Fachtagung Kommunales Energiemanagement in Sachsen, Deutsches Hygiene-Museum Dresden. Foto: SAENA.

Kom.EMS – bundes­weites Projekt für kommu­nales Energiemanagement

von | 29. Oktober 2019

Zu Zeiten in denen auf der großen poli­ti­schen Weltbühne die einfluss­reichsten und wich­tigsten Köpfe unserer Zeit Maßnahmen zur Reduktion der globalen CO2-​Emissionen disku­tieren und in Form des Pariser Klima­ab­kommens beschließen sowie gleich­zeitig der große Wurf zur Eindämmung des Klima­wandels gesucht wird, bedarf es zusätz­licher Lösungs­an­sätze für einzelne Gebäude wie bspw. Rathäuser oder Schu-​len in Gemeinden und Städten.

Genau um diese konkreten Reduk­tionen geht es jedoch schluss­endlich, da die Summe seiner Teile bekanntlich größer als das eigent­liche Ganze ist. Wenn alle in einem Boot sitzen, fördert persön­liches Enga­gement auch eher den Zusam­menhalt, als die globa-​len und abstrakten Vorgaben in der Welt­po­litik. Wie ist es also konkret möglich, die Ener­gie­ver­bräuche um 20% zu senken und dafür kaum Geld auszugeben?

Der deutsche Klima­schutzplan versteht Städte, Gemeinden und Land­kreise als regionale Initia­toren. Diese sollen dabei als kommunale Akteure und Vorbilder eine wichtige Rolle beim Klima­schutz spielen. Bei stetig stei­genden Kosten für die Energieversor-​gung und begrenzten Haus­halts­mitteln werden prag­ma­tische Umset­zungs­stra­tegien benötigt. Kommu­nales Ener­gie­ma­nagement kann ein solches Instrument sein.

Kostenlose Online-​Plattform

Genau hierfür liefert ein Koope­ra­ti­ons­projekt vier deutscher Bundes­länder seit nunmehr einem Jahr eine Plattform, um konkrete Maßnahmen für mehr Nach­hal­tigkeit und Ressour­cen­schonung umzu­setzen. Sachsen und drei weitere Bundes­länder stellen mit Kom.EMS ein zentrales Energiemanagement-​System für kommu­nales Ener­gie­ma­nagement zur Verfügung, um Ener­gie­ein­spar­maß­nahmen zu unter­stützen. Dieses kos-​tenlose Online-​Tool ermög­licht damit einen syste­ma­ti­schen Aufbau, die Opti­mierung und die Verste­tigung bei der Verwaltung kommu­naler Liegen­schaften im Bereich Energie.

Einspa­rungen von 33% nachgewiesen

Vorrangig geht es um die Umsetzung von nicht- und gering investive Maßnahmen. Dass dadurch eine deutliche Kosten­ent­lastung möglich ist, zeigen Beispiele aus einer Vielzahl von Kommunen. Durch­schnittlich 20% der Kosten beim Wärme­ver­brauch und 10% der Kosten beim Strom­ver­brauch von Liegen­schaften können nach­weislich einge-​spart werden. Im Einzelfall sind sogar noch höhere Einspa­rungen möglich. So zum Bei-​spiel in der säch­si­schen Klein­stadt Gröditz, die in den letzten drei Jahren eine Kosten-​reduktion von 33% erreichen konnte.

Je nach der Höhe der durch­schnitt­lichen Jahres­ener­gie­kosten können somit beträcht­liche finan­zielle Mittel einge­spart und CO2-​Reduktionen erreicht werden. Das Tool ist Bestandteil der Kompe­tenz­zentren der jewei­ligen Länder, wodurch darüber hinaus fachliche Expertise zur persön­lichen Beratung zur Verfügung steht. Die säch­sische Ener­gie­agentur SAENA ermög­licht zusätzlich als zuver­läs­siger Partner die Be-​treuung des kommu­nalen Ener­gie­ma­nage­ments im Rahmen von Förderprojekten.

Grund­sätzlich besteht das Online-​Tool aus vier Instrumenten.

  • Der Kom.EMS Check ist eine Arbeits­hilfe, bei der kommunale Verwal­tungen mithilfe weniger und präziser Frage­stel­lungen das bisherige Ener­gie­ma­nagement über­prüfen können. Die Arbeits­hilfe zeigt anhand der einge­ge­benen Antworten Stärken und Schwächen in den einzelnen Hand­lungs­feldern auf und benennt Ansätze für eine Ver-besserung.
  • Der Kom.EMS Leitfaden beschreibt den „roten Faden“ für den syste­ma­ti­schen Aufbau des Energiemanagement-​Systems. Er stellt den ideal­ty­pi­schen zeit­lichen Ablauf der Einführung eines Kommu­nalen Ener­gie­ma­nage­ments dar und beleuchtet dabei auch alle rele­vanten Themen.
  • Das Kom.EMS Wissens­portal ist ein Fundus von Arbeits­hilfen, die für das Ener-​giemanagement benötigt werden. Hierzu zählen bspw. Muster-​Beschlussvorlagen, Check­listen, Beschreibung der Anfor­de­rungen an den Ener­gie­be­richt, Rechen­tools zu Ener­gie­spar­maß­nahmen und viele weitere. Dies dient zum einen um den Prozess für kommunale Verwal­tungen weitest­gehend zu erleichtern und zum anderen Mindest­stan­dards bei Qualität und Umfang des Ener­gie­ma­nage­ments sicherzustellen.
  • Schluss­endlich bildet die Kom.EMS Quali­täts­si­cherung das Herzstück des Werk­zeuges. Hier wird anhand eines Fragen‑, Nachweis- und Bewer­tungs­ka­talogs eine praxisnahe und diffe­ren­zierte Imple­men­tierung und Über­prüfung des kommu­nalen Energiemanagement-​Systems ermög­licht. Um die unter­schied­liche Leis­tungs­fä­higkeit kommu­naler Verwal­tungen zu berück­sich­tigen werden 3 Quali­täts­stufen unterschieden.

…und wer mal nicht direkt weiter weiß, findet zu fast jedem Themenfeld einge­bettete Erklär-​Videos, die zusätzlich schnelle Hilfe­stel­lungen liefern.

Kom.EMS bietet in Form von Zerti­fi­zie­rungen öffent­lich­keits­wirksame Auszeichnung an, wodurch für kommunale Verwal­tungen ein zusätz­licher Anreiz besteht, sich erfolgs­ori­en­tiert mit dem Thema Ener­gie­ma­nagement ausein­an­der­zu­setzen und die notwendige Vorbild-​Rolle einzunehmen.

Und Nun?

Um die Brücke zur eingangs erwähnten globalen Klima­pro­ble­matik zu schlagen: Kom.EMS ist eines dieser Instru­mente als Teil einer konkreten Antwort auf die Frage nach dem großen Ganzen. Schließlich sind kommunale Liegen­schaften allerorts vorhanden und im Alltag als selbst­ver­ständlich wahr­ge­nommen. Wenn regionale Verwal­tungen, Rathäuser, Bürger­meister oder Schulen den Leit­ge­danken der Ener­gie­ef­fi­zienz und der Nach­hal­tigkeit in Form von Ener­gie­ein­spar­maß­nahmen spürbar vor Ort vorleben, entwi­ckelt sich eben aus der Dynamik eines jeden einzelnen ein groß­ar­tiger und einfluss­reicher Gesamt­beitrag. Schluss­endlich geht es doch genau darum: Wenn alle an einem Strang ziehen….

Sie möchten profes­sio­nelles Ener­gie­ma­nagement in Ihrer Kommune betreiben? Hierzu berät Sie die SAENA als unab­hän­giges und quali­fi­ziertes Kompe­tenz­zentrum. Ein Blick in die nach­fol­genden Links lohnt sich.

In jedem Fall soll zukünftig die Über­tragung von Kom.EMS auf weitere Bundes­länder als zentrale und bundesweit einheitlich aner­kannte Plattform für kommu­nales Ener-​giemanagement erfolgen. Hierin fließt großer Eifer, damit alle schnellst­möglich davon profi­tieren können. Der positive Beitrag zu einer umwelt­be­wuss­teren und nachhaltige-​ren Gesell­schaft ist bereits einge­leitet und wächst von Tag zu Tag an.

www​.komems​.de – Online-​Plattform Kom.EMS
www​.saena​.de – Landes­en­er­gie­agentur Sachsen

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Schlüs­sel­fertige PV-​Module für Parkplätze

Schlüs­sel­fertige PV-​Module für Parkplätze

Parkplätze bieten ausreichend Platz für Photovoltaik. Doch für ihre Installation müssten die Autoplätze gesperrt werden. Ein Start-up umgeht das Problem mit vorgefertigten Systemen. Auch Einzelhandelsketten suchen nach Möglichkeiten, sauberen Strom vor Ort zu...

Welches Potenzial hat Biomethan?

Welches Potenzial hat Biomethan?

Biomethan könnte durchaus eine Rolle für Fahrzeuge und die Wärmeversorgung spielen. Die Potenziale sind begrenzt, aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Durch den Wegfall der EEG- und KWK-Vergütung kommen alte Biogasanlagen auf den Markt, die weiter betrieben werden...

Welches Potenzial hat Biomethan?

Welches Potenzial hat Biomethan?

Biomethan könnte durchaus eine Rolle für Fahrzeuge und die Wärmeversorgung spielen. Die Potenziale sind begrenzt, aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Durch den Wegfall der EEG- und KWK-Vergütung kommen alte Biogasanlagen auf den Markt, die weiter betrieben werden...

Recycling alter Fassaden setzt neue Nachhaltigkeitsstandards

Recycling alter Fassaden setzt neue Nachhaltigkeitsstandards

Gut 60 Prozent aller Deponieabfälle stammt auf dem Bauwesen – eine Kreislaufwirtschaft ist hier daher umso wichtiger. Ein Projekt nahe Hannover zeigt nun, wie auch alte Fassaden recycelt und wiederverwendet werden können. Alte Fassaden aus Hannover werden Teil eines...