In unserer Serie zu den PV-Speichern sprechen wir heute mit Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer des Speicherherstellers E3/DC. Er bemängelt unter anderem die Ineffizienz von Ortsnetzspeichern durch zu hohe Netzentgelte, plädiert für den Zusammenschluss von PV-Speichern via Farming und sieht wichtige Hürden auf dem Weg zum Millardenmarkt genommen.
Ab wann erwarten Sie den breiten wirtschaftlichen Durchbruch für Stromspeichersysteme?
Die seit dem 1. März 2016 für weitere drei Jahre geltende Förderung von Batteriespeichern in Verbindung mit Photovoltaikanlagen wird zum wirtschaftlichen Durchbruch führen, weil Batteriepreise sinken und die Stückzahlverdreifachung bis 2018 auch Skaleneffekte bringt.
Inzwischen ist die Entwicklung zum Nachfragemarkt erkennbar – das hat auch mit dem medienwirksamen Markteintritt einiger bekannter Hersteller zu tun, dem allerdings kein Absatz gegenübersteht, weil der Vertrieb nach wie vor über Installationsbetriebe läuft.
Voraussetzung für den KfW-Zuschuss ist, dass maximal 50 Prozent des erzeugten Stroms ins Netz eingespeist werden – diese Begrenzung ist im Moment genau richtig. Die Batteriespeichersysteme von E3/DC erfüllen seit Jahren die verschärften Anforderungen auch mit Funktionen wie der Wetterprognose, die der Gesetzgeber für das Förderprogramm definiert hat. Wir hätten uns allerdings eine kreditunabhängige Finanzierungsform gewünscht, da auch Endanwender, die über das notwendige Eigenkapital verfügen, wie bisher gezwungen werden, einen Kredit aufzunehmen.
Insgesamt befinden wir uns auf einer wichtigen Stufe hin zum Milliardenmarkt, sollten aber nicht den Fehler machen zu denken, dass dieser über Nacht entsteht. Wichtig wird beispielsweise sein: Wird die Politik die Klimaziele ernst nehmen? Wird die Politik den Umstieg von Gas/Öl auf Strom fördern? Wann werden Speicher als Netzteilnehmer ohne Netzentgelte akzeptiert und nicht durch Netzentgelte unwirtschaftlich gehalten?
Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Stromspeicher gegenüber Wärmespeichern, etwa der Power-to-Heat-Technologie, die ja auch überschüssigen PV-Strom in Form von Warmwasser speichern könnte?
Es ist bei Wärmepumpen nur mit hohem Coefficient of Performance (COP) überhaupt sinnvoll, elektrisch Wasser zu erwärmen. Zweck von Stromspeichern ist ja ein möglichst hoher Eigenverbrauch von selbst produziertem Strom – egal, ob Solar-Wärmepumpen oder KWK-Strom. Mit Speicher und PV sind bis zu 75 Prozent Autarkie möglich, mit solarthermischen Speichern nicht. Die Verluste eines großen Wärmespeichers, der eine große Wassermenge durch ständiges Nachheizen auf Temperatur hält, sind zudem groß. Aber natürlich können sich Wärmespeicher und Stromspeicher in vielen Fällen sinnvoll ergänzen – ohne Frage.
Welche grundlegenden Unterschiede sehen Sie zwischen der bleibasierten und der Lithium-basierten Speichertechnologie?
Wir haben bei E3/DC von Beginn bewusst ausschließlich auf Lithium-Ionen-Batterien mit ausgereifter automobiler Technik gesetzt. Denn nur wer Lithium-basiert speichert, speichert effizient und langfristig wirtschaftlich. Vor allem bei Lebensdauer und Wirkungsgrad sind Lithium-Ionen-Speicher klar überlegen. Schon die Entladetiefe eines Speichers, der seine Lebensdauer beeinflusst, spricht für Lithium-Ionen-Batterien. Sie liegt zwischen 70 und 100 Prozent, während Blei lediglich 50 bis 60 Prozent schafft. Bei den Wirkungsgraden schneidet Lithium rund 10 Prozent besser ab.
Die Blei-Technologie ist darüber hinaus wartungsintensiv, da aus gesundheitlichen Gründen die Einhaltung der VDE0510 (Belüftung, separater Batterieraum) vorgeschrieben ist. Lithium-Ionen-Speicher sind wartungsfrei und halten bis zu 20 Jahre. Auch bei den Kosten für die Anfangsinvestition hat es eine positive Entwicklung pro Lithium gegeben, denn die Preise sind gesunken und die Differenz zu Blei ist kleiner geworden.
Welche Systeme haben Sie für die verschiedenen Wohnungsgrößen im Angebot?
Unser Kernprodukt ist das Hauskraftwerk S10 in zwei Varianten (S10 MINI und S10‑E). Der Stromspeicher mit integriertem Wechselrichter kann lokal Energie produzieren, speichern und selbstbestimmt verwalten. Dank einzigartiger TriLINK-Technologie läuft der Strom bei Netzausfall weiter und ermöglicht dauerhafte Inselversorgung, ebenfalls ein großer Vorteil.
Seit 2014 haben wir die All in One Generation der zwei Varianten (S10 MINI und S10‑E), die alle Modi (AC, DC oder Hybrid) und verschiedene Funktionen (Notstrom, Inselnetz, Energie Farming) in nur zwei Gerätetypen vereint. Während sich das 10 MINI primär an Besitzer kleiner Dachflächen richtet, ist das S10 Hauskraftwerk für große Dachflächen gedacht. Das S10 MINI verfügt über eine Speicherkapazität von 2,3 bis 9,2 kWh (individuell auslegbar). Beim S10 E12 sind je nach Größe der PV-Anlage Kapazitäten von 4,6 bis 13,8 kWh möglich.
Ein großer Vorzug unseres Stromspeichersystems ist die Flexibilität in der Anwendung dank des modularen Aufbaus und möglicher Einbindung anderer Quellen und Elektromobilität. E3/DC-Produkte sind aber nicht nur für eine Wohnungseinheit oder Einfamilienhäuser geeignet. Für Mehrparteienhäuser oder Gewerbelösungen lassen sich durch die Bildung von Energiefarmen, also Parallelschaltungen mehrerer Stromspeicher, zusätzliche Kapazitäten schaffen. Wir nennen dieses Konzept ‚Farming“ und haben damit bereits gute Erfahrungen im Feld gemacht. In Verbindung mit PV und KWK lassen sich nahezu stromautarke Gebäude erzielen.
Welche der Speicheroptionen – Hausspeicher oder Ortsnetzspeicher – halten Sie grundsätzlich für effektiver?
Ortsnetzspeicher sind solange nicht wirtschaftlich, wie die Energiewirtschaft durch Netzentgelte verhindert, dass diese wirtschaftlich sind. Beide Optionen (Haus dezentral oder zentral) sind gut für den Klimaschutz. Ein Ortsnetzspeicher ist für Städte und Mietwohnungen de facto die einzige Alternative, allerdings ist das erst der zweite Schritt der Energiewende.
In welchem Fall halten Sie die Nachrüstung von PV-Anlagen mit Speichern zur Eigenverwendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?
Eine Nachrüstung mit Stromspeicher rechnet sich hierfür grundsätzlich überhaupt nicht, es sei denn, es gibt eine Eigenstromvergütung, d.h. bei Anlagen die zwischen 2009 und 2012 installiert wurden. Anlagen, die zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2012 in Betrieb genommen worden sind, erhalten diese Eigenverbrauchsvergütung. Strom zu speichern kann in diesem Fall sinnvoll sein, um bei höherem Eigenverbrauch eine höhere Vergütung zu erzielen.
Für jüngere PV-Anlagen ohne Eigenverbrauchsvergütung und mit geringer Einspeisevergütung pro Kilowattstunde ist kein Stromspeicher zu empfehlen. Hinzu kommt, dass in einigen Jahren Langzeitverträge für viele PV-Anlagen im Rahmen der EEG-Förderung auslaufen werden, die auf Einspeisung abgezielt haben. Dort ist die Nachrüstung mit Stromspeichersystemen notwendig, allerdings sind sehr große Speicher notwendig, da die meisten Anlagen Gewerbebetrieben gehören.
Welche Lösungen bieten Sie dafür an?
E3/DC wird schon im nächsten Jahr eine Lösung in Serie bringen. Die TriLINK-Technologie von uns wird es ermöglichen pro Geräteeinheit bis zu 12kW Leistung und bis zu 100kWh Speicher zu installieren. Zusätzlich bleiben alle Vorteile, d.h. komplette Notstromfähigkeit (dann bis 12kW) im Standard verfügbar, ebenso die DC- und AC Speicherung und damit die maximal höchste Effizienz.
Gibt es dafür bereits Refinanzierungsrechnungen?
Ja und zwar detailliert. E3/DC wird für Gewerbebetriebe eine 20 Jahresbetriebsgarantie geben, um die Wirtschaftlichkeit drastisch zu erhöhen. Mit E3/DC wird erstmals am Markt überhaupt der Return On Investment unter zehn Jahren liegen.
Einen Beitrag über die Verunsicherung im PV-Markt wegen des Zick-Zack-Kurses des Bundeswirtschaftsministeriums bei der Speicherförderung hat mein Energieblogger-Kollege Kilian Rüfer hier in seinem Blog Sustainment geschrieben.
Alle Beiträge der Serie Speicherstrom-Praxis finden sich hier.
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