Die Bundesregierung befürwortet das Projekt Nord Stream 2 und sieht in ihm einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Nach der bereits fertiggestellten Pipeline Nord Stream 1 soll der neue Strang ebenfalls durch die Ostsee führen und die bisherigen Kapazitäten verdoppeln. Die lagen 2015 bei 39,1 Milliarden Kubikmeter Gas und einer Auslastung von 71 %.
In einer Antwort auf Anfrage der Linken nennt die Bundesregierung auch für Gründe dafür. Das sind zum einen der zukünftige Rückgang der Erdgasförderung in den Niederlanden und Großbritannien. Hier liegen die Gründe klar, die Felder der Nordsee erschöpfen sich immer mehr. Doch auch Deutschland wird genannt, obwohl die hier Förderung noch auf Jahre hinaus zumindest stabil gehalten werden könnte. Doch dies ginge nur mit Fracking. Das aber wird wohl politisch nicht durchzusetzen sein. Die Bundesregierung hat hier quasi selbst einen Mangel geschaffen.
Andere Bausteine der zukünftigen Gaswirtschaftsstruktur, die auch durch LNG-Importe aus den USA und Nahost geprägt werden könnten, stünden dann im Wettbewerb mit der neuen Pipeline. Kühn jedoch ist die folgende Behauptung:
Durch eine Nord Stream 2‑Pipeline würden die Lieferwege weiter diversifiziert, da eine zusätzliche Gastransportmöglichkeit geschaffen würde.
Genau das kann eben nicht passieren. Für die OPAL-Pipeline, also die sich unmittelbar an Nord Stream anschließt, wurden aus diesen Gründen 50 % Transportkapazitäten freigehalten, die von anderen Anbietern außerhalb Russlands genutzt werden sollten. Doch mangels Interesse wurden die nie gebraucht. Die einzigen Interessenten wären Großbritannien und Norwegen, doch deren Bedarf an Einspeisung geht auch hier zurück. Bleibe Norwegen, doch das verfügt über eine vorbildlich ausgebaute eigene Infrastruktur.
Nord Stream 2 wird also unweigerlich zu einer höheren Abhängigkeit von russischem Erdgas führen und konterkariert damit die Bemühungen der EU um weniger Abhängigkeit von russischem Gas. Alternativen sind nicht in Sicht.
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