Nach unserem Beitrag von gestern zum Thema PV-Speicher befragen wir ab heute einzelne Protagonisten der Branche, wann sie den Marktdruchbruch sehen, welche Vor- und Nachtteile Blei und Lithium haben und welche Speicherarten die effektivsten sind. Eine erste Einschätzung dazu lieferten meine Energieblogger-Kollegen vom LichtBlickBlog.
Den Anfang macht Iris Meyer von IBC Solar.
Ab wann erwarten Sie den breiten wirtschaftlichen Durchbruch für Stromspeichersysteme?
Der Durchbruch hat im Prinzip bereits stattgefunden, sowohl wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich – 2015 wurden so viele Speicher wie niemals zuvor abgesetzt und die Preise sind deutlich gefallen. Nach einer aktuellen Umfrage von Lichtblick gehen über 30% der Befragten davon aus, dass in 15 Jahren in ihrer Immobilie Strom erzeugt und in Batterien gespeichert wird.
Was das Marktvolumen angeht, wird der Zubau im kommenden Jahr wohl bei rund 20.000 Speichersystemen liegen. Momentan kosten miteinander vergleichbare Blei- und Lithiumspeicher etwa gleichviel. Bei Lithium erwarten wir aber noch weitere Skaleneffekte: Wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetzt, können wir auch weiterhin von sinkenden Systempreisen bis zum Jahr 2020 ausgehen. Diese Entwicklung – sinkende Preise durch Skaleneffekte bei der Verbreitung einer neuen Technologie – kennt der Markt bereits von den PV-Modulen.
Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Stromspeicher gegenüber Wärmespeichern, etwa der Power-to-Heat-Technologie, die ja auch überschüssigen PV-Strom in Form von Warmwasser speichern könnte?
Dieser Frage liegt wahrscheinlich die Annahme zugrunde, PV-Strom als Wärmeenergie zu speichern sei ineffizient und unwirtschaftlich. Tatsächlich ist das heute nicht mehr richtig. PV-Strom ist mit Gestehungskosten zwischen 10 Cent und ca. 15 Cent heute so günstig zu produzieren und weist eine so hohe Differenz zu den üblichen Versorgerpreisen auf, dass auch die Umwandlung und Speicherung in Wärmeenergie wirtschaftlich ist.
PV-Anlagen(mit und ohne Speicher lassen sich mit ganz unterschiedlichen Technologien kombinieren wie bsp. Wärmepumpen. Ausschlaggebend ist immer, für welchen Einsatzzweck der Speicher geplant wird und welche Technologien bereits im Haushalt vorhanden sind und ggf. sinnvoll mit dem Speicher kombiniert werden können.
Welche grundlegenden Unterschiede sehen Sie zwischen der bleibasierten und der Lithium-basierten Speichertechnologie?
Letztlich ist die Entscheidung für Blei- oder Lithium-Technologie vom persönlichen Geschmack des Anwenders bestimmt sowie vom vorhandene Platzangebot und den Aufstellungsmöglichkeiten. Für nicht- oder nur eingeschränkt belüftbare Räume beispielsweise kommt kein Bleispeicher infrage. Bei geringem Platzangebot sind kleinere Lithiumspeicher besser geeignet. Preislich liegen beide Technologien etwa gleich, wobei bei Lithium-Speichern von weiteren Preissenkungen auszugehen ist. Großer Vorteil von Blei ist die Bewährtheit der Technologie. Insbesondere zu Lebensdauer und Zyklenfestigkeit der Batterie gibt es bereits jahrzehntelange Erfahrungswerte.
Bei Blei-Systemen haben aus unserer Sicht verschlossene Blei-Gel-Batterien, wie wir sie in unseren IBC SolStore Pb-Systemen einsetzen, entscheidende Vorteile. Insbesondere sind Blei-Gel-Systeme nahezu wartungsfrei und deutlich sicherer als Blei-Säure-Batterien.
Bei Lithium-Speichern ist die Sicherheit des Systems ausschlaggebend. IBC SolStore Li-Systeme etwa erreichen mit ihrem 5‑stufigen Sicherheitssystem auf der KIT-Checkliste Speichersicherheit die Höchstpunktzahl. Für Hersteller sollte die Sicherheit der Systeme sowie das optimale Zusammenspiel der Komponenten oberste Priorität haben.
Welche der Speicheroptionen – Hausspeicher oder Ortsnetzspeicher – halten Sie grundsätzlich für effektiver?
Man kann diese beiden Speichertypen nicht miteinander vergleichen, denn sie erfüllen unterschiedliche Funktionen. Ortsnetzspeicher dienen der Netzstabilisierung (andere Funktionen werden derzeit noch durch das Unbundling verhindert). Stationäre Speichersysteme in Haushalten und Unternehmen dienen der Eigenverbrauchserhöhung von Solarstrom und im gewerblichen Bereich auch häufig als Backup-Systeme dem Schutz vor Stromausfällen.
Sicher ist: Der Umbau der Energieversorgung hin zu Dezentralität erfordert sowohl Großspeicher im Nieder- und Mittelspannungsnetz, Speicher in Privathaushalten und Unternehmen sowie vernetzte Schwarmspeicher. IBC SOLAR beteiligt sich an Pilotprojekten und Studien zu diesem Thema. So werden beispielsweise im Projekt Smart Grid Solar der Universität Erlangen-Nürnberg (ZAE – Zentrum für angewandte Energieforschung) derzeit neben Großspeichern zur Netzstabilisierung auch stationäre IBC SolStore Pb-Systeme in einem lokalen Smart Grid erprobt.
In welchem Fall halten Sie die Nachrüstung von PV-Anlagen mit Speichern zur Eigenverwendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?
Speicher, die zusammen mit einer Photovoltaikanlage installiert werden, stellen sich bereits heute wirtschaftlich dar. Bei einer Nachrüstung ist die Wirtschaftlichkeit
momentan noch individuell zu berechnen. Seit etwa 2012 wird im Prinzip keine (private Dach-)Anlage mehr ausschließlich zur Einspeisung in Betrieb genommen. Ältere PV-Anlagen erhalten noch eine so hohe Einspeisevergütung, dass eine Speichernachrüstung sich in der Regel vor Ablauf der 20-Jahre nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Die Frage ist immer, welches Ziel der Hausbesitzer hat. Bei älteren Anlagen mit hoher Einspeisevergütung ist oft von einer rein renditegetriebenen Motivation auszugehen.
In den nächsten Jahren werden aber immer mehr Anlagen die 20 Betriebsjahre der EEG-Förderung erreichen bzw. überschreiten. Diese werden dann sinnvollerweise auf Eigenverbrauch umgestellt, da die Leute den Strom nicht für wenige Cent (Strombörsenpreis) verkaufen werden wollen. Hier ist dann eine Ergänzung mit einem Speicher eine absolut sinnvolle Ergänzung.
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