stra­tegie zu sehen. Daher müssen Batte­rie­speicher mehrere und vorrangig lokale Business Cases erfüllen. Um sich teilweise an den Regel­en­er­gie­märkten zu refi­nan­zieren, treten die Speicher einem Pool für z.B. Primär­re­gel­leistung bei. Ist aber der lokale Anwen­dungsfall wichtiger, wird dieser ausge­führt und die fehlende Regel­leistung aus einer anderen Anlage erbracht.

Welche Vorteile entstehen durch dieses System bezie­hungs­weise Verfahren?

Die verteilten Speicher können für das Netz in Summe die Funktion eines großen Kraft­werks abbilden, die Ressourcen werden jedoch verteilt, so dass sich lokale Netz­eng­pässe besser beheben lassen können. Die Inves­ti­tionen werden ebenfalls aufge­teilt, teilweise von Indus­trie­kunden oder EEG-​Anlagenbetreibern die so ihre lokalen Anwen­dungen mit Netz­dienst­leis­tungen cofi­nan­zieren können. Insgesamt ergeben sich volks- und betriebs­wirt­schaft­liche Vorteile.

Wer übernimmt die zentrale Steuerung?

Dazu entwi­ckeln wir gerade ein System, welches Funk­tionen von virtu­ellen Kraft­werken beinhaltet, sich aber eng mit dem lokalen Netz­leit­system austauscht.

Bewerten Sie abschließend die Rolle von Ener­gie­spei­chern im Gesamt­kontext der Energiewende.

Neben Erzeugung und Verteilung bilden Ener­gie­speicher die dritte wichtige Säule im Ener­gie­system, daher ist die Rolle aus unserer Sicht bisher nicht ausrei­chend in den gesetz­lichen Rahmen­be­din­gungen verankert.

Gekürzt. Das kom­plette Inter­view ist hier auf der Seite vom Verlag VI-​Strategie nachzulesen.

Alle Infor­ma­tio­nen zur EAST finden sich hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Wärme­wende: Para­de­bei­spiel Dänemark

Wärme­wende: Para­de­bei­spiel Dänemark

In Dänemark werden bereits heute fast zwei Drittel der Wärme aus erneuerbaren Energien bereitgestellt. In Deutschland sind es knapp 14 %. Natürlich sind die Voraussetzungen in beiden Ländern sehr unterschiedlich. Aber es gibt Methoden und Technologien, die auch...

Rückenwind für Mieterstrom?!

Rückenwind für Mieterstrom?!

Die Energiekrise und auch zukünftig mit Sicherheit steigende Preise fossiler Brennstoffe fördern das Interesse an der Eigenversorgung von Immobilien. Denn damit können über Jahrzehnte hinweg insbesondere Strompreise stabil gestaltet werden. Photovoltaikanlagen (PV)...