Komplett im Passivhausstandard errichtet: Haus in der Bahnstadt Heidelberg. Foto: Urbansky

EnEV 2016 lässt Baukosten ansteigen – um maximal 6 Prozent

von | 23. August 2016

Drei Fragen an den Archi­tekten Burkhard Schulze Darup, Nürnberg, der eine große Zahl von hoch­ef­fi­zi­enten Gebäuden im Passivhaus- und KfW-​Effizienhaus-​Standard gebaut hat, zu den Kosten der EnEV 2016.

Welche Kosten­stei­gerung ist durch die neue EnEV zu erwarten?

Burkhard Schulze Darup. Foto: privat

Burkhard Schulze Darup. Foto: privat

Die EnEV 2016 wird die Baukosten ansteigen lassen, denn erhöhte Standards kosten eben mehr Geld. Bei der Diskussion sollte die Kirche deshalb im Dorf bleiben. Wir kalku­lieren regel­mäßig die Kosten­dif­fe­renzen unter­schied­licher Standards und haben deshalb einen guten Überblick. Der Schritt von der EnEV 2014 zur EnEV 2016 ist beim Wohnungsbau in günstigen Fällen mit gut 20 € pro m² Wohn­fläche* hinzu­be­kommen. Wenn der Planer sich besonders dumm anstellt – oder ein besonders schwie­riges Gebäude zu planen ist, können es auch 80 €/​m²WF sein. Es geht also um ein Spektrum von 1,5 bis 6 Prozent Kosten­stei­gerung. Wir versuchen bei unseren Planungen mit 60 bis 100 €/​m² Mehr­in­ves­tition in etwa beim Passivhaus-​Standard zu landen. …

Mit welchen zusätz­lichen, etwa plane­ri­schen und gestal­te­ri­schen Problemen haben Sie dabei zu kämpfen?

Oft ermög­lichen Effi­zi­enz­ziele einen anderen Umgang mit dem Bauherren. Es werden grund­sätz­liche Dinge hinter­fragt und plötzlich kommen Synergien zustande, die zu sehr wirt­schaft­lichen Gebäuden führen. Und hinsichtlich der Gestaltung hält sich hart­näckig das Gerücht, dass Effi­zi­enz­häuser hässlich seien. Das ist mit einer Vielzahl wunder­barer Beispiele widerlegt. Bessere Bauphysik erfordert ein klein wenig neues Denken bei der Planung, schafft vor allem aber archi­tek­to­nische Frei­heiten, die viele Archi­tekten inzwi­schen hervor­ragend zu nutzen wissen.

Was ist Ihrer Meinung nach am besten geeignet, den Brücken­schlag zwischen Ener­gie­ef­fi­zienz und Wirt­schaft­lichkeit hinzubekommen?

Fünf­und­zwanzig Jahre Erfahrung mit Passiv­häusern und KfW Effi­zi­enz­häusern zeigen, dass sowohl beim Neubau als auch der Sanierung zunächst die Devise gilt, eine hoch­wertige Gebäu­de­hülle zu schaffen. Die paar Zenti­meter Mehr­dämmung erweisen sich immer als wirt­schaftlich und hoch­wertige Fenster mit Drei­schei­ben­ver­glasung sind in den letzten Jahren sehr preis­günstig geworden. Am wich­tigsten ist es jedoch, nicht auf die Inves­ti­ti­ons­kosten zu schauen, sondern auf die monat­liche Belastung der Nutzer. …

* Kosten­an­gaben in € pro m² Wohn­fläche für die reinen Baukosten, d. h. Kosten­gruppe 300/​400 nach DIN 276 inkl. MWSt.


Gekürzt. Geschrieben für Immo­bi­li­en­wirt­schaft. Der voll­ständige Beitrag erschien in der Nummer 05/​2016. Er ist auch hier online ab Seite 58 zu lesen. Zum Abon­nement der Zeit­schrift Immo­bi­li­en­wirt­schaft geht es hier.

Über den klima­neu­tralen Gebäu­de­be­stand, den ja auch die EnEV und ihre weiteren Reformen im Blick haben, berichtet Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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