Eigentlich war alles so gut vorausgedacht: Für das Ziel, doch noch 1 Million E‑Mobile bis 2020 auf die Straßen zu bringen, will die Bundesregierung mehrere Maßnahmen beschleunigen, etwa durch Standardisierung. Eine davon sind die Ladesäulen. Die dazugehörige Verordnung ging gestern durchs Kabinett und löste gleich mal wieder Frust aus.
Warum? Typisch deutsch und typisch Regierung regelt die Ladesäulenverordnung, wie eine Ladesäule in Deutschland auszustatten ist. Dazu das zuständige Bundeswirtschaftsministerium:
Mit der Verordnung erhält Deutschland als erstes europäisches Mitgliedsland gemäß der EU-Richtlinie (2014/94/EU) verbindliche technische Mindestvorgaben für Steckdosen und Fahrzeugkupplungen für das Laden von Elektromobilen. Das garantiert die Kompatibilität, die sog. Interoperabilität, öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur hinsichtlich der Steckerstandards.
So weit so gut. Doch die Standards erscheinen einigen zu hoch, zu komplex. So bemängelt der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne), dass mit der Verordnung diejenigen behindert würden, die mit eigenen Mitteln versuchen, die Elektromobilität voranzubringen. Indem nun jeder Ladepunkt mit technischen und bürokratischen Maximalanforderungen versehen werde, würden wirtschaftliche Low-Budget-Lösungen genauso ausgeschlossen wie alternative Konzepte für das Laden von Elektroautos. Dies sei ein klares Hemmnis für den Wettbewerb. Die EU-Kommission und andere EU-Staaten kritisierten dies zu Recht.
In die gleiche Kerbe schlägt der BDEW, dessen Mitglieder ja den Strom für die Ladesäulen zur Verfügung stellen müssen. Statt bestehende Hemmnisse abzubauen und europaweit einen einheitlichen Rahmen für die Elektromobilität zu schaffen, so der Verband, würde die geplante Ladesäulenverordnung in ihrer jetzigen Fassung sogar neue Hürden für den Aufbau der Infrastruktur in Deutschland bedeuten. Der Entwurf weise zahlreiche Mängel und Versäumnisse auf.
Schön der Gegensatz zwischen dem, was die EU will, wie sich die Regierung darauf beruft und ihm doch nicht entspricht. Der Ansatz, technische Mindeststandards zu implementieren, ist sicher nicht falsch. Doch scheint die Regierung weit übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Ein wirklicher Baustein, um das Millionen-Ziel doch noch zu erreichen, ist diese Ladesäulenverordnung mit Sicherheit nicht.
Vorschaubild: Fern jeder deutschen Ladesäulenverordnung: E‑Parkplätze mit Ladesäule auf Madeira. Foto: Urbansky
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