Der regierungsnahe ThinkTank Agora Energiewende hat sich mit dem Thema Dezentralität befasst. Da dieser Blog wie alle Energieblogger sich dem Thema Energiewende in Bürgerhand verschrieben hat und Dezentralität dafür die Grundlage ist, soll das wichtigste an dieser Stelle dokumentiert werden.
Als Grundlage dienen der Studie folgende 6 Felder der Dezentralität:
- Eigenversorgung
- regionale Verteilung von Stromerzeugung und –verbrauch
- regionale Vermarktung von Ökostrom
- regionale Smart Grids beziehungsweise Smart Markets
- kleinere Akteure mit Fokus auf „Bürgerenergie“
- kommunale Energien
Wichtigste Erkenntnis:
Dezentralität entwickelt sich mit der Energiewende zu einem dauerhaft prägenden Strukturmerkmal des Energiesystems. Schlüsseltechnologien der Energiewende (vor allem Wind, Solar, Batteriespeicher, Digitalisierung) sowie in der Gesellschaft verankerte politische, ökonomische und soziale Präferenzen für Eigenversorgung und Regionalität treiben das Strom- und Energiesystem in Richtung dezentralere Strukturen.
Da dies nicht mehr mit dem bisher stark zentral geprägten Strom-Energiekonzept im Einklang steht, bedarf es einen neuen Ordnungsrahmen für Dezentralität. Zwar steht die aktuelle Regierungspolitik dem teilweise entgegen. Mit der Erleichterung von Mieterstrommodellen und der regionalen Vermarktung von Grünstrom im EEG 2017 sowie die positive Bewertung dezentrale effizienter Energiesysteme im geplanten Gebäudeenergiegesetz (GEG) sind zumindest erste Ansätze in diese Richtung gegeben.
Die Ergebnisse sind mit den folgenden drei Punkten knapp umschrieben:
1. Neues Strukturmerkmal
Dezentralität entwickelt sich dauerhaft zu einem neuen Strukturmerkmal der Stromwirtschaft.
Denn zentrale Technologien der Energiewende (Windkraft, Solarenergie, Stromspeicher, Elektromobilität, Wärmepumpen) bringen eine wesentlich verteiltere Struktur mit sich, die nicht mit immer mehr Netzausbau beantwortet werden kann. Zudem gibt es sowohl ökonomische als auch starke politische und soziale Treiber in Richtung Eigenversorgung und regionale Lösungen.
2. Kein Wert an sich
Dezentralität ist kein Wert an sich, sondern muss sich netztopologisch, ökonomisch oder aufgrund von sozialen beziehungsweise politischen Präferenzen begründen lassen.
Der Mehrwert dezentraler Lösungen ist oft nicht monetärer Natur (zum Beispiel größere Akzeptanz, breitere Teilhabe) und muss als solcher politisch bewertet werden. Ökonomisch liegt der Wert in der Regel in vermiedenem Netzausbau, für den bisher jedoch ein monetäres Maß fehlt, oder in dem Befriedigen einer Regionalitätspräferenz der Verbraucher, für die jedoch der Marktrahmen fehlt.
3. Neuer Ordnungsrahmen
Wir brauchen einen Ordnungsrahmen für Dezentralität bei Entgelten, Abgaben und Umlagen.
Das bisherige System der dezentralitätsbedingten Ausnahmen bei Netzentgelten, Steuern, Abgaben und Umlagen ist hochgradig willkürlich und chaotisch. Es sollte überführt werden in eine klare Struktur, bei der die Höhe der Entgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen differenziert wird nach drei Ebenen:
- Erzeugung und Verbrauch ohne Nutzung des öffentlichen Netzes,
- Erzeugung und Verbrauch innerhalb einer Stromregion sowie
- überregionaler Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch.
Mit der dezentralen Versorgung von Solarstom für die E‑Mobilität befasst sich Energieblogger-Kollege Daniel Bönninghaus hier auf seinem Blog Savong Volt.
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