Die Macher des Webprojekts nachhaltig-investieren.com wollen ethisch-ökologisch sinnvolle Geldanlagen aus dieser Nische holen. Basis dafür ist das heute veröffentlichte Webportal, das Interessierte unterhaltsam informieren will. EnWiPo unterhielt sich mit Energieblogger-Kollegen Kilian Rüfer, der das Projekt aufbaut.
EnWiPo: Nach welchen Kriterien wählt ihr aus, wann ein Invest nachhaltig ist und wann nicht?
Kilian: Wir wählen das Invest nicht aus. Stattdessen zeigen wir, wie man Anbieter findet, die einem selbst favorisierten Kriterium entsprechen. Dafür haben wir einen Kriterienkatalog. Wer beispielsweise in erneuerbare Energien investieren will, findet zu dem Positivkriterium erneuerbare Energien Anbieter, mit denen man in erneuerbare Energien investieren kann. Wer Waffen ausschließen will, der findet Anbieter, die Waffengeschäfte ausschließen. Bei den Anbietern machen wir transparent, auf welcher Informationsbasis die Zuordnung erfolgt ist. So kann sich jeder selbst anhand seiner Wertvorstellungen Anbieter aussuchen. Dieser Schritt ist allein natürlich noch keine vollständige Anlagestrategie.
Mit wem arbeitet ihr bei dieser Bewertung zusammen?
Eine direkte Zusammenarbeit im Research-Bereich gibt es nicht. Wir wollen vielmehr einen Überblick über diverse vorhandene Hinweise auf Nachhaltigkeit verschaffen. Die Crowd bewertet dann selbst, was wichtig ist, denn das ist trotz engagierter Bemühungen noch immer unübersichtlich. Ich träume beispielsweise von vergleichbaren Kennzahlen zur Nachhaltigkeit. Genauso wie zur Renditeerwartung ein Prozentsatz angegeben wird, würde ich gerne etwas über eingespartes CO2 pro Euro erfahren wollen. Dieser Anspruch ist vielleicht etwas unfair. Die große Masse aller konventionellen Anbieter bietet eine minimale Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Ich fordere von denen, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, dass sie noch mehr Transparenz schaffen.
Welche Art von Investitionen werdet ihr bewerten?
Wir bieten keine kaufmännische Bewertung von Finanzprodukten. Dazu gibt es bereits gute Angebote, wie Ecoreporter.de, den Informationsdienst Öko-Invest oder nachhaltige Anlageberater. Bei uns gibt es Hinweise auf die Nachhaltigkeit von Anbietern für Aktien, Banken, Crowdfunding, Direktbeteiligungen und Fonds. Die Anbieter selbst werden in Kommentaren und Votings durch die Crowd bewertet. Darüber hinaus geben wir Einsteigern Tipps, worauf man achten sollte und wie das Investieren konkret umgesetzt wird. Beispielsweise ist eine gesunde Streuung des Risikos sehr wichtig.
Wisst ihr schon, welche Art von Projekten mit den Investitionen unterstützt werden?
Wir tasten uns themenweise vor. Der erste Schwerpunkt liegt auf erneuerbarer Mobilität. Zu jedem Thema gibt es Knackpunkte, die nicht eindeutig über ein Positiv- oder K.O.-Kriterium geklärt werden können. Damit kann nur das Gröbste ausgesiebt werden. Etwas tiefer in der Materie müssen wir immer abwägen. Dazu schreiben wir Artikel, die ein solches Für und Wider abwägen. Bei der erneuerbaren Mobilität beispielsweise kommen genauso wie bei Mobiltelefonen meistens seltene Erden zum Einsatz. Hier muss man sich fragen, wie die Summe der Wirkungen aussieht und wie diese im Vergleich mit Verbrenner-Fahrzeugen abschneidet. In diesem Fall müssen sich diese Herausforderungen an der Summe der Probleme mit der Ölproduktion messen lassen, die neben Ölunfällen den Abbau von Teersanden oder Fracking impliziert. Als nächstes nehmen wir uns die Bürgerenergie und nachhaltiges Bauen vor.
An wen richtet sich das Portal?
Es richtet sich an Privatanleger, die kontrollieren wollen, was mit ihrem Geld geschieht.
Werdet ihr verstärkt auch institutionelle Anleger ansprechen?
Das kann später kommen. Reizen würde mich ebenfalls der Start-up-Sektor, für den mehr Risikokapital benötigt wird. Erfahrene Geschäftsleute haben mir immer geraten, erst eine Sache richtig zu machen, bevor die nächste begonnen wird. Daran halte ich mich gerne.
Mehr unter www.nachhaltig-investieren.com
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