Die Brennstoffzelle fürs Eigenheim - ein Förderobjekt des Regierungsprogrammes. Foto: Thermondo

Brenn­stoff­zellen: Kommt der Durch­bruch im Heizungskeller?

von | 9. August 2016

Kraft-​Wärme-​Kopplung in Einfa­mi­li­en­häusern ist ein Unding. Die Wärme bekommt man im Sommer nicht weg. Läuft der kleine Kraft­protz, meist ein gasbe­trie­benes Block­heiz­kraftwerk (BHKW) dann nicht, kommt er nicht auf rentable Stun­den­zahlen für die Strom­pro­duktion. Eine theo­re­tische Ausnahme machen hier Brenn­stoff­zellen. Denn sie können sowohl in der elek­tri­schen als auch ther­mi­schen Leistung extrem weit herun­ter­ge­fahren werden.


Am Markt durch­setzen konnte sie sich bisher nicht. Schät­zungs­weise wurden bisher, so der Ener­gie­dienst­leister Thermondo, in d Deutschland nur knapp 1000 Geräte in den letzten 7 Jahren verbaut. Doch das soll sich jetzt ändern. Gemeinsam mit Brennstoffzellen-​Hersteller Elcore hat das Unter­nehmen in diesem Jahr bereits 130 Brenn­stoff­zellen in deutschen Kellern instal­liert. 280 sollen es bis Jahresende werden.

Als erstes Unter­nehmen habe Thermondo bundesweit Struk­turen geschaffen, die einen schnellen und hoch­wer­tigen Einbau von Brenn­stoff­zel­len­hei­zungen in Serie ermög­lichen. In über 20 Städten wurden dort ansässige fest­an­ge­stellte Instal­la­teure intensiv geschult.

Das verbaute Brennstoffzellen-​Blockheizkraftwerk Elcore 2400 verfügt über 700 W therm und elek­trische 300 W el. Im Vergleich zu anderen Brennstoffzellen-​BHKW ist das Gerät kleiner dimen­sio­niert und eignet sich damit besonders für Ein- und Zwei­fa­mi­li­en­häuser. Im Zusam­men­spiel mit einer Gas-​Brennwerttherme, die nur bei besonders hohem Ener­gie­bedarf vorüber­gehend zuge­schaltet wird, kann der gesamte Warm­was­ser­bedarf und 5070% des Strom­be­darfs im Haus gedeckt werden.

Das Gerät hat das A++ Ener­gie­label und einen Gesamt­wir­kungsgrad von 104 Prozent. Mit seiner Hilfe können nach Thermonodo-​Angaben die Ener­gie­kosten eines durch­schnitt­lichen Eigen­heims mit einem 4‑Personen-​Haushalt um bis zu 50 % gesenkt werden.

Haus­be­sitzer können sich zudem den Einbau einer Brenn­stoff­zelle fördern lassen. Das BAFA gewährt derzeit einen Zuschuss von 3.515 Euro. Für Mitte August 2016 (ursprünglich morgen, 10. August 2016) plant die Bundes­re­gierung eine Erhöhung dieses Betrags auf 7.000 Euro. Infos dazu finden sich hier bei der KfW. Zusätzlich erhält der Betreiber für jede produ­zierte kWh Strom 5,41 Cent, und zwar für die Dauer von 10 Jahren. Darüber hinaus ist der bei einem KWK-​System einge­setzte Brenn­stoff für die Dauer von 10 Jahren von der Ener­gie­steuer befreit.

Zudem ist die Tech­no­logie auch poltisch gewollt. Die Bundes­re­gierung will die Forschung dazu erheblich ausweiten. Mehr dazu hier.


Ob ein Heizungs­tausch und somit eine Entscheidung pro oder contra Brenn­stoff­zelle vor oder nach der Gebäu­de­sa­nierung erfolgen sollte, beant­wortet mein Energieblogger-​Kollege Rüdiger Paschotta hier auf seinem Blog RP-​Energie-​Lexikon.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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