Interview mit Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB)
Brennstoffspiegel: Wie wirkt sich die aktuelle EU-Politik auf die flüssigen Biokraftstoffe der ersten Generation aus?
Elmar Baumann: Bis 2020 gilt ja noch die Renewable Energy Directive I (RED I). Der Beitrag von sogenannten fortschrittlichen Biokraftstoffen, von E‑Mobilität auf der Straße und von strombasierten Kraftstoffen ist bis dahin definitiv gering. Die heutigen Biokraftstoffe können ihren Anteil von fünf Prozent bis dahin behaupten und vielleicht noch etwas ausbauen. Dennoch wird es anspruchsvoll, das RED I‑Ziel von zehn Prozent zu erreichen, weil der Marktanteil von Biokraftstoffen als größter Beitrag zur Zielerreichung seit 2015 gesunken ist.
Und danach?
Ab 2021 werden fortschrittliche Biokraftstoffe, die aus Reststoffen der Liste in Anhang IX Teil A der Richtlinie produziert werden, E‑Mobilität sowie strombasierte Kraftstoffe dann allerdings durch RED II deutlich begünstigt. Auch abfallbasierte Kraftstoffe könnten davon profitieren, da sie weiter doppelt gerechnet werden können.
Es wäre ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die Europäische Kommission sich mit ihrer Absicht durchsetzt, die heutigen Biokraftstoffe durch andere erneuerbare Kraftstoffe zu ersetzen. Konventionelle Biokraftstoffe, also Biodiesel aus Raps und Bioethanol aus Getreide und Zuckerrüben, müssen das Fundament bilden für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren. Andernfalls ist es völlig illusorisch, mehr Klimaschutz im Straßenverkehr zu erreichen, weil der Anteil erneuerbarer Energien bestenfalls stagniert, anstatt zu wachsen. Klar ist auch: Das Investorenvertrauen geht verloren, wenn die erste Generation Biokraftstoffe von Brüssel ausgelistet wird – dann wird es auch keine zweite Generation geben, weil niemand investieren wird. …
Was wird RED II noch bringen?
Das hängt von den Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Kommission, EU-Rat und EU-Parlament ab, die gerade laufen. Wir befürchten, dass sich der Anteil konventioneller Biokraftstoffe im europäischen Markt von derzeit gut vier Prozent auf im besten Falle zwei Prozent halbieren wird. Allerdings könnten die Mitgliedstaaten abweichend von der RED II nationale Regelungen treffen, damit diese Biokraftstoffe im Markt bleiben. Deutschland und Frankreich als größte Produzenten dieser Kraftstoffe sollten dabei Vorreiter sein. …
Gibt es dadurch doch eine Überlebenschance?
Wenn die größten Absatzmärkte wie Deutschland und Frankreich konventionelle Biokraftstoffe nach 2020 auf nationaler Basis weiter fördern, könnten die drastischen Folgen einer verfehlten RED II abgemildert werden.
Gekürzt. Geschrieben für Brennstoffspiegel. Der vollständige Beitrag ist nur in der Ausgabe 09/2018 zu lesen. Zum kostenfreien Probeabo geht es hier.
Wie die Wärmewende den Fachkräftemangel befeuert, zeigt Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
0 Kommentare