Homeoffice vermeidet Pendlerverkehr und hilft den Nachhaltigkeitsansprüchen von Unternehmen. Foto: Frank Urbansky

Die große Rolle kleiner Unter­nehmen bei der Klimafrage

von | 13. Dezember 2022

Beinahe jedes deutsche Groß­un­ter­nehmen hat bereits konkrete Schritte zur Reduktion ihres CO₂-​Austoßes hin zu mehr Nach­hal­tigkeit vorge­nommen. So weit so gut. Doch machen kleine Unter­nehmen weltweit den Löwen­anteil von insgesamt 99% aller Firmen und etwa zwei Drittel der Arbei­ter­schaft aus. Entspre­chend beein­träch­tigen sie die Umwelt erheblich. Auch Michael Vanden­bergh, Direktor des Climate Change Research Networks, findet dass das Klima­problem nicht gelöst werden könne, ohne kleine Unter­nehmen mit einzu­be­ziehen. Deshalb geben wir in diesem Artikel vier konkrete Anre­gungen, wie man als kleines Unter­nehmen mit kleinen Verän­de­rungen einen Teil zu einer nach­hal­ti­geren Zukunft beitragen kann und gemeinsam einen riesigen Unter­schied machen kann.

Einweg­pro­dukte vermeiden

Jeder kennt sie: Papp­becher neben der Kaffee­ma­schine im Büro. So praktisch und ständig verfügbar sie auch sein mögen, hinter­lassen Einweg­ar­tikel aus Plastik und Papier leider auch ihren Fußab­druck auf unserem Planeten.

Einweg-​Plastik ist in Deutschland ohnehin bereits verboten. Aber auch beim Papier kann in Klein­un­ter­nehmen einiges einge­spart werden. Sind im Büro oder der Betriebs­küche wieder­be­nutzbare Becher für jeden Mitar­beiter verfügbar, können Einweg­becher ganz schnell ersetzt werden. Das gleiche gilt für Teller und Besteck.

Opti­ma­ler­weise sollten Mitar­beiter die unter­neh­mens­ei­genen Becher auch außerhalb der Firma nutzen dürfen. Beispiel­weise für einen Besuch bei Starbucks oder dem Lieb­lingscafé um die Ecke.

Für Klein­un­ter­nehmer, die beim Thema Nach­hal­tigkeit noch einen Schritt weiter gehen möchten, können wieder­ver­wendbare Trage­ta­schen für die Einkäufe der Mitar­beiter bereit­ge­stellt werden. Am besten mit dem Firmenlogo, um einen zusätz­lichen Werbe­effekt zu erzielen.

Flexi­bi­lität bei Home Office und Arbeitszeiten

Eine Zahl lässt aufhorchen: etwa ein Viertel des welt­weiten CO₂-​Ausstoßes wird durch die Trans­port­branche und den Berufs­verkehr ausgelöst. Sowohl große als auch kleinere Unter­nehmen können hier durch bewusste Entschei­dungen, die richtigen Anreize und dem Drehen an ein paar kleinen Stell­schrauben dafür sorgen, dass die Erde etwas weniger belastet wird.

Eines der seit Corona am meisten disku­tierten Themen ist die flexible Arbeit von Zuhause aus. Viele Unter­nehmen haben bereits reagiert und geben ihren Mitar­beitern die Wahl zwischen Büro­alltag und Home Office. Dadurch wird nicht nur der Stress­level von Mitar­beitern reduziert, sondern auch ihre CO₂-​Emissionen. Die Auswir­kungen auf den Pendel­verkehr sind gerade in Groß­städten zum Teil bereits spürbar.

Neben dem Ort der Arbeit, kann auch die Zeit einen Einfluss auf die Umwelt haben. Wer nicht spätestens Punkt 9 Uhr im Büro sein muss, hätte womöglich die Möglichkeit etwas später in einer Fahr­ge­mein­schaft in die Stadt zu fahren. Und im Anschluss an die Arbeitszeit nicht zuerst nach Hause zu fahren, sondern direkt zum Essen mit Freunden. So können bei bewusstem und flexiblem Umgang mit dem Thema immer wieder einzelne Strecken im Pendel­verkehr vermieden werden.

Entscheidend ist, ob das Unter­nehmen und dessen Mitar­beiter hier gemeinsam und nicht gegen­ein­ander ein Umfeld schaffen, das unsere Erde schont und nicht unnötig belastet. Kreative Anreize für Mitar­beiter, die mit dem Rad, öffent­lichen Verkehrs­mitteln oder Fahr­ge­mein­schaften ins Büro kommen, sind oft ein guter Anfang.

Bewusstsein beim Thema Essen

Wie bereits allgemein bekannt, beein­flussen tierische Produkte aus Fleisch oder Fisch die Umwelt deutlich stärker als pflanz­liche Nahrungs­mittel. Laut eines Berichts der Vereinten Nationen macht die Vieh­wirt­schaft etwa 14% der welt­weiten CO₂-​Belastung aus. Zum Vergleich verur­sacht eine Kartoffel nur etwa 40g CO₂, während ein Stück Rind­fleisch mehr als 10x so viel verursacht.

Natürlich kann und sollte man seinen Mitar­beitern als Chef keine vegane Kost aufzwingen. Jedoch gibt es die Möglichkeit, das Angebot und Bewusstsein rund um alter­native Nahrungs­mittel zu erweitern. Viele Fleisch­esser mögen und vertragen Hafer­milch beispiel­weise besser als Kuhmilch.

Ein erster Schritt wäre es, neben herkömm­licher Milch zusätzlich auch Hafer- oder Sojamilch für den Kaffee bereit­zu­stellen. Auch bei den Büro­s­nacks oder beim Kuchen kann man pflanz­liche Alter­na­tiven ohne tierische Eiweiße anbieten. Die Mitar­beiter können dann selbst entscheiden, was ihnen am besten schmeckt.

Einfache Maßnahmen um Strom zu sparen

Durch die Ener­gie­wende und den Krieg in der Ukraine ist Strom nochmal deutlich teurer geworden als es davor schon war. Die Strom­erzeugung hat ebenfalls einen riesigen Einfluss auf die CO₂-​Statistik. Laut aktuellen Berech­nungen des Umwelt­bun­des­amtes verur­sacht die Erzeugung einer Kilo­watt­stunde Strom 2021 in Deutschland durch­schnittlich 420 Gramm CO₂.

Muss das Büro auf 20 Grad im Sommer herun­ter­ge­kühlt werden? Welche Geräte und Server müssen nachts an oder auf Standby sein und welche nicht? Welche Neuan­schaf­fungen benötigen besonders wenig Strom? Das sind alles Fragen, die man sich als Geschäfts­führer eines Klein­un­ter­nehmens fragen darf. Wer sich dieses Thema von Grund auf bewusst macht, hilft nicht nur der Umwelt, sondern spart auch bei den Passiva in der eigenen Bilanz.

Wer noch ein oder zwei Schritte weiter gehen möchte, könnte einen Büroraum mit einem Holzofen beheizen oder mit inno­va­tiven Fahr­rädern im unter­neh­mens­ei­genen Fitnessraum Strom produ­zieren. Gerade letzteres ist zwar schon erfunden, aber für die Massen­taug­lichkeit eher noch ferne Zukunftsmusik…

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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