Kombinationen, in denen der Verbrauch der Püroduktion voneingenem PV-Strom folgt, erfordern eine intelligente Steuerung. Foto: Innogy

Sonnen­en­ergie geschickt nutzen

von | 8. Juni 2017

Die Kommu­ni­kation von einzelnen Kompo­nenten unter­ein­ander steigert den Nutzungsgrad von PV- und Wärme­pum­pen­an­lagen erheblich.

Die Sonne beliefert uns mit schier gren­zen­loser Energie. Doch Verbrauch und Erzeugung stehen ungünstig gegenüber. Im Winter, in dem die wenigsten Sonnen­stunden herrschen, ist der Ener­gie­ver­brauch am höchsten. Genau entge­gen­ge­setzt zeichnet sich die Lage in den Sommer­mo­naten ab. Aller­dings lassen sich PV-​Anlagen und Strom­ver­braucher in einem Gebäude auch so koppeln, dass der Verbrauch der Erzeugung folgt. Die komplette Strom­menge lässt sich so zwar nicht abdecken, der Bedarf an E‑Speichern aber verringern. Voraus­setzung ist jedoch eine „intel­li­gente“ Steuerung.

Der Eigen­ver­brauch von selbst erzeugtem Strom wird schon in den nächsten 4 Jahren an Notwen­digkeit gewinnen. 2021 laufen die ersten 6000 Förde­rungen für Wind- und Solar­kraft via EEG aus. Davon sind auch große Anlagen betroffen, die deutlich über der gesetzlich gere­gelten und EEG-​Umlagen befreiten 10-​kWp-​Grenze liegen. Wie soll man dann mit dem weiterhin erzeugten Strom umgehen?

Eine Teilnahme an Ausschrei­bungen wäre sicher möglich. Die Vergütung würde jedoch bei kaum mehr als 8 Eurocent je produ­zierter kWh liegen – für viele Altanlagen, die noch nicht so effizient arbeiten wie die neuere Gene­ration, wäre das nicht mehr als ein Zuschuss­ge­schäft. Dann lieber den Strom selbst verbrauchen. Bei Markt­preisen für die Industrie und das Gewerbe von rund 20 Eurocent je kWh und höher sowie bei Eigen­heimen von 30 Eurocent ist das lohnend. …

Nr. 1: Die separate Messung des Eigenverbrauchs

Technisch gesehen ist die Messung des Eigen­ver­brauchs nicht besonders kompli­ziert. Dafür bedarf es eines Einspei­se­zählers, der näher am Netz­zugang posi­tio­niert ist als der bisher vorhandene Bezugs­zähler, der wiederum näher an den Verbrau­chern und an der Einspei­se­quelle posi­tio­niert sein muss. Die PV-​Anlage verfügt sowieso über einen eigenen Ertrags­zähler. So wird Ener­gie­er­zeugung als auch Netzbezug und Netz­ein­speisung ermittelt. Der Eigen­ver­brauch resul­tiert aus der Differenz der gemes­senen Mengen in Einspei­se­zähler und Ertrags­zähler. Der Netzbezug wiederum wird direkt gemessen.

Inzwi­schen Standard sind jedoch Zwei­rich­tungs­zähler. Sie verfügen über zwei Zählwerke, eine Differenz zwischen Erzeugung und Einspeisung muss also nicht gebildet werden. Einen Nachteil hat die Methode jedoch: Es werden nicht auto­ma­tisch alle drei Phasen von Netzbezug, Einspeisung und Ertrag gemessen. Dazu muss der Zähler in dem soge­nannten „Ferraris-​Modus“ einge­stellt sein. …

Nr. 2: Der eigene E‑Speicher

Für eine Opti­mierung, sprich Ausweitung , des Eigen­ver­brauchs ist ein E‑Speicher nötig. Der muss von Anfang an so dimen­sio­niert sein, dass er Spit­zen­pro­duk­tionen zwar einfangen kann, aber letztlich darauf ausgelegt ist, konti­nu­ierlich den Strom der PV-​Anlage so einzu­spei­chern, dass er auch regel­mäßig wieder von den Verbrau­chern im Haus abgerufen werden kann. Generell sind E‑Speicher für den Immo­bi­li­en­be­reich nur für kurze Fristen ausgelegt, in der Regel für etwa 48 Std., maximal eine Woche. …

Nr. 3: Die intel­li­gente TGA-Steuerung

Ein Spei­cher­einsatz ohne „intel­li­gente“ Steuerung ist demnach sinnlos. Denn die Differenz zwischen Produktion und Verbrauch muss nicht nur zeitlich, sondern auch mengen­mäßig gehandelt werden. Dabei gilt es die verschie­denen Haus­halt­geräte, aber vor allem eben die Groß­ab­nehmer zu berück­sich­tigen, die mit eigen­erzeugtem und zwischen­ge­spei­chertem Strom versorgt werden sollen. Das können im Gewerbe ein Backofen sein oder aber eine Wärme­pumpe in einer Wohnimmobilie.

Wechselrichter- und Anla­gen­her­steller setzen sich genau damit ausein­ander“, erklärt Norbert Malek, Geschäfts­führer von Mess­ge­rä­te­her­steller EMH Metering. „Die Speicher werden in die Systeme so inte­griert, dass so viel wie möglich eigen­erzeugter Strom auch in den eigenen vier Wänden bleibt.“ So könne man auch den Strom­ver­brauch mitsteuern. Man müsse zudem weiter­denken: Sei einmal ein Speicher inte­griert, könne er via intel­li­genter Steuerung auch für Netz­dienst­leis­tungen zur Verfügung stehen. …


Gekürzt. Geschrieben für IKZ. Zum Abo geht es hier. Erschienen in 06/​2017. Der kom­plette Beitrag ist auch hier online zu lesen.

Energieblogger-​Kollege Robert Dölling hat sich mit die­ser Proble­matik eben­falls auf sei­nem­Blog energie​-experten​.org auseinandergesetzt.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Die Umgebungswärme von Fließgewässern wird hierzulande noch kaum genutzt. Eine Studie hat nun allein für Bayern erstaunliche Potenziale aufgedeckt. Eine Nutzung der Wärme hätte auch einen positiven ökologischen Effekt durch die Abkühlung der Flüsse. In Bayern könnten...

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Die Umgebungswärme von Fließgewässern wird hierzulande noch kaum genutzt. Eine Studie hat nun allein für Bayern erstaunliche Potenziale aufgedeckt. Eine Nutzung der Wärme hätte auch einen positiven ökologischen Effekt durch die Abkühlung der Flüsse. In Bayern könnten...

„Heizungs­in­ves­tition – kümmert euch jetzt!”

Heizungs­in­ves­tition – kümmert euch jetzt!”

Interview mit Sebastian Herkel, Fraunhofer ISE, Abteilungsleiter energieeffiziente Gebäude. Immobilienwirtschaft: Wie sehen Sie das aktuelle Regelwerk in Bezug auf mehr Effizienz in Immobilien? Sebastian Herkel: Letztes Jahr haben wir ein ziemlich komplexes Regelwerk...