Johannes Kreißig. Foto: DGNB

Alter­native Baustoffe einführen ist ein Prozess von Jahrzehnten“

von | 30. August 2021

Interview mit Johannes Kreißig, Geschäfts­füh­render Vorstand, Deutsche Gesell­schaft für Nach­hal­tiges Bauen (DGNB).

DW: Inwieweit könnte die aktuelle Knappheit bei klas­si­schen Baustoffen zu einer verstärkten Suche nach alter­na­tiven Baustoffen in der Wohnungs­wirt­schaft beitragen?

Kreißig: Wir erleben gerade zwei Arten von Knapp­heiten: die struk­tu­relle Knappheit und den soge­nannten Schwei­ne­zyklus. Bei struk­tu­rellen Verschie­bungen von Bauweisen, etwa hin zum Holzbau, müssen wir möglichst dafür sorgen, dass die Verfüg­barkeit entspre­chend gesteigert wird. Dem gegenüber steht ein Phänomen, das wir zu Beginn der Coro­na­pan­demie bei der Klopa­pier­knappheit erleben konnten, also eine kurz­fristig über­ra­gende, mitunter auch irra­tionale Nachfrage. Viele Unter­nehmen haben eine eigene Lager­haltung aufge­geben. Das macht sich nun bemerkbar, ist aber nichts Lang­fris­tiges. Die Lager werden wieder mit Regel­pro­dukten aufge­füllt, was natürlich aktuell für Preis­stei­ge­rungen sorgt. Aber das wird sich einrenken. Alter­native Baustoffe in großem Volumen in die Wohnungs­wirt­schaft einzu­führen, ist ein Prozess von Jahr­zehnten. Das löst kurz­fristig keine Engpässe.

In welchen Bereichen böten sich schon heute alter­native und vor allem nach­haltige Baustoffe an?

Wir werben ja schon immer dafür, einen Bau bis zum End of Life zu denken. Ein Bereich ist sicher die Dämmung. Poly­styrol hat sich hier seit den 70er Jahren durch­ge­setzt, nach dem Motto: „Wir hängen das Erdöl lieber an die Wand, als es zu verbrennen!“ Heute haben wir ein Recy­cling­problem. Aller­dings muss man auch diffe­ren­zieren, Dämmstoff ist nicht gleich Dämmstoff. Mit einer Natur­faser kann man keine Peri­me­ter­dämmung voll­bringen. Aber es gibt Anwen­dungs­be­reiche, wo die NaWaRo in einer Top-​Position sind. In Dach­ge­schossen etwa kann man Holz­fa­ser­dämm­stoffe nutzen oder diese als Dämm­ma­terial einblasen. …


Gekürzt. Geschrieben für DW Die Wohnungs­wirt­schaft. Der voll­ständige Beitrag erschien in der Nummer 08/​2021. Zum Abon­nement der Zeit­schrift Die Wohnungs­wirt­schaft geht es hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Was warm hält, hält auch kühl

Was warm hält, hält auch kühl

Heizen und Kühlen von großen Gewerbe- und Bürogebäuden stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an Energieeffizienz, Kosten, Umweltverträglichkeit und Komfort. Oder doch nicht? Wäre es nicht besser, Heizen und Kühlen mit einer einzigen Technologie zu bewältigen?...

Daten für den kommu­nalen Wärmeplan: Wer muss was liefern

Daten für den kommu­nalen Wärmeplan: Wer muss was liefern

Für die kommunale Wärmeplanung gilt in besonderem Maße die alte Ingenieurweisheit: Ich kann nur verändern, was ich messen kann. Und dazu braucht man Daten. Die müssen theoretisch von allen Wärmeverbrauchern kommen, also von Industrie, Gewerbe, Wohnungsgesellschaften...

Welches Potenzial hat Biomethan?

Welches Potenzial hat Biomethan?

Biomethan könnte durchaus eine Rolle für Fahrzeuge und die Wärmeversorgung spielen. Die Potenziale sind begrenzt, aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Durch den Wegfall der EEG- und KWK-Vergütung kommen alte Biogasanlagen auf den Markt, die weiter betrieben werden...

Luftwärme für ein Luftschutzbauwerk

Luftwärme für ein Luftschutzbauwerk

Der Bilker Bunker nahe der Düsseldorfer Altstadt hat eine bewegte Geschichte. Doch er soll auch eine Zukunft haben. Und die bekommt er mit moderner Haustechnik – dank Wärmepumpen und eines ausgefeilten Lüftungssystems. Das Luftschutzbauwerk Nr. 25 an der Ecke Aachener...