Turbinenhalle eines Wasserkraftwerkes. Foto: Urbansky

EAST: Pump­speicher haben es wirt­schaftlich und politisch schwer

von | 10. Juli 2019

Rege­ne­rative Spei­cher­op­tionen für Grundlast- und Spit­zen­ab­si­cherung auf Kongress in Erfurt im September

Der Fach­kon­gress EAST Energy And Storage Tech­no­logies mit beglei­tender Ausstellung am 16. und 17. September 2019 in Erfurt wird sich auch der Wasser­kraft – neben Holz die älteste rege­ne­rative Ener­gieform, die der Mensch nutzt – widmen. Gerade Pump­spei­cher­kraft­werke sind eine sinnvolle Option, Grund­lasten zu sichern und Spit­zen­lasten abzu­decken. Doch ihre Ausbau­po­ten­ziale in Deutschland sind begrenzt – durch Geologie, Politik, Markt und Bürgerwillen.

Gerade Thüringen, das Gast­ge­berland des EAST, zeigt, wie wichtig Pump­spei­cher­kraft­werke sein können. Ein Fünftel aller Pump­spei­cher­ka­pa­zi­täten sind hier instal­liert, und zwar im 1 GW leis­tenden Pump­spei­cher­kraftwerk Goldistal. Dieses ist gleich­zeitig das größte Deutsch­lands und hat nur eine wenig geringere Leistung als ein mittleres Atomkraftwerk.

Das Prinzip ist einfach, wenn auch technisch aufwendig. Tagsüber strömt Wasser aus einem oben liegenden in ein deutlich tiefer liegendes Becken und treibt dazwi­schen liegende Gene­ra­toren an. Nachts, wenn der Strom günstig ist, weil im Überfluss vorhanden, wird das Wasser zurück in das obere Becken gepumpt. Damit tragen Pump­spei­cher­kraft­werke zur Netz­sta­bi­li­sierung bei. Denn nachts nehmen sie über­flüs­sigen Strom in den Netzen ab und decken tagsüber Spitzen ab, die in Industrie, Gewerbe und Verwaltung auftreten. Viel mehr System­dienst­leistung im Sinne der Netz­sta­bi­lität geht kaum. Auch Über­schüsse durch Solar- oder Windstrom können so kurz­fristig genutzt werden.

Derzeit sind in Detuschland rund 7 GW an theo­re­ti­scher Pump­spei­cher­leistung instal­liert. Sie können 4 TWh elek­trische Energie speichern. Das entspricht etwa dem Hundert­fachen aller normalen elek­tri­schen Batterien oder dem 200fachen aller Batterien von Elek­tro­autos. Weitere 3,5 TWh könnten erschlossen werden, entweder mittels Anlagen in Mittel­ge­birgen, kleineren Seen oder Bergwerksstollen.

Doch ob diese Poten­ziale jemals Wirk­lichkeit werden, ist offen. Die poli­ti­schen und damit die wirt­schaft­lichen Rahmen­be­din­gungen lassen die großen Inves­ti­tionen in einem unren­tablen Licht erscheinen. Denn Pump­spei­cher­kraft­werke sind kein lohnendes Geschäft mehr. Für die System­dienst­leis­tungen zur Netz­sta­bi­li­sierung gibt es den Regel­en­er­gie­markt. Waren die Erlöse, die Pump­spei­cher­kraft­werke daraus früher bezogen, durchaus auskömmlich, so gingen die Vergü­tungen in diesem Markt­segment in den letzten Jahren drastisch zurück. Hinzu kommt ein gene­reller Rückgang der Strom­preise durch die Libe­ra­li­sierung des Marktes.

Und: Baupro­jekte dieser Größen­ordnung sind in Deutschland kaum noch durch­zu­setzen. Erst in diesem Jahrzehnt schei­terten zwei große Baupro­jekte für Pump­spei­cher­werke, eines im Schwarzwald, eines im Harz, an starken Bürgerprotesten.

Dennoch könnte diese Tech­no­logie eine Zukunft haben – auch in Deutschland. Denn das Prinzip kann in einen deutlich kleineren Maßstab über­tragen werden. Dabei schwimmt auf einem größeren Wasser­be­hälter eine Platte, auf der ein Steigrohr und an dessem Ende ein Generator montiert sind. Wird das Steigrohr geöffnet, sinkt die Platte durch die Schwer­kraft nach unten, das Wasser strömt nach oben und treibt den Generator an. Ist Strom im Überfluss vorhanden, wird das Wasser wieder unterhalb der Platte zurück­ge­pumpt, diese steigt wieder an. Vor allem für die Akzeptanz der Bevöl­kerung wäre eine solche Lösung gut, da sie nicht viel größer als herkömm­liche und in länd­lichen Gegenden bekannte Rück­hal­te­becken ist. Aller­dings ist sie bisher rein theo­re­ti­scher Natur.Ein Workshop zum EAST, Sektor­über­grei­fendes Ener­gie­ma­nagement, wird auch die Rolle der Pump­spei­cher­kraft­werke und vor allem ihre Zukunft beleuchten.

Mehr dazu hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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