Endabnahme einer Sonnenbatterie. Foto: Sonnenbatterie

PV-​Speicher: Keine großen Preis­sen­kungen mehr möglich

von | 4. Februar 2016

Heute geht es weiter mit unserer Interview-​Serie zur Zukunft der PV-​Speicher. Mathias Bloch von Sonnen­bat­terie meint, dass viele Inter­es­senten voll­kommen falsche, viel zu hohe Preis­vor­stel­lungen haben. Aller­dings: Große Preis­sen­kungen wie vor zwei Jahren mit 50 % seien auch nicht mehr drin.

Ab wann erwarten Sie den breiten wirt­schaft­lichen Durch­bruch für Stromspeichersysteme?

Wir sehen häufig einen Unter­schied in der öffent­lichen Wahr­nehmung des Preises von Strom­spei­chern und dem tatsäch­lichen Preis. Viele Inter­es­senten haben Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro oder mehr im Hinterkopf und sind über­rascht wenn sie sehen, dass sie bei uns schon ein anschluss­fer­tiges Komplett­system ab 5.475 Euro brutto bekommen.

Unsere Strom­speicher sind heute bereits sehr wirt­schaftlich. Sie amor­ti­sieren sich bei richtiger Dimen­sio­nierung innerhalb von 10 bis 12 Jahren. Danach erzeugt der User noch mindestens ein Jahrzehnt lang kosten­losen Strom. Wie diverse Studien belegen, liegt die Lebens­dauer von PV-​Modulen bei rund 25 bis 30 Jahren, also weit über ihrem Abschrei­bungs­zeitraum von 20 Jahren. Unsere Spei­cher­systeme erreichen eine Lebens­dauer von 10.000 Lade­zyklen und sind für mindestens 20 Jahre ausgelegt.
Wie bei allen Tech­no­logien werden die Preise noch ein Stück zurück­gehen aller­dings nicht mehr in dem Maß, wie das bisher geschehen ist. Die Tech­no­logie ist mitt­ler­weile soweit ausge­reift, dass Preis­sen­kungen von 50 Prozent, wie die Sonnen­bat­terie sie 2014 gemacht hat, nicht mehr möglich sein werden.

Einen Preis für die kWh/​Speicherkapazität zu nennen halten wir nicht für sinnvoll, da es keine Rück­schlüsse über die Qualität der Batterien wie Lang­le­bigkeit und Sicherheit sowie den Ausstat­tungsgrad des Spei­cher­systems zulässt. Zum Beispiel lässt sich ein voll­in­te­griertes und intel­li­gentes Komplett­system wie die Sonnen­bat­terie nicht mit einem bloßen Batte­rie­block vergleichen, der keinerlei Anschlüsse oder Software hat.

Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Strom­speicher gegenüber Wärme­spei­chern, etwa der Power-​to-​Heat-​Technologie, die ja auch über­schüs­sigen PV-​Strom in Form von Warm­wasser speichern könnte?

Unser Ziel ist es, dass der Eigen­ver­brauch des Kunden so hoch wie möglich ist. Die Nutzung von über­schüs­sigem Solar­strom für die Aufbe­reitung von warmen Wasser halten wir also für eine sinnvolle Ergänzung für einen Strom­speicher. Die Sonnen­bat­terie hat zum Beispiel bereits die entspre­chenden Schnitt­stellen, um einen Heizstab zu akti­vieren oder eine Wärme­pumpe anzu­schließen. Das ermög­licht den Usern eine noch effi­zi­entere Nutzung ihres selbst erzeugten Stroms und spart am Ende noch mehr Geld.

Welche grund­le­genden Unter­schiede sehen Sie zwischen der blei­ba­sierten und der Lithium-​basierten Speichertechnologie?

Grund­sätzlich finden wir, dass Blei-​Speichersystemen technisch überholt sind. Blei hatte lange Zeit den Vorteil, dass es noch etwas günstiger als Lithium war aller­dings ist die Differenz in den letzten anderthalb Jahren deutlich kleiner geworden, so dass die Vorteile der Lithium-​Technologie klar überwiegen.

Als Vorteile der Lithium-​Speicher sehen wir folgende Punkte:

  • deutlich höhere Lebens­dauer von 10.000 Lade­zyklen im Vergleich zu 2.500 Lade­zyklen bei Blei
  • deutlich kompaktere Bauweise und nied­ri­gerer Platz­bedarf da viel höhere Energiedichte
  • keine Wartungs­kosten wie sie z.B. beim Auffüllen mit Wasser bei Blei-​Akkus notwendig machen
  • Wirkungsgrad von Blei-​Akkus ist mit rund 50 bis 60 % deutlich niedriger als der von Lithium-​Akkus (über 90 %), es geht also viel weniger Energie beim Laden/​Entladen verloren
  • Entla­de­tiefe von 100 % möglich während Blei durch­schnittlich nur 50 % erreicht

Welcher Systeme haben Sie für die verschie­denen Wohnungs­größen im Angebot?

Die Sonnen­bat­terie bietet in Deutschland Spei­cher­systeme mit unter­schied­licher Kapazität und Leis­tungen an. Damit bieten wir flexible und pass­genaue Systeme für jeden Haushalt an. Die kleinste Sonnen­bat­terie für Haushalte mit einem sehr niedrigen Ener­gie­ver­brauch hat eine Kapazität von 2 kWh und einer Dauer­leistung von 1,5 kW. Bei den weiteren Modellen geht es in Schritten von 2 kWh weiter, die sich an die unter­schied­lichen Haus­halts­größen anpassen. Die größte Sonnen­bat­terie mit einer Kapazität von 16 kWh und einer Dauer­leistung von 3,3 kW eignet sich auch für Mehrfamilienhäuser.

Welche der Spei­cher­op­tionen – Haus­speicher oder Orts­netz­speicher – halten Sie grund­sätzlich für effektiver?

Wir halten netz­dien­liche Haus­speicher wie die Sonnen­bat­terie für die effek­tivere Variante wenn es darum geht, die Verteil­netze zu entlasten. Span­nungs­spitzen sind ja von der Leitungs­länge abhängig, die höchste Belastung tritt also am Ende des Nieder­span­nungs­netzes auf. Bestes Beispiel sind ja große PV-​Anlagen auf land­wirt­schaft­lichen Gebäuden, die häufig abseits liegen und gerade am Mittag eine hohe Belastung für das Ortnetz darstellen. Zentral gelegene Orts­netz­trafos können das Netz also nie in dem Maß entlasten wie Haus­speicher, die Span­nungs­spitzen direkt dort kompen­sieren, wo sie auch auftreten.

In welchem Fall halten Sie die Nach­rüstung von PV-​Anlagen mit Speichern zur Eigen­ver­wendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?

Wir halten eine Nach­rüstung für alle PV-​Anlagen sinnvoll, die ab 2009 ans Netz gegangen sind. Zwischen 2009 und 2012 wurde der Eigen­ver­brauch ja vergütet. Besitzer einer PV-​Anlage aus dieser Zeit können ihre Anlage im Nach­hinein einmalig auf Eigen­ver­brauch ummelden und können so noch in den Genuss der Förderung kommen. Ein Strom­speicher ist hier durchaus sinnvoll, da er die Menge des selbst genutzten Stroms deutlich erhöht.

Aber auch für PV-​Anlagen die nach der Eigen­ver­brauchs­ver­gütung instal­liert wurden ist die Nach­rüstung mit einem Speicher sinnvoll, da die Einspei­se­ver­gütung deutlich unter dem heutigen Strom­preis liegt. Insofern sparen Spei­cher­be­treiber in der Regel mehr ein wenn sie ihren Strom selbst nutzen als sie für den Strom noch bekommen würden. Dazu kommt, dass die Ende des Jahres auslau­fende Spei­cher­för­derung der KfW auch für Anlagen gilt, die ab 01.01.2013 in Betrieb gingen. Nach­rüster können also nochmal zusätzlich bis zu 30 Prozent des Anschaf­fungs­preises sparen.

Welche Lösungen bieten Sie dafür an?

Die Sonnen­bat­terie ist ein AC-​gekoppeltes Spei­cher­system und kann damit unab­hängig von der Größe der PV-​Anlage oder vom Wech­sel­richter nach­ge­rüstet werden.

Gibt es dafür bereits Refinanzierungs-Rechnungen?

Eine seriöse Refi­nan­zie­rungs­rechnung hängt von zahl­reichen, sehr indi­vi­du­ellen Faktoren ab. Wir bieten Kunden eine ausführ­liche und maßge­schnei­derte Rechnung an, an der er sich orien­tieren kann.


Ein Beitrag, wie man auch aus Apfel­resten einen PV-​Speicher herstellen kann, findet sich hier bei meinen Energieblogger-​Kollegen von ener­gyload.

Der erste Teil dieser Serie, „PV-​Speicher: Durch­bruch hat bereits statt­ge­funden”, findet sich hier.

Der zweite Teil, „PV-​Speicher: Egal ob Blei oder Lithium – alle Batterien sind gut“, ist hier zu lesen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

2 Kommentare

  1. Konstantin Heiller

    Guten Tag,
    ein inter­es­santer Punkt ist auch das Recycling der Zellen. Während Blei­zellen von den meisten Herstellern zur Wieder­auf­be­reitung zurück­ge­nommen werden (was bei ange­peilten 20 Jahren Nutzungs­dauer und mehr ja mehrmals der Fall sein wird), werden Lithium Zellen derzeit nur thermisch behandelt. Das heißt, sie werden verbrannt und die Metalle werden wieder­ver­wertet. Macht aber nichts, denn Lithium macht ohnehin nur 34% einer Zelle aus (lt. Prof. Wilkening, Uni Graz).

    Ich habe mir die Kosten pro gespei­cherter kWh auf einen Zeitraum von 2530 Jahren ausge­rechnet, inklusive Steuer und unter Berück­sich­tigung eines Tauschs des Akkupacks (bei Blei bis zu 5 Mal!). Die spezi­fi­schen Kosten betragen bei Blei 31,48 ct/​gespeicherter kWh, bei Lithium auf den selben Zeitraum knapp über 14 ct/​kWh. Das zeigt, dass die nied­ri­geren Anschaf­fungs­kosten bei Blei höheren Re-​Investitionskosten gegenüberstehen.

    Inter­essant wäre jetzt nur noch der ökolo­gische „Fußab­druck” der Herstellung einer kWh Blei­speicher vs. 1 kWh Lithi­um­speicher (LiFePO4 et. al.). Gibt es hierzu etwas?

    • Frank Urbansky

      Danke, Herr Heiller, für die inter­es­sanen Berech­nungen. Zum Öko-​Fußabdruck kenne ich noch nichts, ist aber ein inter­es­santer Aspekt,den ich in diesem Blog aufgreifen werde.

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