Biogas hat derzeit einen schweren Stand. Die Novellierung des EEG sorgt für Rechtsunsicherheit auch bei Bestandsanlagen. Darüber hinaus macht die Tank-Teller-Diskussion der Branche das Leben schwer. Doch die Branche wird in Deutschlandweiter Bestand haben.
Die Änderungen im EEG, insbesondere die Einspeisevergütung und die Beibehaltung nur der Förderung für Verstromung, nicht für Direkt-Einspeisung ins Erdgasnetz, sind (noch) nicht existenzbedrohend (Details zu den Änderungen finden sich hier). Die rund 8000 Anlagen werden vorerst weiter arbeiten. 2014 speisten sie rund 600 Mio. Kubikmeter Erdgas ins Netz ein. Das sind gerade mal 0,6 % der Menge, die Deutschland im gleichen Zeitraum an Erdgas importierte. Ein Nischenprodukt.
Wie dieses überleben kann, zeigte Frank Scholwin vom Weimarer Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft und Energie zu den Berliner Energietagen. Die Lösung: Das Nischenprodukt soll nur in Nischen eingesetzt werden, also da, wo klassische Erdgasanwendungen zu teuer sind oder logistisch zu aufwändig. Die Verstromung zählt er ausdrücklich nicht dazu. Hauptvoraussetzung aber ist auch hier, dass Biogas günstiger wird. Bei derzeitigen Produktionskosten um die 8 Ct/kWh kann es mit Importerdgas und einem aktuellen Grenzübergangspreis vom März 2015 von 2,23 Cent je kWh nicht mithalten. Weitere Maßnahmen, um Biogas attraktiver zu machen, sind deer vermehrte Einsatz von Abfallstoffen und damit zusammenhängend auch die Reduzierung des Flächendrucks, der zumindest regional zwischen Energie- und anderen Nutzpflanzen besteht.
Doch nun zu den Einsatzmöglichkeiten: Da auch bei einer Kostenreduzierung Biogas preislich ein „Premiumprodukt“ bleiben wird, gilt es, so Scholwin, dessen besonderen Qualitäten gezielt dort zu nutzen, wo andere Optionen die Anforderungen nicht oder nur zum Teil erfüllen können:
Naheliegende Ziele:
- Erneuerbare Wärme in der Altstadt (Restriktionen für alternative erneuerbare Wärme und Dämmmaßnahmen) – möglichst mit KWK
- Erneuerbare Kraftstoffe im Schwerlasttransport
und in weiterer Zukunft:
- Ausgleich von Strombedarfsschwankungen über längere Zeiträume
- Kombination mit Power-to-Gas (CO22Quelle)
- Einfache Umlenkung der Biomethannutzung in dann sinnvollere Nutzungspfade (z.B. KWK – Kraftstoff – stoffliche Nutzung)
Zu den naheliegenden Zielen:
- Für den Altstadtbestand müssten dies die Kommunen regeln, da der Bund sämtliche Komeptenzen für Bebauungspläne inkl. dem Vorschrieben von Wärmequellen an diese delegiert hat. Ob diese das in Sinne von Biogas nutzen, ist mehr als fraglich, da die Kommunen dies eher dazu einsetzen, um den Absatz der in ihrem Besitz befindlichen Versorger zu sichern, etwa durch Verbrennungsverbote von mobilen Energieträgern wie Kohle und Öl, aber auch von Holz und Pellets und mit Anschlusszwängen bei Fernwärme und Erdgas.
- Die Erneuerbaren Kraftstoffe im Schwerlasttransport sind da schon eher eine realistische Vorstellung. In den Niederlanden ist man da schon sehr weit. Für Deutschland fehlt allerdings ein entsprechender Anreiz um Biogas statt Erdgas zu nutzen. Allerdings wird auch dann der Absatzmarkt überschaubar bleiben.
Biogas bleibt also eine Nische für die Nische.
Der Vortrag kann hier heruntergeladen werden.
Vorschaubild: Bioanlage in Deutschland. Foto: Weltec Biopower GmbH
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