Interview mit Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
DW: Inwieweit könnte die aktuelle Knappheit bei klassischen Baustoffen zu einer verstärkten Suche nach alternativen Baustoffen in der Wohnungswirtschaft beitragen?
Kreißig: Wir erleben gerade zwei Arten von Knappheiten: die strukturelle Knappheit und den sogenannten Schweinezyklus. Bei strukturellen Verschiebungen von Bauweisen, etwa hin zum Holzbau, müssen wir möglichst dafür sorgen, dass die Verfügbarkeit entsprechend gesteigert wird. Dem gegenüber steht ein Phänomen, das wir zu Beginn der Coronapandemie bei der Klopapierknappheit erleben konnten, also eine kurzfristig überragende, mitunter auch irrationale Nachfrage. Viele Unternehmen haben eine eigene Lagerhaltung aufgegeben. Das macht sich nun bemerkbar, ist aber nichts Langfristiges. Die Lager werden wieder mit Regelprodukten aufgefüllt, was natürlich aktuell für Preissteigerungen sorgt. Aber das wird sich einrenken. Alternative Baustoffe in großem Volumen in die Wohnungswirtschaft einzuführen, ist ein Prozess von Jahrzehnten. Das löst kurzfristig keine Engpässe.
In welchen Bereichen böten sich schon heute alternative und vor allem nachhaltige Baustoffe an?
Wir werben ja schon immer dafür, einen Bau bis zum End of Life zu denken. Ein Bereich ist sicher die Dämmung. Polystyrol hat sich hier seit den 70er Jahren durchgesetzt, nach dem Motto: „Wir hängen das Erdöl lieber an die Wand, als es zu verbrennen!“ Heute haben wir ein Recyclingproblem. Allerdings muss man auch differenzieren, Dämmstoff ist nicht gleich Dämmstoff. Mit einer Naturfaser kann man keine Perimeterdämmung vollbringen. Aber es gibt Anwendungsbereiche, wo die NaWaRo in einer Top-Position sind. In Dachgeschossen etwa kann man Holzfaserdämmstoffe nutzen oder diese als Dämmmaterial einblasen. …
Gekürzt. Geschrieben für DW Die Wohnungswirtschaft. Der vollständige Beitrag erschien in der Nummer 08/2021. Zum Abonnement der Zeitschrift Die Wohnungswirtschaft geht es hier.
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