Die Energiewende hängt bei der Mobilität am meisten hinterher. Verbrennungsmotoren bestimmen das Bild. Nicht mal 2 Prozent gehen an alternativen Antriebe, das Gros davon jedoch auch an den fossilen Energieträger Autogas.
Technische Lösungen weg vom Verbrenner gibt es viele. Brennstoffzelle oder Wasserstoff als Verbrenner (dazu morgen an dieser Stelle mehr), reine E‑Mobilität oder Hybride mit Range Extender, Gasturbinen oder verflüssigtes Erdgas (LNG, letzteres aufgrund seiner hohen Energiedichte eine echte Alternative zum Diesel) sind derzeit schon praktizierte Lösungen, aber jedoch nur im homöopathischen Bereich.
Eine Konvergenz, also die Zubewegung dieser Antriebe auf ein oder zwei, ist nicht festzustellen. Demnach wird auch die Tankstelle der Zukunft vieles anbieten müssen, darunter
- die fossilen Klassiker Diesel, Benzin, LPG, Erdgas
- Biogas
- AdBlue für Dieselmotoren für LKW und PKW
- Strom aus erneuerbaren Energien
- grüner Wasserstoff
Sie wird nach Meinung des französischen Energiekonzerns Total eine Multienergiestation, die CO2-neutrale Kraftstoffe anbietet, gleichzeitig Erlebnisort für Kommunikation sein (wozu es bei den doch recht üppigen Ladezeiten für E‑Mobile wohl zwangsläufig kommen muss) und gleichzeitig vorbildhaft die alltägliche Energieverwendung und ‑einsparung im Gebäudebereich demonstrieren. Dazu gehören
Implementierung eines Energie-Managements neuestem Stands für die Gesamtanlage
- Wärmenutzungskonzepte für Waschstraße und Shop (Abwärme, Klimatisierung)
- Neueste Anlagengenerationen in Shop und auf dem Tankfeld
- Eigenversorgung mit Elektrizität durch Integration von Solarenergie
Eine Einbindung in regionale Gegebenheiten soll dieses Konzept unterstüzten.
Wie die Multienergiestation aussehen könnte, zeigt der Konzern derzeit am umstrittenen Flughafen Berlin Brandenburg (BER), aber auch an einem anderen Standort der Hauptstadt.
Am Hauptbahnhof Wasserstoff tanken
Eröffnet wurde die Tankstelle in der Heidestraße am Hauptbahnhof bereits 2012. Neben konventionellen Kraftstoffen sowie Erdgas und Autogas wird sie demnächst über E‑Ladesäulen verfügen. Zudem gibt es eine Wasserstoff-Tankanlage mit 700 bar. Der Wasserstoff wird von Enertrag grün erzeugt, also durch Windstrom mittels Elektrolyse im nahen Prenzlau. Eine weitere Quelle ist Spezialgas-Experte Linde, der Wasserstoff aus Rohglycerin gewinnt,d as bei der Rafinierung von Biodiesel anfällt.
CO2-frei am Flughafen BER
Die Tankstelle am BER ist die erste weltweit CO2-freie. Eröffnet wurde sie im Mai 2014. Für die hier verkauften fossilen Kraftstoffe gibt s eine zertifizierte Emissionskompensation. Die Stromversorgung erfolgt durch Windstrom aus der Region. Vor Ort wird mittels Windstrom und Luft auch Wasserstoff hergestellt, das in einem Niederdruckspeicher gelagert wird. Eine PV-Anlage unterstützt die Wasserstoffproduktion und versorgt zusätzlich den Shop.
Ein Mischgas-Blockheizkraftwerk, das sowohl Wasserstoff als auch Methan verbrennen kann, versorgt die Tankstellemit Wärme und dient zur bedarfsorientierten Rückverstromung.
An beiden Tankstellen wird nun erforscht, ob sich daraus tragfähige Geschäftsmodelle insbesondere für die Wasserstoffproduktion entwickeln lassen oder wie die Ladetechnologien oder die Steckersysteme verbessert werden können. Und natürlich wird auch der Frage nachgegangen: Was will der Kunde?
Mit einer weiteren Technologie für die Sektorkopplung, die auch an der Tankstelle der Zukunft eine Rolle spielt, befasst sich Energieblogger-Kollege Jörg Heidjann hier auf seinem Blog Stromauskunft.
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