Voaussetzung für energieeffiziente und automatisierte Haustechniksteuerung: intelligente Verbrauchszähler. Foto: pixabay

Digi­ta­li­sie­rungs­gesetz: Einfallstor zu Privathaushalten?

von | 14. April 2016

Wird die Digi­ta­li­sierung der Ener­gie­wende zum Einfallstor zu den Privat­haus­halten? Bisher waren diese bei einem Verbrauch von bis zu 6000 kWh je Jahr vom Smart-​Metering-​Zwang ausge­nommen. Verbrau­cher­schützer jedoch befürch­teten genau dies bei der gestrigen Anhörung zum neuen Digi­ta­li­sie­rungs­gesetz.

Johanna Kardel (Verbrau­cher­zen­trale Bundes­verband) sieht einen „unge­recht­fer­tigten Eingriff in die Verbrau­cher­sou­ve­rä­nität“. Trotz der weit verbrei­teten Auffassung, dass intel­li­gente Mess­systeme auf Haus­halts­ebene nur einen geringen Nutzen stiften und keine nennens­werten Beitrag zur Ener­gie­wende oder zur Netz­dien­lichkeit leisten würde, würden die Grund­lagen für einen „Full-​Rollout“ für alle privaten Endver­braucher gelegt, heißt es in Kardels Stel­lung­nahme. Ein Recht auf Zustimmung oder Ablehnung der Verbraucher sei nicht vorgesehen.

Hohes Ausfor­schungs­risiko

Auch der staat­liche Bundes­be­auf­tragte für den Daten­schutz und die Infor­ma­ti­ons­freiheit, Peter Büttgen, sieht Risiekn für Verbraucher, insbe­sondere ein „hohes Ausfor­schungs­risiko in Bezug auf die Lebens­ge­wohn­heiten der Betrof­fenen. Da eine sekun­den­genaue Verbrauchs­er­fassung mittels Smart Metern möglich ist, wird jede einzelne Aktivität punktuell und in Echtzeit erkennbar. Über den Tag ergibt sich somit ein Ablauf­pro­tokoll, das wesent­liche Infor­ma­tionen für ein Persön­lich­keits­profil enthält.“

Bernd Kowalski vom Bundesamt für die Sicherheit in der Infor­ma­ti­ons­technik (BSI) versuchte dies zu entkräften. Die Rege­lungen zur Daten­kom­mu­ni­kation würden zentrale Daten­schutz­an­for­de­rungen umsetzen und seien auch trans­parent für Verbraucher. Laut Entwurf gelten als intel­li­gente Mess­systeme nur solche Systeme, die die Anfor­de­rungen des BSI erfüllen und vom BSI ein Güte­siegel erhalten haben.

Industrie dafür – logisch

Wenig über­ra­schend, dass der Entwurf von der Industrie, bei der Anhörung vertreten vom Zentral­verband der Elektrotechnik- und Elek­tronik­in­dustrie, begrüßt wurde. Dessen Vorstands­mit­glied Peter Heuell, sieht die Möglichkeit, dass Verbraucher mit intel­li­genten Mess­sys­temen von den durch die Ener­gie­wende gesun­kenen Strom­bör­sen­preisen profi­tieren. Die intel­li­genten Systeme würden neue Tarife und Dienst­leis­tungen ermög­lichen und auch zu Ener­gie­ein­spa­rungen von mindestens 1,5 Prozent führen. Auch die Netz­aus­bau­kosten könnten reduziert werden.


Wie die Digi­ta­li­sierung der Ener­gie­wirt­schaft aussehen könnte, beschreibt mein Energieblogger-​Kollege Jan Aengen­voort hier auf Next Kraft­werke.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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