Im Großraum Kopenhagen werden über 1 Millionen Menschen mit Fernwärme versorgt. Doch während hierzulande dafür gasbetriebene KWK-Großkraftwerke oder die Abwärme von Kohlekraftwärme genutzt wird, verbrennen die Dänen lieber Biomasse und Müll.
Das berichtet die aktuelle Ausgabe der Wärmewende-Info Nr. 22 von Ralf Radloff, pensionierter Wärmemarkt-Experte des Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein , die demnächst hier veröffentlicht wird.
Noch in diesem Jahr wird DONG ein 793 MW starkes Kraftwerk komplett auf Pellets umrüsten. HOFOR hat auf der Insel Amager bereits eines umgerüstet mit 319 MW elektrischer und 583 MW Fernwärme-Leistung. Die Pellets werden weltweit beschafft. Ein weiterer Schritt hin weg von den Fossilen, wofür unsere nördlichen schon seit über 20 Jahren arbeiten.
Die andere große Wärmekomponente wäre Müll. Der Wärmemix im nächsten Jahr und bis 2025 wird in etwa so aussehen (MWh und %):
Das Netz für diese Wärme liegt bei insgesamt 24 überwiegend kommunal bestimmten Betreibern. Davon sind lediglich 3 in größerem Maßstab in der Fernwärme-Produktion aktiv. Eine nicht bekannte Zahl unterhält aber ungefähr 40 dezentrale Spitzenheizwerke auf Öl- und Gasbasis.
Diese Entwicklung ist der dänischen Politik geschuldet, an der sich auch die Kopenhagener Energiewirtschaftler orientieren. Sie verfolgt nicht mehr vorrangig das Ziel der Verringerung der Abhängigkeit von Erdölimporten, sondern auch Klimaschutzziele. 2 Prämissen sind dabei entscheidend:
Die zentralen, klassisch mit Kohle betriebenen KWK-Anlagen werden nach und nach entweder bivalent einsetzbar gemacht oder völlig auf den Einsatz von Biomasse umgerüstet. Erneuerbare Energien (mit dem biogenen Anteil im Müll) tragen 2016 zu 53 % zur Wärmebedarfsdeckung bei. Kohle spielt eine immer geringere Rolle.
Ein Großteil der kommunalen Wärmepläne wird seit rund 10 Jahren nach und nach überarbeitet und bisherige Erdgasvorranggebiete in großem Maßstab mit Fernwärme erschlossen.
Daraus resultiert der auch immer geringer werdende Anteil von Erdgas an der Fernwärmeversorgung. Allerdings – die an sich schrumpfende Bedeutung von KWK im dänischen Wärmemarkt werden auch die Kopenhagener Pläne nicht aufhalten.
Vorschaubild: Heizkraftwerk von HOFOR auf der Kopenhagener Insel Amager. Befeuert wird es mit Holz- und Strohpellets sowie zu Teilen mit Kohle. Foto: Bob Collowân /Wikimedia /Lizenz unter CC BY-SA 3.0
Hallo Herr Urbansky,
wissen Sie wie die Dänen sicherstellen, dass die Pellets nur aus nachhaltigem Waldanbau, und nicht wie in Berlin bei Vattenfall bereits geschehen z.B. aus afrikanischen Regenwaldregionen kommen?
Viele Grüße,
PSK
Nein, Herr Krämer, das weiß ich leider nicht, ist aber ein willkommener Rechercheanlass. Mit freundlichen Grüßen FU