Vorschaubild: Bioanlage in Deutschland. Foto: Weltec Biopower GmbH

Biogas – Nische für die Nische

von | 5. Juni 2015

Biogas hat derzeit einen schweren Stand. Die Novel­lierung des EEG sorgt für Rechts­un­si­cherheit auch bei Bestands­an­lagen. Darüber hinaus macht die Tank-​Teller-​Diskussion der Branche das Leben schwer. Doch die Branche wird in Deutsch­land­weiter Bestand haben. 

Die Ände­rungen im EEG, insbe­sondere die Einspei­se­ver­gütung und die Beibe­haltung nur der Förderung für Verstromung, nicht für Direkt-​Einspeisung ins Erdgasnetz, sind (noch) nicht exis­tenz­be­drohend (Details zu den Ände­rungen finden sich hier). Die rund 8000 Anlagen werden vorerst weiter arbeiten. 2014 speisten sie rund 600 Mio. Kubik­meter Erdgas ins Netz ein. Das sind gerade mal 0,6 % der Menge, die Deutschland im gleichen Zeitraum an Erdgas impor­tierte. Ein Nischenprodukt.

Wie dieses überleben kann, zeigte Frank Scholwin vom Weimarer Institut für Biogas, Kreis­lauf­wirt­schaft und Energie zu den Berliner Ener­gie­tagen. Die Lösung: Das Nischen­produkt soll nur in Nischen einge­setzt werden, also da, wo klas­sische Erdgas­an­wen­dungen zu teuer sind oder logis­tisch zu aufwändig. Die Verstromung zählt er ausdrücklich nicht dazu. Haupt­vor­aus­setzung aber ist auch hier, dass Biogas günstiger wird. Bei derzei­tigen Produk­ti­ons­kosten um die 8 Ct/​kWh kann es mit Import­erdgas und einem aktuellen Grenz­über­gangs­preis vom März 2015 von 2,23 Cent je kWh nicht mithalten. Weitere Maßnahmen, um Biogas attrak­tiver zu machen, sind deer vermehrte Einsatz von Abfall­stoffen und damit zusam­men­hängend auch die Redu­zierung des Flächen­drucks, der zumindest regional zwischen Energie- und anderen Nutz­pflanzen besteht.

Doch nun zu den Einsatz­mög­lich­keiten: Da auch bei einer Kosten­re­du­zierung Biogas preislich ein „Premi­um­produkt“ bleiben wird, gilt es, so Scholwin, dessen beson­deren Quali­täten gezielt dort zu nutzen, wo andere Optionen die Anfor­de­rungen nicht oder nur zum Teil erfüllen können:

Nahe­lie­gende Ziele:

  • Erneu­erbare Wärme in der Altstadt (Restrik­tionen für alter­native erneu­erbare Wärme und Dämm­maß­nahmen) – möglichst mit KWK
  • Erneu­erbare Kraft­stoffe im Schwerlasttransport 

und in weiterer Zukunft:

  • Ausgleich von Strom­be­darfs­schwan­kungen über längere Zeiträume
  • Kombi­nation mit Power-​to-​Gas (CO22Quelle)
  • Einfache Umlenkung der Biome­than­nutzung in dann sinn­vollere Nutzungs­pfade (z.B. KWK – Kraft­stoff – stoff­liche Nutzung)

Zu den nahe­lie­genden Zielen:

  • Für den Altstadt­be­stand müssten dies die Kommunen regeln, da der Bund sämtliche Komeptenzen für Bebau­ungs­pläne inkl. dem Vorschrieben von Wärme­quellen an diese delegiert hat. Ob diese das in Sinne von Biogas nutzen, ist mehr als fraglich, da die Kommunen dies eher dazu einsetzen, um den Absatz der in ihrem Besitz befind­lichen Versorger zu sichern, etwa durch Verbren­nungs­verbote von mobilen Ener­gie­trägern wie Kohle und Öl, aber auch von Holz und Pellets und mit Anschluss­zwängen bei Fernwärme und Erdgas. 
  • Die Erneu­er­baren Kraft­stoffe im Schwer­last­transport sind da schon eher eine realis­tische Vorstellung. In den Nieder­landen ist man da schon sehr weit. Für Deutschland fehlt aller­dings ein entspre­chender Anreiz um Biogas statt Erdgas zu nutzen. Aller­dings wird auch dann der Absatz­markt über­schaubar bleiben.

Biogas bleibt also eine Nische für die Nische.

Der Vortrag kann hier herun­ter­ge­laden werden.

Vorschaubild: Bioanlage in Deutschland. Foto: Weltec Biopower GmbH

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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