Die VNG wird ins Stromgeschäft einsteigen. Ende Januar wurde die Übernahme einer deutschen Gazprom-Stromhandelstochter angekündigt. Bisher war so etwas unvorstellbar. Der Kurs des langjährigen VNG-Chefs Klaus-Ewald Holst bestand in einer Fokussierung auf das Gasgeschäft von Up- bis Downstream. Nach und nach baute der einstmals reine Importeur und Großhändler ein Fördergeschäft in Norwegen auf und war somit auch im Upstream aktiv. Später kam im Downstream-Bereich die Übernahme der Goldgas hinzu.
Während die Förderaktivitäten nach wie vor ein Verlustgeschäft sind, erbringt die Goldgas-Tochter einen kleinen Gewinn. Wirklich profitabel ist derzeit nur das Gastransportgeschäft der Tochter Ontras. Schon auf der letzten Bilanzpressekonferenz konnte nur ein Überschuss verkündet werden, weil die Beteiligung an einem Thüringer Gastransportunternehmen veräußert wurde. Die Gewinne der Ontras werden wohl nun die Verluste der anderen Konzernbereiche, auch der Speichergeschäfts ausgleichen, obwohl letztes nach einem Bericht meines Kollegen Stefan Schröter nicht ganz so schlecht aufgestellt zu sein scheint. Grund genug für eine Verlustwarnung für das letzte Geschäftsjahr. Gewinne wird es wohl für 2015 nicht geben.
Mit dem Einstieg ins Stromgeschäft nun geht die VNG einen Weg hin zu Vollversorgungs-Energielieferanten für leitungsgebundene Energien wie E.ON, RWE oder Mutter EnBW, auch wenn diese erst durch die Übernahme der VNG ins Gasgeschäft einsteigen konnte.
Dennoch: Ob der neue Geschäftsbereich alsbald nennenswerte Gewinne abwirft, ist fraglich. Denn der Strommarkt im Endverbraucherbereich ist hart umkämpft. In jedem Teil Deutschlands kann man locker unter mindestens 80 Anbietern einen passenden Tarif wählen. Hilfreich dabei könnte jedoch Neu-Mutter EnBW sein. Denn die war bisher ein reiner Stromversorger und dürfte über entsprechendes Know-how verfügen und damit der einstigen Gazprom-Strom-Tochter den Markteintritt erleichtern.
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