Nachdem vorgestern an dieser Stelle das Nichterreichen der Wärmewende-Ziele und gestern die Zukunft von Wärmenetzen im Mittelpunkt standen, geht es heute um die zukünftige Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), die ebenfalls in der Metaanalyse „Energiewende im Wärmesektor“ der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) behandelt wurden.
KWK ist nach Ansicht der Wissenschaftler die wesentliche Schnittstelle zwischen Strom- und Wärmemarkt. Schon in den vergangenen Jahren lag der Anteil der KWK-erzeugten Stromversorgung zwischen 14 und 18 %, bei der Wärmeversorgung ist er ähnlich hoch. Ziel war es ursprünglich, diesen Anteil bis 2020 auf 25 % auszubauen. Im neuen Strommarktdesign soll dieses nur noch für den Anteil an der regelbaren Energie gelten. Fast alle Wissenschaftler bezweifeln jedoch, dass dies erreicht werden kann. Selbst für 2030 gehen sie von einem Anteil von 26 % aus.
Keine 25 % bis 2020
Die politisch gewollten Ziele würden also frühstens 10 Jahre später erreicht. Widersprüchlich sind die Prognosen zur weiten Entwicklung bis 2050. Hier eine Übersicht der Schätzungen:
Jahr /KWK-Erzeugung |
Strom in TWh |
Wärme in TWh |
2013 |
108 |
216 |
2020 |
96 – 143 |
157 – 245 |
2050 |
65 – 134 |
73 – 282 |
Ein Rückgang wird wegen der höheren Wärmeeffizienz der Gebäude und damit einem geringeren Bedarf an KWK-Wärme erwartet. Nur wenige der untersuchten Studien gehen von einem wachsenden KWK-Anteil im Wärmesektor aus. Wie hoch dieser Rückgang jedoch ausfällt, ist dabei offen.
Der geringer werdende Anteil bei der Stromerzeugung erklärt sich auch auf die Zunahme der Erneuerbaren Energien. Die künftige Rolle der KWK sehen die Wissenschaftler vor allem in der flexiblen Ergänzung der Erneuerbaren Energien. Dies kann jedoch nur mit Wärmespeichersystemen erfolgen. Die Autoren der Metaanalyse schreiben dazu:
Große Wärmespeicher in Verbindung mit Wärmenetzen bewirken, dass Anlagen überwiegend stromgeführt betrieben werden können statt wie heute zumeist wärmeorientiert. Sie können dann stromseitig die Residuallast einschließlich Regelenergie decken, wenn nicht ausreichend Wind- und Solarenergie verfügbar sind, müssen aber nicht laufen, wenn zwar Wärme benötigt wird, aber auch ohne die KWK genug Strom im Netz vorhanden ist … .
Bis 2050 steigt der Anteil an Wärme aus Geothermie, Solarthermie und Biomasse in Wärmenetzen in vielen Szenarien … deutlich an und tritt damit in Konkurrenz zur KWK-Wärme auf dem insgesamt kleiner werdenden Wärmemarkt. Auch der Einsatz von Strom im Wärmesektor, z.B. über Groß-Wärmepumpen, wird demnach die Auslastung der KWK-Anlagen verringern und damit langfristig eine geringere Wärmeproduktion aus KWK nach sich ziehen.
Wissenschaftliches Fazit: Bei einer echten Energiewende bleibt die KWK nur eine Brückenfunktion.
Vorschaubild: Der Anteil der KWK, wie hier vom Heizkraftwerk Berlin-Mitte, das auch das Regierungsviertel versorgt, wird in Zukunft abnehmen. Foto: Georg Slickers /Wikimedia /Lizenz unter CC BY-SA 3.0
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