BASF und der russische Konzern Gazprom haben sich Anfang September 2015 darauf geeinigt, wertgleiche Vermögensgegenstände zu tauschen. Ursprünglich war dies bereits für 2014 geplant, wurde aber vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen der Europäischen Union (EU) und Russland abgesagt wurde. Die damals verhängten Sanktionen betrafen nach dem Willen der EU aus Gründen der Versorgungssicherheit ausdrücklich nicht das Erdgasgeschäft, das deswegen ganz normal weiterlief.
Der Tausch wird nun noch 2015 vollzogen. Gazprom kommt damit seiner erklärten Strategie, in Europa eine vertikale Marktdurchdringung, also von der Exploration bis hin zum Endkunden, deutlich näher.
Doch wie sind beide Unternehmen, also BASF und Gazprom, nun in Zukunft miteinander verbandelt? Dieser Bericht folgt im Wesentlichen einer Anfrage der Fraktion der Linken an die Bundesregierung und deren Antworten darauf.
Die BASF-Tochter Wintershall erhält durch die Transaktion den wirtschaftlichen Gegenwert von 25 Prozent plus einen Anteil an den Blöcken IV und V der Achimov-Formation des Urengoi-Erdgas- und Kondensatfelds in Westsibirien. Die zwei Blöcke werden gemeinsam von Gazprom und Wintershall erschlossen.
Im Gegenzug hat Wintershall ihre Beteiligung an dem bislang gemeinsam betriebenen Erdgashandels- und Speichergeschäft an Gazprom übertragen. Hierzu zählen die 50 Prozent der Anteile an den Erdgashandelsgesellschaften WINGAS, WIEH (Wintershall Erdgashandelshaus Berlin) und WIEE (Wintershall Erdgashandelshaus Zug) einschließlich der Anteile an der Speichergesellschaft astora, die die Erdgasspeicher in Rehden und Jemgum betreibt, sowie des Anteils an dem Erdgasspeicher in Haidach/Österreich.
Damit hat Gazprom rund ein Viertel der deutschen Speicherkapazitäten in der Hand, auch wenn diese derzeit nicht profitabel zu betreiben sind. Mit der Wingas verfügt sie nun über eine Tochter, die als Lieferantin von Stadtwerken zumindest in Norddeutschland das Endkundengeschäft prägt.
Gazprom beteiligt sich zudem mit 50 Prozent an der Wintershall Noordzee B.V., die in der Erdöl- und Erdgassuche sowie ‑förderung in der südlichen Nordsee (Niederlande, Großbritannien und Dänemark) tätig ist. Dadurch engagieren sich sowohl BASF als auch Gazprom deutlich stärker in der gemeinsamen Förderung und dem Transport nach Deutschland. BASF hingegen zieht sich aus den Bereichen Speicherung und Handel des deutschen Gasmarkt zurück.
Ein Großteil des Gasimports aus Russland über die Nord-Stream-Pipeline durch die Ostsee direkt aus Russland nach Deutschland geleitet. Am 4. September 2015 haben Gazprom, BASF, E.ON, ENGIE, OMV und Shell einen Gesellschaftervertrag über die Umsetzung des „Nord Stream 2“-Pipelineprojekts unterschrieben, um die Erdgasversorgung auf dem europäischen Markt mit zwei weiteren Röhren auszubauen. Das Projekt wird von der neuen Projektgesellschaft „New European Pipeline AG“ entwickelt. Gazprom ist mit 51 Prozent an der Projektgesellschaft beteiligt. E.ON, Shell, OMV und BASF/Wintershall werden je 10 % und ENGIE 9 % halten. Dieses Vorhaben wird u. a. von EU-Kommissar Maroš Šefčovič kritisiert, da sie „die gesamte Gasbalance“ in Europa stören würde. Dies wird wiederum von der Bundesregierung bezweifelt.
Vorschaubild: Via Nord Stream fließt ungehindert russisches Erdgas nach Deutschland. Foto: Gazprom
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