Der in Leipzig ansässige Erdgaskonzern VNG konnte 2018 seinen Gewinn auf 142 Mio Euro verdoppeln. Gleichzeitig stieg der Umsatz um gut 20 % auf 11,2 Mrd. Euro. Vorstandsvorsitzender Ulf Heitmüller verkündete zudem, konsequent an der Strategie 2030 festhalten zu wollen (mehr dazu hier).
Diese sieht ein schrittweises Ablösen des fossilen Energieträgers Erdgas vor, beim gleichzeitigen Aufbau neuer Geschäftsfelder. Im Herbst letzten Jahres wurde dieser Strategie die eigene und recht erfolgreiche Exploration&Production-Tochter VNG Norge geopfert und an Neptune Energy Norge verkauft.
Die Kaufsumme soll zwar geheim bleiben. Da die VNG aber im vergangenen Jahr 274 Mio Euro investierte, die VNG Norge bis zum letzten Herbst noch gut 58 Mio Euro zum Erlös beitrug und nach Worten von Finanzvorstand Bodo Rodestock immer noch etwas übrigblieb, darf man annehmen, dass der (übrigens steuerfrei) Verkaufserlös zwischen 400 und 500 Mio Euro lag. Auch aufgrund dessen wird das Unternehmen dem Aufsichtsrat vorschlagen, eine Dividende von 40 Mio Euro auszuschütten. Hauptprofiteur: Konzernmutter EnBW mit über 74 % den Mammutanteil der Aktien hält.
Die Mutter fährt unter Vorstandschef Frank Mastieux einen ganz ähnlichen Kurs hin zu erneuerbaren Energien. Deswegen dürfte es den Leipzigern mit Segelfan Heitmüller an der Spitze leicht fallen, in ähnlichen Gewässern zu schwimmen.
Zwei Geschäftsfelder stechen dabei besonders hervor: Zum einen die Biogasanlagen, gebündelt in der VNG-Tochter Balance, die schon einen kleinen einstelligen Millionenbetrag zum Gewinn beitrug. sowie bei der Ontral als nach wie vor profitabelste Konzerntochter, die das Gas von 22 Biogasanlagen und damit die 17 % des deutschlandweit erzeugten Biogases einspeist. Zum anderen sind es die Digitalisierungsservices. Dazu gehören Datentransport über Glasfasernetze, die gleich mit den Erdgasleitungen verlegt würden, und Dienstleistungen für kritische Infrastrukturen – ein Bereich, in dem die VNG ohne Zweifel als Energieversorger viel Erfahrung aufweist.
Auch die Investitionen in 5 Startups waren recht erfolgreich. Zwei davon, Cloud&Heat und Rhebo, würden schon schwarze Zahlen schreiben, so Rodestock. Bei Qurtierslösungen, für die die Leipziger ein gemeinsames Unternehmen – Viertel Energie – mit dem Planungs- und Contractingspezialisten Tilia unterhalten, ist bereits ein Projekt mit 2 Mio Euro spruchreif.
Die VNG sieht sich gut aufgestellt, weiß aber, dass der Weg nicht leicht ist. Rodestock beziffert die Investitionen allein für die kommenden 10 Jahre auf 2 Mrd. Euro. Und die müssen erwirtschaftet werden. Klar ist, dass für dieses Jahr der Gewinn nicht ganz so hoch ausfallen dürfte. Denn ein erneuter Verkaufserlös wird die Zahlen nicht puschen.
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