Dass die derzeitige Bundesregierung bei der Energiewende keine besonders glückliche Figur macht, ist offensichtlich. Zu offen scheint der Einfluss von Lobbyisten, etwa bei der Kapazitätsreserve, oder fehlende Informationen zu wesentlichen Fakten und Daten wie der Sanierungsquote. Dieses Unwissen offenbart sich aktuell in einer Antwort der Regierung auf mehrere Fragen der Linken, die sich um Ausbauziele, Umsetzung und Akzeptanz von Windkraftanlagen drehen.
Dabei wird aufgrund dieses Informationsdefizites auch ein Widerspruch zwischen Bund und Ländern offensichtlich, der die Ausbauzeile der Erneuerbaren zum Gegenstand hat. Die Bundesländer wollen mehr, der Bund weniger. Die Regierung schreibt:
Die kumulierten Ausbauziele der Bundesländer entsprechen nicht den Ausbauzielen der Bundesregierung. Im Netzentwicklungsplan 2024 kommt das mittlere Szenario B2024 den Zielen der Bundesregierung am nächsten, während das Szenario C2024 auf den kumulierten Ausbauzielen der Bundesländer beruht. Die in Szenario C2024 angenommene installierte EE-Erzeugungsleistung im Jahr 2024 übertrifft die entsprechende Zahl des Szenarios B2024 um insgesamt 37 Gigawatt (GW). Von den genannten 37 GW Erzeugungsleistung entfallen 32 GW auf Windkraft an Land, 3,4 GW auf Windkraft auf See und 2,6 GW auf Photovoltaik. Die verbleibende Differenz teilen sich Biomasse, Wasserkraft und sonstige erneuerbare Energien.
Anm d. Red.: Das Szenario C2024 ist das wahrscheinlichere, weil B2024 auf der Annahme stärker eingesetzter Gaskraftwerke und Rückgängen bei der Braunkohle beruht. Dies ist jedoch bei den derzeitigen Marktgegebenheiten unrealistisch.
Doch damit der Defizite nicht genug. Auf die Frage nach der Höhe der Gesamtstromerzeugung und den Gesamtstromverbrauch in Deutschland für die Jahre 2015 bis 2050 antwortet die Regierung:
Zur künftigen Entwicklung von Stromerzeugung und ‑verbrauch in Deutschland gibt es eine Reihe von Studien, die ein breites Spektrum von möglichen Entwicklungen aufzeigen. Die Bundesregierung macht sich diese Prognosen und Szenarien weder zu eigen, noch erstellt sie eigene Prognosen.
Dies ist um so verwunderlicher, weil für diesen Zeitraum ja Vorgaben der Bundesregierung existieren, die wiederum auf Studien und Prognosen beruhen. Ähnlich schwammig fällt eine Antwort zum Verhältnis von Wind und PV-Strom im gesamten Strommix aus.
Dass die Regierung nicht weiß, wie die Nabenhöhen und Leistungseigenschaften zukünftiger Windräder ausfallen, mag noch angehen, ebenso, dass sie den Anteil des Repowering am gesamten Windkraftzubau nicht kennt. Dass jedoch Fragen nach Anteilen und damit Zielen der Erneuerbaren nicht beantwortet werden, beweist nur einmal mehr das Lavieren dieser Koalition, wenn es um die Energiewende geht. Kein Wunder, denn Wissen ist die Voraussetzung für Führung. Und an der mangelt es derzeit.
Vorschaubild: Urbansky
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