Verlegung einer 110-kV-Erdkabels in Baden-Württemberg. Foto Nico Pudimat / Wikimedia

Ener­gie­wende: Erst ein Viertel der Strom­lei­tungen fertig

von | 9. Oktober 2015

Von den geplanten 1.876 Leitungs­ki­lo­metern Strom­trassen, die für die Ener­gie­wende die Minimum-​Ausstattung darstellen, sind zur Jahres­mitte gerade mal 487 Kilometer fertig­ge­stellt. Das sind gerade mal 26 %. 

Das teilte die Bundes­re­gierung in ihrem Bericht zum Ener­gie­lei­tungs­aus­bau­gesetz (EnLAG) mit. Sechs Vorhaben seien voll­ständig in Betrieb genommen worden, fünf Vorhaben teilweise. 

Die Über­tra­gungs­netz­be­treiber würden zudem mit einer Fertig­stellung von 40 Prozent der EnLAG-​Leitungskilometer bis 2016 ausgehen. Die Fertig­stellung von weiteren 20 Prozent könnte bis 2017 erfolgen. Dazu die Bundesregierung:

Dies zeigt nicht nur im Vergleich zur ursprüng­lichen Planung, sondern auch zum Stand im letzten Bericht im Jahr 2012 eine nochmals deutliche Verzö­gerung hinsichtlich der geplanten Inbetriebnahme.

Zum Vergleich: Das Gesetz wurde 2009 beschlossen und 2013 modi­fi­ziert. Bis 2020 sollen alle Leitungen fertig sein. Dies erscheint illu­so­risch, weil schon jetzt, in über der Hälfte der Zeit, gerade mal ein Viertel fertig­ge­stellt wurde. Zudem wird der Erdka­be­l­ausbau in Süddeutschland weitere Verzö­ge­rungen bedingen, da der Aufwand dafür deutlich höher ist.

Erdkabel noch nicht reif

Auf die Erdkabel, die in der Nord-​Süd-​Trasse auf den Druck von Bayern durch­ge­setzt wurden geht der Bericht auch ein. Anders als in niedrigen Span­nungs­ebenen entspreche der Einsatz von Erdka­bel­sys­temen auf Höchst­span­nungs­ebene im Dreh­strom­be­reich noch nicht dem Stand der Technik. Es gelte daher grund­sätzlich der Vorrang von Freileitungen. 

Bevor Erdkabel in größerem Umfang im Über­tra­gungsnetz einge­setzt würden, seien im Rahmen von Pilot­pro­jekten im realen Netz­be­trieb ausrei­chende Erfah­rungen zu sammeln. Insofern könnten Erdkabel im Dreh­strom­be­reich derzeit keine gleich­be­rech­tigte Alter­native zu Frei­lei­tungen sein. Die Mehr­kosten der Erdka­bel­ver­legung werden anhand eines Beispiels mit 6 mal höher angegeben als bei einer Freileitung.

Vorschaubild: Verlegung einer 110-​kV-​Erdkabels in Baden-​Württemberg. Foto Nico Pudimat /​Wikimedia

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

2 Kommentare

  1. Craig Morris (@PPchef)

    Ganz toller Blog – generell!

EnWiPo
EnWiPo
Trans­port­lo­gistik der Zukunft: eher elektrisch

Trans­port­lo­gistik der Zukunft: eher elektrisch

Die Transportlogistik steht an einem Wendepunkt: Laut einer aktuellen EHI-Studie bereiten über 70 % der Unternehmen den Umstieg auf alternative Antriebe vor. Transportlogistiker rücken Nachhaltigkeit zunehmend in den Mittelpunkt ihrer Strategien. Eine aktuelle...

Photo­voltaik vom Acker für Anleger

Photo­voltaik vom Acker für Anleger

Die Agri-Photovoltaik könnte kurz davorstehen, vom Pilotprojekt zum Massenmarkt zu werden. Die Kombination aus Landwirtschaft und Solarstromerzeugung nutzt dieselbe Fläche doppelt, eröffnet Landwirten neue Einnahmequellen und lockt Investoren mit stabilen Renditen. In...

Batte­rie­re­cy­cling wird zum stra­te­gi­schen Faktor

Batte­rie­re­cy­cling wird zum stra­te­gi­schen Faktor

Studie der Agora Verkehrswende: Recycling von Antriebsbatterien könnte bis 2040 große Teile des Rohstoffbedarfs der Autoindustrie decken. Lithium, Nickel, Kobalt – ohne diese Materialien sind moderne Antriebsbatterien für Elektrofahrzeuge nicht herstellbar....