Mehrere dieser Wohngebäude werden in Haßfurt mittels eines kalten Wärmenetzes versorgt. In jedem Gebäude erzeugt eine Wärmepumpe die nötigen Betriebstemperaturen. Foto: Urbansky

Ener­gie­ver­sorgung: Effizient, manchmal exotisch

von | 23. Oktober 2018

Stan­dard­lö­sungen für die Versorgung von Immo­bilien mit Wärme und Strom sind zwar erprobt, aber nicht in jedem Falle effizient. Am Markt gibt es auch Lösungen, die auf den ersten Blick paradox erscheinen, wie das Heizen mit Eis oder kalte Wärme­netze. Einige davon sollen hier vorge­stellt werden.

1. Kalte Wärmenetze

Was sich wie ein Gegensatz anhört, ist letztlich eine Wärme­netz­lösung ohne Wärme­ver­luste. Denn das Netz bleibt ja kalt. Statt wie die in der Immo­bi­li­en­wirt­schaft bekannten Wärme­netze, die mit heißem Wasser oder Wasser­dampf befüllt werden, arbeiten kalte Wärme­netze mit der Umge­bungs­tem­pe­ratur des Erdreiches, in dem sie liegen. Und das sind meist konstant 10 bis 12 °C. Einige Lösungen arbeiten auch mit System­tem­pe­ra­turen von etwa 30 °C, die etwa aus der anfal­lenden Abwärme aus einem Block­heiz­kraftwerk gewonnen werden. Beide Tempe­ra­tur­ni­veaus sind zwar zu gering für eine Versorgung, ausrei­chend jedoch, um bei jedem einzelnen Ange­schlos­senen die gewünschten Tempe­ra­turen für Heizung und Warm­wasser mittels Grundwasser-​Sole-​Wärmepumpe aufzuaddieren.

Kalte Wärme­netze eigenen sich dort, wo durch Dämmung der Wärme­bedarf deutlich sinkt
Doch wann lohnt sich ein kaltes Wärmenetz? „Das ist überall dort, wo eine nicht allzu hohe Abnah­me­dichte in einem Netz herrscht“, so Michael Wester­maier, Vertriebs­in­ge­nieur bei Ratio­therm, in Deutschland einziger Spezialist für diese Art der Ener­gie­ver­sorgung. Ansonsten würden Volu­men­ströme und Rohr­di­men­sionen steigen, was den Betrieb verteure. Eine Großstadt mit ausschließlich mehr­ge­schos­sigen Gebäuden bietet sich also nicht an. Ein kaltes Wärmenetz kann aber da genutzt werden, wo durch Dämm­maß­nahmen der Wärme­bedarf ohnehin nicht mehr sehr groß ist oder Solar­thermie mit genutzt werden soll.

Die Lösung hat neben den ener­ge­ti­schen auch einige handfeste finan­zielle Vorteile. Würde jedes einzelne Objekt an einem Wärmenetz indi­vi­duell mit Erdwär­me­pumpen versorgt und mit den dazu­ge­hö­rigen Bohrungen erschlossen, läge der finan­zielle Aufwand laut Wester­maiers Schät­zungen bei dem Vier- bis Fünffachen. …


Gekürzt. Geschrie­ben für Immo­bi­li­en­wirt­schaft. Der voll­stän­dige Beitrag erschien in der Nummer 10/​2018. Zum Abon­ne­ment der Zeit­schrift Immo­bi­li­en­wirt­schaft geht es hier.

Über den kli­ma­neu­tralen Gebäu­de­be­stand berich­tet Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf sei­nem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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