Gasspeicher der EWE in Nüttermoor. Foto: EWE

Erdgas­speicher: Zwangs­füllung für 1 Euro pro Haushalt?

von | 24. März 2016

Der Spei­cher­verband Ines legt aktuell eine Studie vor, in der die Stra­te­gie­be­ratung Nymoen eine Regel­en­er­gie­re­serve in Deutschland nach EU-​Vorgaben für möglich erachtet. Der Preis dafür: rund 1 Euro pro Haushalt und Jahr. Mit dem Betrag werden die so genannten geschützten Kunden abge­si­chert, da sind im Prinzip alle Haushalte, die ihre Wärme mittels Gas oder durch Gas gestützte KWK via Fernwärme erhalten. Deswegen wird der Betrag ausdrücklich auf die Haushalte bezogen. Indus­trie­kunden hingegen könnten bei Notlagen jederzeit abge­schaltet werden.

Zum Umfang: Die in der Studie und dem ihr zugrunde liegenden Szenario vorge­schlagene Spei­cher­vor­sorge hätte volks­wirt­schaft­liche Kosten in Höhe von rund 15 Millionen Euro verur­sacht. Der Gasver­brauch der geschützten Kunden lag im Gaswirt­schaftsjahr 2014/​2015 bei rund 294 TWh.

Aller­dings bleibt ein Beigeschmack: Ines vertritt die Spei­cher­be­treiber in Deutschland. Denen geht es nicht gut, da die Speicher kaum genutzt werden. Die Gründe dafür liegen im immer freieren Handel mit Erdgas. Das ist mitt­ler­weile das ganze Jahr über ausrei­chend verfügbar. Zudem beträgt der Preis­un­ter­schied zwischen Sommer und Winter lediglich 1 Euro je MWh. Das lohnt die aufwändige und teure Ein- und Ausspeisung nicht. Mit der nun vorge­schla­genen Lösung könnten die Speicher via Privat­fi­an­zierung durch Haus­halts­kunden zwangs­ge­füllt werden. Doch selbst dafür sind die 15 Millionen Euro nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Andere marktnahe Lösung

Bereits Ende letzten Jahres hatte das Bundes­wirt­schafts­mi­nis­terium (BMWi) auf eine marktnahe Lösung gedrängt. Eine restriktiv poli­tische Vorgabe wie beim Erdöl­be­vor­ra­tungs­verband (EBV) für die Mine­ral­öl­branche wird es nicht geben. Die Studie schlägt nun genau in diese Kerbe.

Aber Das BMWi bevorzugt eine andere Lösung, nämlich Long Term Options (LTO) sowie ein Demand-​Side-​Management-​Produkt (DSM). Letzteres ist rein durch den Arbeits­preis basiert und soll 2017 instal­liert werden. Kosten verur­sachen sie nur, wenn tatsächlich die gespei­cherten Mengen in einem Notfall gebraucht werden. Erste wurden bereits ausge­schrieben und sind Realität. Vor diesem Hinter­grund wird es kaum noch eine weitere Lösung zur Versor­gungs­si­cherheit geben.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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