Klimaschutz und Nachhaltigkeit standen nicht nur auf der Agenda des Weltwirtschaftsforums in Davos ganz weit oben. Auch die Vereine der Fußball-Bundesliga wollen mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und rücken Umweltthemen daher zunehmend in ihren Fokus.
“Alles nur noch Kommerz”, jammert so mancher Fußballfan und trauert der vermeintlich guten alten Zeit hinterher, als man Verträge noch per Handschlag schloss und nicht wenige Kicker ihre gesamte Profikarriere bei einem einzigen Verein bestritten. Spielern wie Clubs, meinen viele, mangele es heutzutage an Ethos und Volksnähe. Alles werde letztlich überstrahlt von der Hatz nach Gehältern, Titeln und Umsatzrekorden.
Tatsächlich werden die Clubs längst wie Wirtschaftsunternehmen geführt, straff organisiert und flankiert von breiter externer Expertise. Mit der wirtschaftlichen Stärke gingen indes auch gestiegene Erwartungen einher, sagt Stefan Ludwig von der Unternehmensberatung Deloitte. “Fans, Mitglieder, Sponsoren und Politik erwarten zunehmend, dass die Bundesligisten auch gesellschaftlich eine immer größere Verantwortung übernehmen”, so Ludwig. Laut einer Deloitte-Studie aus dem Jahr 2019 verfolgen immer mehr Clubs entsprechende Zielsetzungen, bis hin zum CO2-neutralen Stadion.
Wie genau sich dies in der Praxis niederschlägt, hat die Deutsche Welle unter die Lupe genommen. So hat etwa Borussia Dortmund eine Photovoltaik-Anlage auf dem Stadiondach installiert, über die pro Sitzplatz eine Tonne CO2 eingespart werden soll. Strom aus erneuerbaren Energien nutzen auch viele Konkurrenten wie München oder Leverkusen. Ebenso sind Mehrweg-Becher und LED-Beleuchtung in zahlreichen Stadien längst Alltag.
Besonders vorbildlich zeigen sich die oft als Retortenclub geschmähten Hoffenheimer. So gleicht man im Kraichgau etwa den eigenen ökologischen Fußabdruck mit Hilfsprojekten in Uganda aus und vergibt aus Gras hergestellte Autogrammkarten. Außerdem kann jeder Ticketkäufer Baumsetzlinge für je einen Euro erwerben.
Ähnliches für den FSV Mainz 05, der sich 2011 zum „ersten klimaneutralen Bundesligaverein“ proklamierte. Die Solarzellen auf dem Dach der Arena sparen lauten Club-Angaben jährlich rund 470 Tonnen CO2 ein. Zudem produziert man im Stadion seinen eigenen Honig. Als Vorreiter in Sachen Umweltfreundlichkeit gilt unterdessen der SC Freiburg, der bereits 1995 eine Solaranlage installieren ließ. Ein Jahr später folgten wasserlose Urinale. Überdies kooperieren die Schwarzwälder mit dem „Word Wide Fund For Nature“ (WWF) im Rahmen von Naturschutzprojekten.
Serienmeister München in ungewohnter Jäger-Rolle
Reichlich Nachhaltigkeit bietet die Bundesliga derzeit auch in punkto Spannung. So war das Rennen um die Meisterschale schon lange nicht mehr als so offen wie in dieser Spielzeit. Dass die erfolgsverwöhnten Münchner Bayern, zuletzt siebenmal in Folge Titelträger, sich wie teils in früheren Jahren bereits im März die Meisterschaft sichern, kann man getrost ausschließen.
Denn nicht sie führen die Liga an, sondern RB Leipzig aus dem Imperium des österreichischen Brause-Milliardärs Dietrich Mateschitz. Unter dem neuen Coach Julian Nagelsmann hat die ohnehin nicht torscheue Mannschaft noch einmal an Durchschlagskraft zugelegt und als erstes Team überhaupt in neun aufeinander folgenden Partien mindestens drei Treffer erzielt. Ein Triumph zu Saisonende scheint zurzeit also gar nicht abwegig.
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