Standen im Mittelpunkt der EAST: Speicherlösungen für die Energiewende, wie hier ein E-Batterie-Block. Foto: IBC Solar

PV-​Speicher: Durch­bruch hat bereits stattgefunden

von | 2. Februar 2016

Nach unserem Beitrag von gestern zum Thema PV-​Speicher befragen wir ab heute einzelne Prot­ago­nisten der Branche, wann sie den Markt­druch­bruch sehen, welche Vor- und Nacht­teile Blei und Lithium haben und welche Spei­cher­arten die effek­tivsten sind. Eine erste Einschätzung dazu lieferten meine Energieblogger-​Kollegen vom Licht­BlickBlog.
Den Anfang macht Iris Meyer von IBC Solar.

Ab wann erwarten Sie den breiten wirt­schaft­lichen Durch­bruch für Stromspeichersysteme?

Der Durch­bruch hat im Prinzip bereits statt­ge­funden, sowohl wirt­schaftlich wie auch gesell­schaftlich – 2015 wurden so viele Speicher wie niemals zuvor abgesetzt und die Preise sind deutlich gefallen. Nach einer aktuellen Umfrage von Licht­blick gehen über 30% der Befragten davon aus, dass in 15 Jahren in ihrer Immobilie Strom erzeugt und in Batterien gespei­chert wird.

Was das Markt­vo­lumen angeht, wird der Zubau im kommenden Jahr wohl bei rund 20.000 Spei­cher­sys­temen liegen. Momentan kosten mitein­ander vergleichbare Blei- und Lithi­um­speicher etwa gleichviel. Bei Lithium erwarten wir aber noch weitere Skalen­ef­fekte: Wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetzt, können wir auch weiterhin von sinkenden System­preisen bis zum Jahr 2020 ausgehen. Diese Entwicklung – sinkende Preise durch Skalen­ef­fekte bei der Verbreitung einer neuen Tech­no­logie – kennt der Markt bereits von den PV-Modulen.

Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Strom­speicher gegenüber Wärme­spei­chern, etwa der Power-​to-​Heat-​Technologie, die ja auch über­schüs­sigen PV-​Strom in Form von Warm­wasser speichern könnte?

Dieser Frage liegt wahr­scheinlich die Annahme zugrunde, PV-​Strom als Wärme­en­ergie zu speichern sei inef­fi­zient und unwirt­schaftlich. Tatsächlich ist das heute nicht mehr richtig. PV-​Strom ist mit Geste­hungs­kosten zwischen 10 Cent und ca. 15 Cent heute so günstig zu produ­zieren und weist eine so hohe Differenz zu den üblichen Versor­ger­preisen auf, dass auch die Umwandlung und Spei­cherung in Wärme­en­ergie wirt­schaftlich ist.

PV-Anlagen(mit und ohne Speicher lassen sich mit ganz unter­schied­lichen Tech­no­logien kombi­nieren wie bsp. Wärme­pumpen. Ausschlag­gebend ist immer, für welchen Einsatz­zweck der Speicher geplant wird und welche Tech­no­logien bereits im Haushalt vorhanden sind und ggf. sinnvoll mit dem Speicher kombi­niert werden können.

Welche grund­le­genden Unter­schiede sehen Sie zwischen der blei­ba­sierten und der Lithium-​basierten Speichertechnologie?

Letztlich ist die Entscheidung für Blei- oder Lithium-​Technologie vom persön­lichen Geschmack des Anwenders bestimmt sowie vom vorhandene Platz­an­gebot und den Aufstel­lungs­mög­lich­keiten. Für nicht- oder nur einge­schränkt belüftbare Räume beispiels­weise kommt kein Blei­speicher infrage. Bei geringem Platz­an­gebot sind kleinere Lithi­um­speicher besser geeignet. Preislich liegen beide Tech­no­logien etwa gleich, wobei bei Lithium-​Speichern von weiteren Preis­sen­kungen auszu­gehen ist. Großer Vorteil von Blei ist die Bewährtheit der Tech­no­logie. Insbe­sondere zu Lebens­dauer und Zyklen­fes­tigkeit der Batterie gibt es bereits jahr­zehn­te­lange Erfahrungswerte.

Bei Blei-​Systemen haben aus unserer Sicht verschlossene Blei-​Gel-​Batterien, wie wir sie in unseren IBC SolStore Pb-​Systemen einsetzen, entschei­dende Vorteile. Insbe­sondere sind Blei-​Gel-​Systeme nahezu wartungsfrei und deutlich sicherer als Blei-Säure-Batterien.
Bei Lithium-​Speichern ist die Sicherheit des Systems ausschlag­gebend. IBC SolStore Li-​Systeme etwa erreichen mit ihrem 5‑stufigen Sicher­heits­system auf der KIT-​Checkliste Spei­cher­si­cherheit die Höchst­punktzahl. Für Hersteller sollte die Sicherheit der Systeme sowie das optimale Zusam­men­spiel der Kompo­nenten oberste Priorität haben.

Welche der Spei­cher­op­tionen – Haus­speicher oder Orts­netz­speicher – halten Sie grund­sätzlich für effektiver?

Man kann diese beiden Spei­cher­typen nicht mitein­ander vergleichen, denn sie erfüllen unter­schied­liche Funk­tionen. Orts­netz­speicher dienen der Netz­sta­bi­li­sierung (andere Funk­tionen werden derzeit noch durch das Unbundling verhindert). Stationäre Spei­cher­systeme in Haus­halten und Unter­nehmen dienen der Eigen­ver­brauchs­er­höhung von Solar­strom und im gewerb­lichen Bereich auch häufig als Backup-​Systeme dem Schutz vor Stromausfällen.

Sicher ist: Der Umbau der Ener­gie­ver­sorgung hin zu Dezen­tra­lität erfordert sowohl Groß­speicher im Nieder- und Mittel­span­nungsnetz, Speicher in Privat­haus­halten und Unter­nehmen sowie vernetzte Schwarm­speicher. IBC SOLAR beteiligt sich an Pilot­pro­jekten und Studien zu diesem Thema. So werden beispiels­weise im Projekt Smart Grid Solar der Univer­sität Erlangen-​Nürnberg (ZAE – Zentrum für ange­wandte Ener­gie­for­schung) derzeit neben Groß­spei­chern zur Netz­sta­bi­li­sierung auch stationäre IBC SolStore Pb-​Systeme in einem lokalen Smart Grid erprobt.

In welchem Fall halten Sie die Nach­rüstung von PV-​Anlagen mit Speichern zur Eigen­ver­wendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?

Speicher, die zusammen mit einer Photo­vol­ta­ik­anlage instal­liert werden, stellen sich bereits heute wirt­schaftlich dar. Bei einer Nach­rüstung ist die Wirtschaftlichkeit
momentan noch indi­vi­duell zu berechnen. Seit etwa 2012 wird im Prinzip keine (private Dach-)Anlage mehr ausschließlich zur Einspeisung in Betrieb genommen. Ältere PV-​Anlagen erhalten noch eine so hohe Einspei­se­ver­gütung, dass eine Spei­cher­nach­rüstung sich in der Regel vor Ablauf der 20-​Jahre nicht wirt­schaftlich darstellen lässt. Die Frage ist immer, welches Ziel der Haus­be­sitzer hat. Bei älteren Anlagen mit hoher Einspei­se­ver­gütung ist oft von einer rein rendi­te­ge­trie­benen Moti­vation auszugehen.

In den nächsten Jahren werden aber immer mehr Anlagen die 20 Betriebs­jahre der EEG-​Förderung erreichen bzw. über­schreiten. Diese werden dann sinn­vol­ler­weise auf Eigen­ver­brauch umge­stellt, da die Leute den Strom nicht für wenige Cent (Strom­bör­sen­preis) verkaufen werden wollen. Hier ist dann eine Ergänzung mit einem Speicher eine absolut sinnvolle Ergänzung.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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