Flüssig-Erdgas-Tank am Volvo FM. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volvo

Autogas-​Blending-​Systeme konkur­rieren mit LNG-Lösungen

von | 5. November 2014

Alter­native Antriebe geraten für den Trans­port­verkehr immer mehr in den Fokus. Die erfolg­ver­spre­chendsten Varianten dabei sind Erdgas und Flüs­siggas. Doch auch an elek­trisch ange­trie­benen Brummis wird geforscht. 

Die Bestre­bungen, auch LKW mit alter­na­tiven Antrieben auszu­rüsten, haben einen hand­festen Hinter­grund: Deren Sprit­ver­brauch liegt oft bei rund 40 Litern auf 100 Kilometer. Insbe­sondere Spedi­teure, also die Eigen­tümer der Trucks, suchen nach Wegen, um von diesen Kosten runter­zu­kommen, machen sie doch im Schnitt gut 12 % der gesamten Betriebs­kosten aus. Kein Wunder also, dass auch diese Alter­na­tiv­trucks neben Flüssiggas- (also Autogas-) Gabel­staplern mitt­ler­weile sogar auf Portalen wie undefinedwww​.truckscout24​.de angeboten werden.

Wir fassen im Folgenden die Alter­na­tiven, die wir bereits in unseren Print-​Ausgaben vorge­stellt haben, hier zusammen.

Klas­si­sches Autogas ist natürlich oberstes Mittel der Wahl. Das AutoGas Journal berichtete mehrfach, unter anderem in seiner Ausgabe 3/​2014, über den viel­ver­spre­chenden Test der Fach­hoch­schule Köln mit mehreren LKW und Streckenprofilen.
Scania hat 2014 in seiner Hamburger Nieder­lassung eine eigene Auto­gas­tank­stelle errichtet. Der 6.400 Liter fassende Tank versorgt inzwi­schen über 150 Nutz­fahr­zeuge, die von den Hamburgern umge­rüstet wurden. Zum Einsatz kommt dabei das Autogas-​Diesel-​Blending-​System von chm trucktec. Die Amberger LPG-​Spezialisten haben nach eigenen Angaben bisher mehr als 1.000 Lkw deutsch­landweit umge­rüstet.

Havi Logistics beliefert McDonald´s‑Filialen

Bis zu einem Drittel kann dabei LPG dem Diesel beigemischt werden – ein eindeu­tiger Vorteil für Umwelt und Geld­beutel. Scania erreicht mit diesem System Kosten­sen­kungen von 10 bis zu 25 %, weil ein geschulter Fahrer im Misch­an­trieb nur rund 20 Liter Diesel auf 100 Kilometer gegenüber zirka 29 Litern im reinen Diesel­an­trieb verbraucht. Das wiederum eröffnet der Branche ein enormes Einspar­po­tential, da ein schwerer Lkw auf gut 180.000 Kilometer im Jahr kommt. Die rund 6.500 Euro an Inves­tition für die Umrüstung und den leicht erhöhten Wartungs­aufwand amor­ti­sieren sich damit relativ schnell binnen eines
Jahres.

Die Technik von chm trucktec wird zum Beispiel von Havi Logistics in Augsburg genutzt. Der Spediteur beliefert mit einem umge­rüs­teten Scania R400 bereits seit drei Jahren die Filialen von McDonalds im Stadt­gebiet von Augsburg. Bei einer Fahr­leistung von gut 45.000 Kilo­metern jährlich spart das Unter­nehmen nach eigenen Angaben rund 8 % der Treib­stoff­kosten ein und vermeidet jährlich gut drei Tonnen CO2. Seit 2011 kamen noch mehrere Trucks mit deutlich höherer Lauf­leistung hinzu, die das inter­na­tionale Unter­nehmen mit deutschem Hauptsitz in Duisburg umrüstete.

Nieder­lande sind bei der LNG-​Nutzung weiter

Einer der Vorreiter in Deutschland bei der Nutzung von LNG ist das Logis­tik­un­ter­nehmen Hellmann. Dies hat im vergan­genen Jahr fünf Fahrzeuge in Betrieb genommen, die mit LNG, also verflüs­sigtem Erdgas, fahren. Sie haben nach Unter­neh­mens­an­gaben keine Nutzlast-​Einschränkungen, gleich­zeitig Reich­weiten von bis zu 1.000 Kilometer, was den Praxis­einsatz erleichtere, so ein Unter­neh­mens­sprecher. Noch ist der Kraft­stoff LNG in Deutschland so gut wie nicht verfügbar, ein Tank­stel­lennetz wird gerade erst in Ansätzen aufgebaut und ist entlang der Transport-​Haupttrassen an den Auto­bahnen geplant. Hellmann errichtete deswegen eine eigene LNG-​Tankstelle auf seinem Betriebs­ge­lände in Osnabrück.

Der große Vorteil: 75 % des Diesels können durch LNG, das nur etwa halb so teuer ist, ersetzt werden. Zudem blasen die Trucks 25 % weniger CO2 in die Luft. Aller­dings hat das seinen Preis. Die Umrüst­kosten für den LNG-​Tank, der das Gas bei ‑162 °C tief­ge­kühlt halten muss, und die Einspritz­anlage liegen bei 35.000 bis 40.000 Euro je Fahrzeug. Ein hübsches Sümmchen, das man erstmal verfügbar haben muss.

In Osna­brücks Nach­bar­schaft, in den Nieder­landen, ist man da schon deutlich weiter. Die dortige nationale LNG-​Plattform will bis 2015 gut 500 Trucks bei der Umrüstung auf LNG-​Antrieb finan­ziell unter­stützen. Dort hat LNG dabei quasi ein Heimspiel, weil insbe­sondere der Lärm, den LKW in inner­städ­ti­schen Zonen verur­sachen dürfen, stark limitiert ist. Das spielt Fahr­zeugen mit LNG-​Antrieb in die Hände, weil diese deutlich ruhiger laufen. Ebenfalls ist der Ausstoß von Stick­oxiden und CO2 durch LNG spürbar geringer, was bei den 14 nieder­län­di­schen Städten, die mit „Low Emission Zones“ ausge­stattet sind, eindeutig von Vorteil ist.

Die Mehr­kosten in der Umrüstung auf LNG redu­zieren sich dort auf rund 20.000 Euro. Das wiederum würde dann bei einer jähr­lichen Lauf­leistung von 100.000 Kilo­metern schon nach 2,75 Jahren eine Amor­ti­sierung bedeuten. 2030 soll in den Nieder­landen dann jeder vierte Truck mit LNG fahren. Dafür erweitert man fleißig das Tankstellennetz.

Generell möglich wäre auch der Einsatz der kompri­mierten Erdgas­va­riante CNG. Doch ist dieses aufgrund seiner Volu­men­aus­dehnung und des hohen Kraft­stoff­ver­brauchs der Lkw zu inef­fektiv. Lediglich Mercedes hat hier mit dem Citaro einen Bus entwi­ckelt, der mit CNG fährt.

Vorshau-​Bild: Flüssig-​Erdgas-​Tank am Volvo FM. Foto: Auto​-Medi​en​portal​.Net/Volvo

Geschrieben für Auto­gas­Journal. Der voll­ständige Beitrag ist nur in der Print­ausgabe zu lesen. Die verkürzte Original-​Online-​Fassung findet sich hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...