Foto: Urbansky

Wie fair sind Vergleichsportale

von | 15. Januar 2016

Vergleichs­portale sind aus der schönen, neuen Konsumwelt nicht wegzu­denken. Auch bei Ener­gie­kunden, insbe­sondere bei Strom und Gas, aber auch bei Heizöl leisten sie wertvolle Dienste, um bei diesen absolut gene­ri­schen Produkten den besten, billigsten oder service­freund­li­chesten Anbieter zu finden. Doch wie fair sind die Portale?

Die Stiftung Warentest ermit­telte, dass nur 4 von 11 Strom­ver­gleichs­por­talen tatsächlich verläss­liche Zahlen liefern. Dennoch vertrauen die Verbraucher darauf und orien­tieren sich häufig an den Bewer­tungen anderer Kunden, obwohl diese oftmals gefälscht sind. 

Für die Grünen war diese Diskrepanz Anlass, um die Bundes­re­gierung zu fragen, ob auch Verbrau­cher­portale stärker rechtlich reguliert werden sollten. In der Anfrage heißt es zur Begründung:

Vergleichs- und Bewer­tungs­portale sind … häufig weniger objektiv und unab­hängig als Verbrau­che­rinnen und Verbraucher annehmen und ange­sichts mangelnder Trans­parenz wissen können. Denn viele Vergleichs- und Bewer­tungs­portale finan­zieren sich über Provi­sionen und bewerten daher auch nur dieje­nigen Anbieter, die die Provi­sionen zahlen. Nicht ersichtlich sind für die Verbrau­che­rinnen und Verbraucher die Kriterien für Algo­rithmen, die hinter der Portal­ober­fläche anhand vorein­ge­stellter Präfe­renzen der Kundinnen und Kunden die güns­tigsten auf dem Markt verfüg­baren Produkte oder Dienst­leistung herausfiltern.

Die Bundes­re­gierung hingegen sieht keinen Hand­lungs­bedarf und verweist auf bestehende Gesetze, die auch für Vergleichs­portale gelten und ausrei­chend seien. Insbe­sondere sind dies

  • § 5 Absatz 1 des Gesetzes gegen den unlau­teren Wett­bewerb (UWG)
  • § 1 Absatz 6 der Preisangabenverordnung

Auch eine Prüfung des Bundes­kar­tell­amtes bei Verivox, das wegen Daten­pro­dukten und Tarif­op­ti­mie­rungs­dienst­leis­tungen ins Gerede kam, die Versorgern im Ener­gie­be­reich angeboten wurden, gab es keine Verstöße gegen das Kartellrecht. 

Es bleibt also alles, wie es ist. Verbrau­chern ist anzuraten, sich bei gene­ri­schen Produkten und das sind so gut wie alle Ener­gie­träger, bei mehreren Portalen und auch bei Händlern zu erkun­digen, die nicht auf diesen Platt­formen vertreten sind. Dann sollte sich ein objek­tives Bild des reellen Preises ergeben.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Der Smart Meter Rollout soll helfen Strom zu sparen und Lasten zu kappen. Das könnte Mietern und Verwaltern deutliche finanzielle Vorteile bringen. Doch der Ausbau geht nur schleppend voran. Zudem wären bei einer Einbindung der Wärmeversorgung in den Rollout die...