Die Verbundnetz Gas AG (VNG), das einzige ostdeutsche Unternehmen unter den 100 größten in Deutschland, hat zum dritten Mal seit dem Verlustjahr 2011 einen erneut höheren Überschuss erzielt. 2014 waren es 224 Millionen Euro (nach 132 Millionen Euro 2012 und 174 Millionen Euro 2013).
Die VNG-Gruppe, in der auch alle Tochterunternehmen und Beteiligungen bilanziert
werden, kam ebenfalls auf einen Gewinn, und zwar von 184 Millionen Euro. Zur heutigen Bilanzpressekonferenz stellte der Vorstandsvorsitzende Dr. Karsten Heuchert diese Zahlen vor. Wie der Gewinn allerdings entstand, wurde in der Bilanzpressekonferenz nicht ganz klar. Erwähnt wird von Heuchert der Verkauf des 50-%-Anteils des Gasnetzbetreibers EVG Thüringen-Sachsen als maßgeblich für das Ergebnis. Da dieser nicht einzeln bilanziert ist und aufgrund der vereinbarten Vertraulichkeit nicht öffentlich gemacht wird, bleiben nur Mutmaßungen.
Der Anteil dürfte jedoch wesentlich sein, da die vier Geschäftsgebiete der VNG sich höchst unterschiedlich entwickeln. So trägt der Gastransport via VNG-Tochter Ontras maßgeblich zum Ergebnis bei, während das neu aufgebaute Geschäftsfeld Exploration und Produktion, hier besonders in Norwegen, 2014 eine stark investive Phase erlebte. Nach Angaben von Produktionsvorstand Hans-Joachim Polk floss hier hinein eine mittlere zweistellige Millionensumme – also ein Bereich, der das Ergebnis belastete. Tendenziell sieht Polk hier genug Potenzial, ungeachtet des derzeit niedrigen Ölpreises und der damit in Folge auch fallenden Gaspreise. Selbst bei einem Preis von 60 US-Dollar je Barrel für Brent, so Finanzvorstand Bodo Rodestock, würde sich das Engagement mittelfristig rechnen.
Schwaches Speichergeschäft
Das Speichergeschäft trägt ebenfalls wenig zum Ergebnis bei, da dies derzeit nicht profitabel zu betrieben ist. „Leider ist der Markt derzeit nicht bereit, für Versorgungssicherheit eine entsprechende Prämie zu zahlen. Die Liquidität, verursacht durch die Überversorgung der Märkte, ist derzeit einfach zu groß. Dies muss aber nicht so bleiben. Wir gehen mittel- bis langfristig davon aus, dass sich der Speichermarkt wieder erholt“, so Heuchert. Die VNG wird zudem den Speicher Buchholz, der 5 Prozent des Speichervolumens des Unternehmens ausmacht, schließen. Dies soll bis 2023 abgeschlossen sein. Die entsprechenden Mittel dafür wurden vom Unternehmen nach Angaben von Rodestock bereits zurückgestellt.
Handel bringt Masse
Bliebe als viertes Geschäftsfeld noch der Handel. Die VNG bezieht inzwischen das Gros des Erdgases von Spotmärkten und anderen Börsen. 263 Mrd. kWh der insgesamt 364 Mrd. kWh bezogenen Erdgases kommen vor dort. Und da gehen sie auch wieder hin. 200 Mrd. kWh von 368 Mrd. kWh wurden so vertrieben. 63 Mrd. kWh bezogen Industrie und Kraftwerke, 99 Mrd. kWh Weiterverteiler wie Stadtwerke und Regionalversorger. Immerhin 5,1 Mrd. kWh gingen an Endverbraucher, hier vorrangig durch den Zukauf der Goldgas 2013. Goldgas versorgt inzwischen 157.000 Kunden in Deutschland und Österreich. Allerdings sind die Margen im Handelsgeschäft schwach. Hier könnte die pure Menge einen wesentlichen Beitrag zum Gesamtergebnis beigetragen haben. Denn bei diesen Mengen zählt die VNG weiterhin zu den drei größten Gasversorgern in Deutschland und bleibt der größte in Ostdeutschland.
Dennoch: Der Verkauf der EVG wird für das Spitzen-Erlös-Ergebnis wesentlich gewesen sein. Heuchert kündigte deshalb für 2015 ein niedrigeres Ergebnis an.
Verkauf der VNG schon im Sommer?
Die Aktionäre der VNG dürfen sich nun über 73 Mio. Euro Dividende freuen, allen voran der Oldenburger Regionalversorger EWE mit ihren rund 64 % Anteilen. Passend zur Veröffentlichung der Bilanz schrieb die süddeutsche Zeitung heute in einem Hintergrundbeitrag über die Pläne der Aktionäre für die VNG. Demnach führe die LVV, die für die Stadt Leipzig die Anteile hält, mit dem australischen Finanzinvestor Macquarie, der auch schon beim EVG-Verkauf zum Zuge kam, Gespräche zum Kauf der VNG-Anteile von EWE, da der hochverschuldeten Stadt Leipzig dafür die finanziellen Mittel fehlten. Kolportiert werden 1,4 Mrd. Euro als Kaufsumme. Erste Ergebnisse dazu könnten im Sommer vorliegen. Kritiker befürchten, dass die Australier sich die Filetstücke wie die Ontras herausgreifen und die anderen, derzeit riskanten Bereiche bei den bisherigen Aktionären belassen könnten. Das wären vorrangig Kommunen, die dann vor einem großen finanziellen Risiko stünden.
0 Kommentare