Erdgasgewinnung im Feld Groningen. Foto: NAM BV

Deutschland: Erdbeben durch konven­tio­nelle Erdgasförderung?

von | 10. September 2015

Erdgas trug einst zu 20 % der einhei­mi­schen Versorgung bei. Die Branche drängt auf Fracking, ohne das ein Ausbau der deutschen Förderung kaum möglich scheint. Tatsächlich liegt derzeit der Anteil an der deutschen Eigen­ver­sorgung bei unter 10 %. Und es wird weiter abwärts gehen.

Dabei reicht ein Blick zu unseren nieder­län­di­schen Nachbarn, dass auch die konven­tio­nelle Erdgas­för­derung, die hier­zu­lande kaum in der Diskussion steht, für Umwelt­schäden verant­wortlich sein kann, insbe­sondere durch Erdbeben.

Die Fraktion Die Linke fragt denn auch aktuell die Bundes­re­gierung, ob man aus den Nieder­landen etwas gelernt habe. Zum einen gibt es hier­zu­lande auch einige Beben zu verzeichnen, und zwar die folgenden:

  • östlich von Rotenburg, Oktober 2004
  • bei Völkersen, November 2012
  • Landkreis Diepholz, Mai 2014
  • Emstek im Dezember 2014

Zum anderen kam eine Unter­su­chungs­kom­mission in den Nieder­landen im Februar, der das Erdgasfeld Groningen zum Gegen­stand hatte, zu einem ernüch­ternden Schluss:

Der Dutch Safety Board stellt fest, dass die Sicherheit der Bürger in Groningen mit Hinblick auf die indu­zierte Erdbeben keinen Einfluss auf die Entscheidung zur Ausbeutung des Gasfeldes Groningen bis zum Jahr 2013 hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hat man lediglich versucht, die Auswir­kungen von Erdbeben zu begrenzen und die Gefahren von Beschä­digung zu redu­zieren. Die Sicherheit der Bevöl­kerung galt als vernach­läs­sigbar zu sein … Der Dutch Safety Board kommt daher zu dem Schluss, dass die betref­fenden Parteien nicht mit der gebotenen Sorgfalt für die Sicherheit der Bürge­rinnen und Bürger in Groningen in Bezug auf die Erdbeben verur­sacht durch Gasför­derung handelten.

Unzwei­felhaft wird also der Zusam­menhang zwischen Erdgas­för­derung und Erdbeben herge­stellt. Drei Faktoren machen die Unter­sucher für das Dilemma verantwortlich:

  1. Die Sicherheit war kein eigen­stän­diges Thema innerhalb der Entscheidungsfindung.
  2. Die Forschung, insbe­sondere zur wach­senden Ausbeutung des Groninger Feldes und der damit einher­ge­henden Verän­de­rungen, wurde sträflich vernachlässigt.
  3. Gegenüber der Bevöl­kerung wurde die Proble­matik nur unzu­rei­chend kommuniziert.

Inwieweit diese Problem­felder auch Deutschland betreffen, könnte die Antwort der Bundes­re­gierung beleuchten. Wir werden das Thema an dieser Stelle wieder aufgreifen, sobald sie vorliegt.

Vorschaubild: Erdgas­ge­winnung im Feld Groningen. Foto: NAM BV

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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