Heizkraftwerk Berlin-Mitte, das auch das Regierungsviertel versorgt, dient auch dem Netzausgleich. Foto: Georg Slickers / Wikimedia / Lizenz unter CC BY-SA 3.0

Wärme­wende: KWK wird stark schrumpfen

von | 8. Oktober 2015

Nachdem vorgestern an dieser Stelle das Nicht­er­reichen der Wärmewende-​Ziele und gestern die Zukunft von Wärme­netzen im Mittel­punkt standen, geht es heute um die zukünftige Rolle der Kraft-​Wärme-​Kopplung (KWK), die ebenfalls in der Meta­analyse „Ener­gie­wende im Wärme­sektor“ der Agentur für Erneu­erbare Energien (AEE) behandelt wurden. 

KWK ist nach Ansicht der Wissen­schaftler die wesent­liche Schnitt­stelle zwischen Strom- und Wärme­markt. Schon in den vergan­genen Jahren lag der Anteil der KWK-​erzeugten Strom­ver­sorgung zwischen 14 und 18 %, bei der Wärme­ver­sorgung ist er ähnlich hoch. Ziel war es ursprünglich, diesen Anteil bis 2020 auf 25 % auszu­bauen. Im neuen Strom­markt­design soll dieses nur noch für den Anteil an der regel­baren Energie gelten. Fast alle Wissen­schaftler bezweifeln jedoch, dass dies erreicht werden kann. Selbst für 2030 gehen sie von einem Anteil von 26 % aus.

Keine 25 % bis 2020

Die politisch gewollten Ziele würden also frühstens 10 Jahre später erreicht. Wider­sprüchlich sind die Prognosen zur weiten Entwicklung bis 2050. Hier eine Übersicht der Schätzungen:

Jahr /​KWK-​Erzeugung

Strom in TWh

Wärme in TWh

2013

108

216

2020

96 – 143

157 – 245

2050

65 – 134

73 – 282

Ein Rückgang wird wegen der höheren Wärme­ef­fi­zienz der Gebäude und damit einem gerin­geren Bedarf an KWK-​Wärme erwartet. Nur wenige der unter­suchten Studien gehen von einem wach­senden KWK-​Anteil im Wärme­sektor aus. Wie hoch dieser Rückgang jedoch ausfällt, ist dabei offen. 

Der geringer werdende Anteil bei der Strom­erzeugung erklärt sich auch auf die Zunahme der Erneu­er­baren Energien. Die künftige Rolle der KWK sehen die Wissen­schaftler vor allem in der flexiblen Ergänzung der Erneu­er­baren Energien. Dies kann jedoch nur mit Wärme­spei­cher­sys­temen erfolgen. Die Autoren der Meta­analyse schreiben dazu:

Große Wärme­speicher in Verbindung mit Wärme­netzen bewirken, dass Anlagen über­wiegend strom­ge­führt betrieben werden können statt wie heute zumeist wärme­ori­en­tiert. Sie können dann strom­seitig die Resi­du­allast einschließlich Regel­en­ergie decken, wenn nicht ausrei­chend Wind- und Solar­energie verfügbar sind, müssen aber nicht laufen, wenn zwar Wärme benötigt wird, aber auch ohne die KWK genug Strom im Netz vorhanden ist … . 

Bis 2050 steigt der Anteil an Wärme aus Geothermie, Solar­thermie und Biomasse in Wärme­netzen in vielen Szenarien … deutlich an und tritt damit in Konkurrenz zur KWK-​Wärme auf dem insgesamt kleiner werdenden Wärme­markt. Auch der Einsatz von Strom im Wärme­sektor, z.B. über Groß-​Wärmepumpen, wird demnach die Auslastung der KWK-​Anlagen verringern und damit lang­fristig eine geringere Wärme­pro­duktion aus KWK nach sich ziehen.

Wissen­schaft­liches Fazit: Bei einer echten Ener­gie­wende bleibt die KWK nur eine Brückenfunktion.

Vorschaubild: Der Anteil der KWK, wie hier vom Heiz­kraftwerk Berlin-​Mitte, das auch das Regie­rungs­viertel versorgt, wird in Zukunft abnehmen. Foto: Georg Slickers /​Wikimedia /​Lizenz unter CC BY-​SA 3.0

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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