Ein Beitrag von Joachim Lang, Mako365, für enwipo.de
Die Energiewirtschaft befindet sich durch die zunehmende Digitalisierung in einem regelmäßigen Veränderungsprozess. Somit müssen die, durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) definierten Marktkommunikationsprozesse (MaKo), regelmäßig angepasst werden. Mit der Mako2022 kommt zum 1. Oktober 2022 eine Veränderung, die für viele Marktteilnehmer eine gewaltige Umstellung im Tagesgeschäft bedeuten wird – die Einführung der neuen Marktrolle „Energieserviceanbieter“ (ESA).
Jeder der als Basis für seine eigene Dienstleistung auf aktuelle Energieverbrauchsdaten angewiesen ist, kennt den Spießrutenlauf, bis die Daten vorliegen. Denn einen Anspruch auf den Erhalt der Daten gibt es regulatorisch nicht, der bilaterale Anfrageweg ist je Messstellenbetreiber meist verschieden und die Daten werden in den unterschiedlichsten Formaten bereitgestellt.
Das ändert sich schlagartig am 1. Oktober 2022 – vielleicht nicht exakt an diesem Tag, da der Oktober an einem Samstag beginnt und möglicherweise auch nicht schlagartig, denn nicht alle Marktteilnehmer werden bis dahin alle neuen Prozessvorgaben umgesetzt haben. Aber zum 1. Oktober 2022 wird die neue energiewirtschaftliche Marktrolle „Energieserviceanbieter“ offiziell eingeführt.
Die neue Marktrolle Energieserviceanbieter
Die neue Marktrolle erlaubt dem Energieserviceanbieter die Anforderung und den Erhalt von Energiedaten (z.B. Stromverbrauchsdaten) bei Messstellenbetreibern. Sobald der ESA die Vollmacht vom Anschlussnutzer vorliegen hat, kann er Energiedaten beim zuständigen Messstellenbetreiber anfordern. Hierbei kann es sich um den grundzuständigen oder auch einen wettbewerblichen Messstellenbetreiber handeln. Nachdem der ESA die Daten erhalten hat, kann er diese dann zu eigenen Zwecken weiterverarbeiten, z. B. für Verbrauchsvisualisierungen, Datenanalysen und Ausarbeiten von Energieeinsparempfehlungen oder vergleichbare Dienstleistungen. Nur zu Abrechnungszwecken dürfen die über diesen Weg erhaltenen Daten nicht verwendet werden.
Die neue ESA-Rolle führt zu einem einheitlichen Standard bei der Datenanfrage und einem einheitlichen Format bei der Datenlieferung. Damit gehören Probleme und Aufwände der Vergangenheit an, bedeutet aber gleichzeitig, dass Messstellenbetreiber ab dem 1. Oktober 2022 den Datenversand nicht mehr unreguliert und bilateral abwickeln werden, sondern einen marktkonformen Bestell- und Übermittlungsprozess einfordern.
Die neue Marktrolle ist für jedes Unternehmen relevant, das regelmäßige auf aktuelle Energieverbrauchsdaten angewiesen ist. Damit sind viele Energieberater bzw. Energieberatungsunternehmen und auch zahleiche Energiedienstleistungsunternehmen von der Veränderung massiv betroffen.
Vorteile der Marktrolle Energieserviceanbieter
Die wesentlichen Vorteile der neuen Marktrolle liegen in einem bundesweit einheitlichen Standard und damit auch in der Möglichkeit der Prozessautomatisierung. Beispielhaft hierfür sei der einheitliche Prozess zur Bestellung von Messdaten und das einheitliche Format beim Erhalt der Daten genannt, auch wenn diese von unterschiedlichsten Messstellenbetreibern bereitgestellt werden. Aufgrund des Standardformates steigt die Datenqualität, da Übertragungsfehler vermieden werden. Die Standardisierung ermöglicht eine Automatisierung u.a. durch die Implementierung offener Programmierschnittstellen.
Herausforderungen der Energieserviceanbieter
Da es sich um eine neue Marktrolle im deutschen Energiemarkt handelt, basiert der standardisierte Datenaustausch allerdings auf den energiewirtschaftlichen sog. Marktkommunikationsprozessen (MaKo) und auf Standard-Datenformaten wie z.B. MSCONS.
Der ESA muss sich im Prozess beim zuständigen Messstellenbetreiber mittels der bei der ESA-Registrierung zugewiesenen Marktpartner-ID identifizieren. Der Datenaustausch erfolgt ausschließlich durch sog. EDIFACT-Übertragungsdateien und die Marktkommunikation muss zu den festgelegten Prozessen und der sog. 1:1‑Kommunikation erfolgen. Darüber hinaus müssen die halb-jährlichen Formatanpassungen verpflichtend zum jeweiligen Stichtag umgesetzt werden.
Viele Unternehmen, für die die neue Marktrolle interessant bzw. notwendig ist, haben bisher weder mit der der energiewirtschaftlichen Marktkommunikation, noch mit den entsprechenden Datenformaten Berührungspunkte gehabt und somit weder Erfahrung noch die systemtechnischen Voraussetzungen.
Lösungsmöglichkeiten
Insofern ist es höchste Zeit zu prüfen, wie die ESA-Rolle im Rahmen der eigenen Rahmenbedingungen umgesetzt werden kann – die Frage ist make-or-buy.
Bei der „Make“-Entscheidung sollten die notwendigen Voraussetzungen und Know How, sowie der regelmäßige Aufwand durch die halbjährlichen Formatanpassungen nicht unterschätzt werden. Für eine „Buy“-Entscheidung spricht die Umsetzung ohne eigenen Know-How-Aufbau, weder zur Marktkommunikation noch zu den Datenformaten, und dass keine aufwändigen Systemvoraussetzungen geschaffen werden müssen. Allerdings wird schnell klar werden, dass es aktuell noch nicht allzu viele Lösungen am Markt gibt, da es sich um eine völlig neue Marktrolle handelt.
Der BPO-Dienstleister und Marktkommunikationsexperte Mako365 GmbH schließt mit seiner ESA-App-Entwicklung genau diese Lücke und bietet explizit für Energieserviceanbieter ein einfaches, intuitives und mandanten-fähiges Messstellenverwaltungsportal auf SaaS-Basis an. Über dieses Portal erfolgt sowohl die offizielle Bestellung von Energiedaten für ausgewählte Messstellen beim zuständigen Messstellenbetreiber als auch der Erhalt der bestellten Daten und werden dann in den gängigen bzw. gewünschten Formaten zum Download oder per Programmierschnittstelle (API) bereitgestellt.
Neben der ESA-App bietet Mako365 mit seinem Experten-Team auch begleitende Dienstleistungen an, wie z.B. Unterstützung bei der Registrierung als ESA, der notwendigen Zertifikatsbeschaffung und bei Bedarf die Übernahme von manuellen Prozessschritten und Abstimmungen mit Messstellenbetreibern, so dass der ESA sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann.
Die ESA-Rolle gilt zu Beginn nur für Stromzähler und wird später auf Gas und weitere Medien erweitert. Innovative Messstellenbetreiber werden den standardisierten ESA-Weg für Gas, Fernwärme und Wasser voraussichtlich auch schon früher nutzen.
Aktuelle Rechtsauffassungen gehen davon aus, dass nach der offiziellen Einführung der Marktrolle Energieserviceanbieter dies kurz- bis mittelfristig der einzige Weg für den Erhalt von aktuellen Verbrauchswerten von Messstellenbetreibern sein wird.
Daraus ergibt sich für Unternehmen, die auch nach dem 1. Oktober 2022 auf aktuelle Energieverbrauchsdaten angewiesen sind, ein gewisser Handlungsdruck. Dafür überwiegen im Tagesgeschäft aber die Vorteile der neuen Marktrolle, so dass ein intensives Auseinandersetzen damit gut investierte Zeit ist.
Mehr unter www.mako365.com
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