Elmar Baumann. Foto: VDB

Biokraft­stoffe: „Vertrauen der Inves­toren leidet!“

von | 17. September 2018

Interview mit Elmar Baumann, Geschäfts­führer des Verbandes der Deutschen Biokraft­stoff­in­dustrie (VDB)

Brenn­stoff­spiegel: Wie wirkt sich die aktuelle EU-​Politik auf die flüssigen Biokraft­stoffe der ersten Gene­ration aus?

Elmar Baumann: Bis 2020 gilt ja noch die Renewable Energy Directive I (RED I). Der Beitrag von soge­nannten fort­schritt­lichen Biokraft­stoffen, von E‑Mobilität auf der Straße und von strom­ba­sierten Kraft­stoffen ist bis dahin definitiv gering. Die heutigen Biokraft­stoffe können ihren Anteil von fünf Prozent bis dahin behaupten und viel­leicht noch etwas ausbauen. Dennoch wird es anspruchsvoll, das RED I‑Ziel von zehn Prozent zu erreichen, weil der Markt­anteil von Biokraft­stoffen als größter Beitrag zur Ziel­er­rei­chung seit 2015 gesunken ist.

Und danach?

Ab 2021 werden fort­schritt­liche Biokraft­stoffe, die aus Rest­stoffen der Liste in Anhang IX Teil A der Richt­linie produ­ziert werden, E‑Mobilität sowie strom­ba­sierte Kraft­stoffe dann aller­dings durch RED II deutlich begünstigt. Auch abfall­ba­sierte Kraft­stoffe könnten davon profi­tieren, da sie weiter doppelt gerechnet werden können.

Es wäre ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die Euro­päische Kommission sich mit ihrer Absicht durch­setzt, die heutigen Biokraft­stoffe durch andere erneu­erbare Kraft­stoffe zu ersetzen. Konven­tio­nelle Biokraft­stoffe, also Biodiesel aus Raps und Bioethanol aus Getreide und Zucker­rüben, müssen das Fundament bilden für den weiteren Ausbau der Erneu­er­baren. Andern­falls ist es völlig illu­so­risch, mehr Klima­schutz im Stra­ßen­verkehr zu erreichen, weil der Anteil erneu­er­barer Energien besten­falls stagniert, anstatt zu wachsen. Klar ist auch: Das Inves­to­ren­ver­trauen geht verloren, wenn die erste Gene­ration Biokraft­stoffe von Brüssel ausge­listet wird – dann wird es auch keine zweite Gene­ration geben, weil niemand inves­tieren wird. …

Was wird RED II noch bringen?

Das hängt von den Trilog-​Verhandlungen zwischen EU-​Kommission, EU-​Rat und EU-​Parlament ab, die gerade laufen. Wir befürchten, dass sich der Anteil konven­tio­neller Biokraft­stoffe im euro­päi­schen Markt von derzeit gut vier Prozent auf im besten Falle zwei Prozent halbieren wird. Aller­dings könnten die Mitglied­staaten abwei­chend von der RED II nationale Rege­lungen treffen, damit diese Biokraft­stoffe im Markt bleiben. Deutschland und Frank­reich als größte Produ­zenten dieser Kraft­stoffe sollten dabei Vorreiter sein. …

Gibt es dadurch doch eine Überlebenschance?

Wenn die größten Absatz­märkte wie Deutschland und Frank­reich konven­tio­nelle Biokraft­stoffe nach 2020 auf natio­naler Basis weiter fördern, könnten die dras­ti­schen Folgen einer verfehlten RED II abge­mildert werden.


Gekürzt. Geschrie­ben für Brenn­stoff­spie­gel. Der voll­stän­dige Beitrag ist nur in der Ausgabe 09/​2018 zu lesen. Zum kos­ten­freien Pro­be­abo geht es hier.

Wie die Wär­me­wende den Fach­kräf­te­man­gel befeu­ert, zeigt Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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