Alternative Antriebe geraten für den Transportverkehr immer mehr in den Fokus. Die erfolgversprechendsten Varianten dabei sind Erdgas und Flüssiggas. Doch auch an elektrisch angetriebenen Brummis wird geforscht.
Die Bestrebungen, auch LKW mit alternativen Antrieben auszurüsten, haben einen handfesten Hintergrund: Deren Spritverbrauch liegt oft bei rund 40 Litern auf 100 Kilometer. Insbesondere Spediteure, also die Eigentümer der Trucks, suchen nach Wegen, um von diesen Kosten runterzukommen, machen sie doch im Schnitt gut 12 % der gesamten Betriebskosten aus. Kein Wunder also, dass auch diese Alternativtrucks neben Flüssiggas- (also Autogas-) Gabelstaplern mittlerweile sogar auf Portalen wie www.truckscout24.de angeboten werden.
Wir fassen im Folgenden die Alternativen, die wir bereits in unseren Print-Ausgaben vorgestellt haben, hier zusammen.
Klassisches Autogas ist natürlich oberstes Mittel der Wahl. Das AutoGas Journal berichtete mehrfach, unter anderem in seiner Ausgabe 3/2014, über den vielversprechenden Test der Fachhochschule Köln mit mehreren LKW und Streckenprofilen.
Scania hat 2014 in seiner Hamburger Niederlassung eine eigene Autogastankstelle errichtet. Der 6.400 Liter fassende Tank versorgt inzwischen über 150 Nutzfahrzeuge, die von den Hamburgern umgerüstet wurden. Zum Einsatz kommt dabei das Autogas-Diesel-Blending-System von chm trucktec. Die Amberger LPG-Spezialisten haben nach eigenen Angaben bisher mehr als 1.000 Lkw deutschlandweit umgerüstet.
Havi Logistics beliefert McDonald´s‑Filialen
Bis zu einem Drittel kann dabei LPG dem Diesel beigemischt werden – ein eindeutiger Vorteil für Umwelt und Geldbeutel. Scania erreicht mit diesem System Kostensenkungen von 10 bis zu 25 %, weil ein geschulter Fahrer im Mischantrieb nur rund 20 Liter Diesel auf 100 Kilometer gegenüber zirka 29 Litern im reinen Dieselantrieb verbraucht. Das wiederum eröffnet der Branche ein enormes Einsparpotential, da ein schwerer Lkw auf gut 180.000 Kilometer im Jahr kommt. Die rund 6.500 Euro an Investition für die Umrüstung und den leicht erhöhten Wartungsaufwand amortisieren sich damit relativ schnell binnen eines
Jahres.
Die Technik von chm trucktec wird zum Beispiel von Havi Logistics in Augsburg genutzt. Der Spediteur beliefert mit einem umgerüsteten Scania R400 bereits seit drei Jahren die Filialen von McDonalds im Stadtgebiet von Augsburg. Bei einer Fahrleistung von gut 45.000 Kilometern jährlich spart das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 8 % der Treibstoffkosten ein und vermeidet jährlich gut drei Tonnen CO2. Seit 2011 kamen noch mehrere Trucks mit deutlich höherer Laufleistung hinzu, die das internationale Unternehmen mit deutschem Hauptsitz in Duisburg umrüstete.
Niederlande sind bei der LNG-Nutzung weiter
Einer der Vorreiter in Deutschland bei der Nutzung von LNG ist das Logistikunternehmen Hellmann. Dies hat im vergangenen Jahr fünf Fahrzeuge in Betrieb genommen, die mit LNG, also verflüssigtem Erdgas, fahren. Sie haben nach Unternehmensangaben keine Nutzlast-Einschränkungen, gleichzeitig Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometer, was den Praxiseinsatz erleichtere, so ein Unternehmenssprecher. Noch ist der Kraftstoff LNG in Deutschland so gut wie nicht verfügbar, ein Tankstellennetz wird gerade erst in Ansätzen aufgebaut und ist entlang der Transport-Haupttrassen an den Autobahnen geplant. Hellmann errichtete deswegen eine eigene LNG-Tankstelle auf seinem Betriebsgelände in Osnabrück.
Der große Vorteil: 75 % des Diesels können durch LNG, das nur etwa halb so teuer ist, ersetzt werden. Zudem blasen die Trucks 25 % weniger CO2 in die Luft. Allerdings hat das seinen Preis. Die Umrüstkosten für den LNG-Tank, der das Gas bei ‑162 °C tiefgekühlt halten muss, und die Einspritzanlage liegen bei 35.000 bis 40.000 Euro je Fahrzeug. Ein hübsches Sümmchen, das man erstmal verfügbar haben muss.
In Osnabrücks Nachbarschaft, in den Niederlanden, ist man da schon deutlich weiter. Die dortige nationale LNG-Plattform will bis 2015 gut 500 Trucks bei der Umrüstung auf LNG-Antrieb finanziell unterstützen. Dort hat LNG dabei quasi ein Heimspiel, weil insbesondere der Lärm, den LKW in innerstädtischen Zonen verursachen dürfen, stark limitiert ist. Das spielt Fahrzeugen mit LNG-Antrieb in die Hände, weil diese deutlich ruhiger laufen. Ebenfalls ist der Ausstoß von Stickoxiden und CO2 durch LNG spürbar geringer, was bei den 14 niederländischen Städten, die mit „Low Emission Zones“ ausgestattet sind, eindeutig von Vorteil ist.
Die Mehrkosten in der Umrüstung auf LNG reduzieren sich dort auf rund 20.000 Euro. Das wiederum würde dann bei einer jährlichen Laufleistung von 100.000 Kilometern schon nach 2,75 Jahren eine Amortisierung bedeuten. 2030 soll in den Niederlanden dann jeder vierte Truck mit LNG fahren. Dafür erweitert man fleißig das Tankstellennetz.
Generell möglich wäre auch der Einsatz der komprimierten Erdgasvariante CNG. Doch ist dieses aufgrund seiner Volumenausdehnung und des hohen Kraftstoffverbrauchs der Lkw zu ineffektiv. Lediglich Mercedes hat hier mit dem Citaro einen Bus entwickelt, der mit CNG fährt.
Vorshau-Bild: Flüssig-Erdgas-Tank am Volvo FM. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volvo
Geschrieben für AutogasJournal. Der vollständige Beitrag ist nur in der Printausgabe zu lesen. Die verkürzte Original-Online-Fassung findet sich hier.
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