Foto: Vojens Fjernvarme

Welt­größte Solar­ther­mie­anlage nutzt Power-to-Heat

von | 20. August 2015

Durch den guten Ausbau des Nah- und Fern­wär­me­netzes in Dänemark, das im Zuge der Ölkrise in den 70er und 80er Jahren entstand, hat es unser nörd­licher Nachbar nun leichter, mit Erneu­erbare Energien die Fossilen auch bei zentralen Versor­gungs­tech­no­logien abzulösen. In Deutschland ist das noch Zukunftsmusik.

In der Bildmitte ist die zweite Ausbaustufe zu sehen, links das Speicherbecken. Foto: Vojens Fjernvarme

In der Bildmitte ist die zweite Ausbau­stufe zu sehen, links das Spei­cher­becken. Foto: Vojens Fjernvarme

In Voljens entstand, so die Wärme­wende Info Nr. 15, im letzten Jahr die welt­größte Solar­ther­mie­anlage. Am 12. Juni 2015 ging sie in Betrieb. Auch sie bedient ein Nahwär­menetz und versorgt das über 7000 Einwohner zählende Städtchen. Die Anlage kommt dabei auf eine Anschluss­quote von 75 % und deckt mit 28.000 MWh im Jahr einen Großteil des Wärmebedarfs. 

Technisch inter­essant ist die Einkopplung eines 10-​MW-​Elektrodenkessels, der nach dem Prinzip von Power-​to-​Heat arbeitet. Auch heir sind die Dänen Deutschland gut voraus. Der Kessel wird nicht mit über­schüs­sigem Windstrom betrieben, sondern aus Mitteln des Regel­en­er­gie­marktes, weil er zur Netz­sta­bi­li­sierung beiträgt.

Die Anlage besteht aus folgenden Teilen:

  • Erste Ausbau­stufe mit 17.500 m² Solar­ther­mie­kol­lek­toren (2012)
  • 3.000 m³ Pufferspeicher
  • Gaskessel mit einer Leistung von 7 MW
  • Absorp­ti­ons­wär­me­pumpe (600 kW), mit der insbe­sondere die Effizienz der Solar­thermie gesteigert wird, ange­trieben vom Abgas des Erdgaskessels
  • Elek­tro­den­kessel mit 10 MW,
  • 240 m² Photovoltaik-​Module (28 kW peak) an den Schräg­fas­saden der neuen Verwaltungsgebäude
  • Erwei­terung der Solar­ther­mie­anlage um 54.000 m² 2014
  • Erdbe­cken­wär­me­speicher mit einem Volumen von über 200.000 m³ in 
Speicherbecken mit Wärmetausch-Leitungen. Foto: Vojens Fjernvarme

Spei­cher­becken mit Wärmetausch-​Leitungen. Foto: Vojens Fjernvarme

Insgesamt wurden 23,6 Mio. Euro inves­tiert. Ziel ist es, mit der Anlage, die, vom Gaskessel abgesehen, keine größeren Brenn­stoff­kosten verur­sacht, die Fern­wär­me­preise stabil zu halten. Für 2015 gab es tatsächlich eine Senkung, nachdem es im Jahr zuvor eine Stei­gerung gegeben hatte. Derzeit liegt der Fern­wär­me­preis für die Voljenser bei 10,87 Eurcent je kWh, berechnet auf eine 130- m²-​Wohnung. Das ist deutlich mehr als der Durch­schnitts­preis in Deutschland (ca. 10,35 Eurocent je kWh), was jedoch der in Dänemark deutlich höheren Mehr­wert­steuer von 25 % geschuldet ist.

Vorschaubild: Vojens Fjernvarme

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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