Die verschiedenen Label für Heizgeräte. Quelle: Europäische Kommission

Effizienz-​Label für Heiz­kessel wenig effizient

von | 28. September 2015

Für neue Heiz­geräte wurden ab dem 26. September 2015 Effi­zi­enz­label einge­führt, wie sich bisher von Kühl­schränken oder Wasch­ma­schinen bekannt sind. Doch diese lassen einen wesent­lichen Aspekt der Effizienz außer acht: die Brennstoffkosten.

Effi­zi­enz­label sind für Verbraucher eine feine Sache. Bei elek­tro­ni­schen Geräten weisen sie den Weg weg von Strom­fressern hin zu Ener­gie­sparern. Die über­sicht­liche und farbliche Glie­derung von A (grün und Top) bis G (rot und lieber nicht kaufen) ist über­sichtlich und seit 1992, dem Jahr der Erst­ein­führung von den Kunden gut gelernt. Nun kommen die Label auch für neue und, wie die Regierung plant, auch für alte Heiz­kessel. Doch die schöne Über­sicht­lichkeit ist nun dahin. 

Denn wenn man bei der weißen Ware oder bei Fern­sehern davon ausgehen kann, dass mit einem guten Rating Strom und damit Verbrauchs­kosten sinken, ist dies bei bei den Heiz­ge­räten keineswegs der Fall.

Haupt­grund ist die von der Regierung gewollte Bevor­zugung rege­ne­ra­tiver Energien. Davon profi­tieren vor allem Wärme­pumpen. Diese werden immer das Label A+ und besser bekommen, selbst wenn sie wenig effizient sind. Ein Öl-​Brennwertkessel, mit Wirkungs­graden von bis zu 98 Prozent hoch­ef­fi­zient, kann maximal auf A hoffen. So vergleicht das Label also verschiedene Tech­no­logien mitein­ander und nicht, wie bisher üblich, die Geräte innerhalb einer Technologie.

Diese Schwäche bemängeln auch die Verbrau­cher­schützer aus Nordrhein-​Westfalen und beklagen den „Verzicht auf eine wirkungs­volle, verbrau­cher­freund­liche Binnen­dif­fe­ren­zierung innerhalb der einzelnen Gerä­te­gruppen. So wird zum Beispiel eine Wärme­pumpe mit vergleichs­weise sehr schlechter Jahres­ar­beitszahl und hohem Strom­ver­brauch, die also hohe Kosten verur­sacht, aufgrund des Berech­nungs­ver­fahrens noch eine – de facto tech­no­lo­gie­ge­bundene – sehr gute Klas­si­fi­zierung erhalten.“

Sprich: Die Brenn­stoff­kosten, zumindest ein Faktor für Ener­gie­ef­fi­zienz aus Verbrau­cher­sicht, bleiben komplett außen vor. Man vergleicht letztlich Äpfel mit Birnen. Denn ein Öl-​Brennwertgerät lässt sich bei den derzei­tigen günstigen Ölpreisen sehr günstig betreiben, während eine Wärme­pumpe bei den nur minimal sinkenden Strom­kosten gerade in kalten Wintern oder in Alpen sowie Mittel­ge­birgsnähe ein wahrer Strom- und damit Kosten­fresser sein kann. Zwar wäre es vom Label zu viel verlangt, auch dieses mit auszu­weisen. Doch die Verbraucher sind nun mal anhand des Labels gewohnt, Ener­gie­ef­fi­zienz mit Kosten­er­sparnis zu verbinden, und nicht mit rege­ne­ra­tiven Technologien.

Vorschaubild: Die verschie­denen Label für Heiz­geräte. Quelle: Euro­päische Kommission

Geschrieben für Brenn­stoff­spiegel. Der voll­ständige Beitrag ist nur in der Ausgabe 9/​2015 zu lesen. Zum kosten­freien Pobeabo geht es hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

2 Kommentare

  1. Rainer Bögl

    Hallo Frank,

    wie du bereits super darstellst ist ein Vergleich der verschie­denen Heiz­tech­no­logien mit einem Enger­gie­label reine Augen­wi­scherei. Es müsste nicht nur eine Klas­si­fi­zierung der einzelnen Tech­no­logien unter­ein­ander erfolgen, sondern das ganze System müsste im Ener­gie­ausweis eine Ener­gie­klasse bekommen. Wer eine Wärme­pumpe mit handels­üb­lichen Radia­toren betreibt, braucht sich nicht wundern, wenn die Bude kalt ist, die Strom­kosten durch die Decke gehen und die Jahres­ar­beitszahl gelinde gesagt eine Kata­strophe ist. Wer das System dagegen mit richtig einge­stellt mit einer Flächen­heizung betreibt, der wird von einer Wärme­pumpe hellauf begeistert sein.
    Hier sollte dringend nach­ge­bessert werden!

    Viele Grüße
    Rainer

    • Frank Urbansky

      Hallo Rainer, da kann ich dir nur voll zustimmen. Dem Konsu­menten, der in der Regel nicht unbedingt weiß, was Effizienz bedeutet, wird hier vorge­gaukelt, allein durch das Label ein effi­zi­entes Gerät zu erwerben. Dass die Kosten­frage überhaupt nicht berück­sichtigt wird, halte ich für fatal. Dein Vorschlag mit der Ener­gie­klasse im Ener­gie­ausweis geht in die richtige Richtung. Ich befürchte nur, dass die Politik sich jetzt ob der Labels auf die Schultern klopft und alles genau so lassen wird für die nächsten 10 Jahre.
      Viele Grüße Dein Frank

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