Gastbeitrag von Frank Schönfelder, KWB
Sektorkoppelung, intelligente Gebäudesteuerung oder power to heat sind derzeit beliebte Schlagworte der politischen Mandatsträger. Alle Begriffe zielen darauf ab, dass Strom zu einer zentralen Energie- und Wärmequelle in der Gebäudetechnik wird.
Dazu erleben Ölheizungen aufgrund der geopolitisch nach unten manipulierten Energiepreise eine erschreckende Renaissance. Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach der Zukunft der Pelletheizungen oder anderer holzbasierter Heizungen wie Hackschnitzel durchaus berechtigt.
Weil der Wärmemarkt besonders komplex und fragmentiert ist, macht eine Gliederung nach Einsatzgebieten für Pelletheizungen Sinn:
Passt die Pelletheizung in den Neubau?
Ja. Grundsätzlich gibt es noch kein Universaltechnologie, um die Wärmewende flächendeckend umzusetzen. Wie im Bestand gilt auch im Neubau, dass vielmehr individuell angepasste Wärme- und Energiesysteme gefragt sind. Nur wer sich die örtlichen, baulichen und kundenspezifischen Anforderungen genau ansieht, findet die geeignete Energielösung. In diesem Spannungsfeld haben Pelletheizungen und Wärmepumpen gleichermaßen ihre Daseinsberechtigung. Deshalb ist eine pauschale Gegenüberstellung der jeweiligen Vor- und Nachteile der beiden Technologien nicht zielführend. Anschaulicher sind (zugegebenermaßen überspitzte) Anwendungsbeispiele:
Die Wellness-Wärmepumperin
Die junge, dynamische Bauherrin mit einem Faible für Detox und Design baut sich irgendwo im Speckgürtel Karlsruhes ein freistehendes, gut gedämmtes, kfW40 Einfamilienhaus, das kein Badezimmer mehr hat, dafür aber mit einer geräumigen Wellnessoase aufwartet. Deshalb bleibt auch kein Platz mehr für einen Haustechnikraum. Baugrund ist ja schließlich teuer. Hier passt die Wärmepumpe: Niedriger Wärmebedarf, geringes, bauliches Platzangebot, gemäßigtes Klima, viele Sonnenstunden (Fotovoltaik zur Eigennutzung!), etc.
Die Pelletsparfüchse
Eine kleine, kostenbewusste Gemeinde aus dem Bayerischen Wald hat ein Neubaugebiet mit 15 Standard-EFH entwickelt. Das Dorf besitzt ein gutes Stück Wald, das entnommene Material verkauft die Gemeinde an ein nahegelegenes Sägewerk mit Pelletproduktion. Hier ist der ideale Einsatzort für ein Mikronetz mit Holzheizung: Es ist im Winter richtig kalt, die Investitionskosten für die Heizung werden gemeinschaftlich umgelegt, die Heizung ist platzsparend ausgelagert, der Brennstoff stammt aus der Umgebung, die regionale Wertschöpfung schafft und sichert wertvolle Arbeitsplätze.
Abseits dieser idealtypischen Ausgangssituationen gibt es im Neubau eine breite „Grauzone“, in der genug Raum für Wärmepumpen und Pelletheizungen existiert. Platzsparende Pelletheizungen mit kleinen Aufstellflächen (>1m²), clevere Lagerraumlösungen für optimale Raumausnutzung (z.B. ein bodennahes Pelletrührwerk oder ein Gewebetank zur Aufstellung im Freien) sowie weit nach unten modulierende Pelletkessel mit geringer Leistung zeigen auf, mit welchen Produkten wir uns im Neubausegment positionieren.
Was Wärmepumpen und feste Biomasse eint
Strategisch verfolgen die Wärmepumpen- und Biomasseheizungsindustrie ein gemeinsames Ziel: Die Dekarbonisierung und Effizienzsteigerung in den neu gebauten und bestehenden Gebäuden. Im Klartext: Weg von fossilen Stinkern, hin zu modernen Erneuerbaren-Energien-Systemen. Für diese Mammutaufgabe sollten wir jede Chance der Zusammenarbeit nutzen; deshalb ist auch eine gemeinsame Verbandsarbeit richtig und wichtig. Wir alle haben es in der Vergangenheit sogar versäumt, den Schulterschluss zu suchen: Die Branche der Erneuerbaren ist in knapp 30 Spartenverbände gegliedert, die jeweils eigenen Interessen folgen; so kann keine effektive Lobbyarbeit stattfinden.
Ordnungspolitisch spielt beiden Technologien die EnEV2016 in die Hände: Mit den günstigen Primärenergiefaktoren für Strom und Holz lassen sich die strengen gesetzlichen Vorgaben sehr kosteneffizient erfüllen. Ehrlichweise ist der Faktor bei Strom politisch geschönt: Durchschnittlich wird Strom mit einem Wirkungsgrad von nur knapp 40 Prozent, zusätzlich mit 7 Prozent Leitungsverlusten und immer noch aus größtenteils nicht erneuerbaren Quellen erzeugt.
Darüber hinaus stehen beide Wärmeerzeuger in eine attraktiven Förderlandschaft: Nationale, regionale und lokale Förderprogramme summieren sich teils zu über 10.000 Euro pro Anlage auf. Einschränkend lässt sich hier feststellen, dass Politik, Verbände und Industrie an der Transparenz und Kommunikation der Förderprogramme sicherlich noch arbeiten können.
Es gibt also keine scharfe Trennlinie, die die Wärmepumpen von den Pelletheizungen trennt – weder im Markt noch in den Verbänden. Im Gegenteil, wir finden gerade Gemeinsamkeiten und nutzen diese, um in der politischen und medialen Öffentlichkeit besser wahrgenommen zu werden.
Zu den Fotos: Bei Stefan Friegl aus Laugna bei Augsburg bietet eine umgebaute Lagerscheune Platz für eine Hackgut- und Pelletheizung, die an ein Nahwärmenetz angeschlossen ist. Die neue Heizungsanlage versorgt von hier aus das Dreifamilienhaus von Familie Friegl, zwei weitere Einfamilienhäuser und ein Bürgerhaus mit Wärme. Um sich unabhängig von schwanken Preisen zu machen und gleichzeitig klimafreundlich zu heizen, entschied sich Friegl für den Holzbrennstoff Hackgut. Fotos: KWB
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