Smart home ist in aller Munde. 40 % aller Immobilienunternehmen wollen nächstes Jahr in diese Technologie investieren, die das Wohnen behaglicher machen kann und gleichzeitig den Energieverbrauch senkt.
Doch mit großflächigen Anwendungen ist es in Deutschland noch nicht so weit her. Streng genommen gibt es nur eine Siedlung, die mit smarten Geräten ausgerüstet ist. Und die liegt in Schwabmünchen bei Augsburg.
Das Pilotprojekt „Smart Operator“ von RWE und seiner Tochter Lechwerke AG verbindet über 110 Haushalte in einem Gesamtsystem. Es umfasst unter anderem rund zwei Dutzend Photovoltaikanlagen, einen großen Netzbatteriespeicher, schaltbare Verbraucher wie Wärmepumpen und weitere Batteriespeicher in Haushalten sowie eine zentrale Steuerung. So werden Energieerzeugung und – verbrauch innerhalb des Ortsnetzes besser aufeinander abgestimmt.
Das Smart-Operator-Projekt in der Siedlung Wertachau startete im Mai 2012 und läuft Ende diesen Jahres aus. Der Smart Operator kann insgesamt eine Kapazität von 315 Kilowattstunden pro Tag ansteuern, davon 165 Kilowattstunden pro Tag in den Haushalten. In denen wurden zunächst alle 160 herkömmlichen Stromzähler gegen Smart Meter getauscht. Sie übertragen die Daten über ein Glasfasernetz, an das nach und nach weitere intelligente Bausteine angeschlossen wurden. Neben dem zentralen Netzbatteriespeicher (Kapazität 150 kWh) wurde auch eine Ladesäule für Elektroautos in Betrieb genommen. 23 Photovoltaikanlagen produzieren erneuerbaren Strom auf den Dächern der Siedlung; auch diese sind über Smart Meter eingebunden.
E‑Auto und Geschirrspüler
In 23 Haushalten arbeiten zudem verschiedene intelligente Bausteine: Waschmaschinen, Wäschetrockner und Geschirrspüler, aber auch Wärmepumpen, Batteriespeicher oder E‑Mobility-Ladeboxen. Die Projektteilnehmer können dem Smart Operator ein Zeitfenster zum Start ihrer Hausgeräte zur Verfügung stellen. Der Smart Operator kann dann den Gerätestart in jene Zeiten verschieben, in denen vor Ort viel Strom mit den Solaranlagen erzeugt wird. Die Blei-Batteriespeicher und Wärmepumpen steuert das System direkt.
Der Smart Operator stimmt alle gesammelten Faktoren aufeinander ab und bringt sie in Einklang, um das Ortsnetz besser zu nutzen. Zusätzlich steuert das System einen regelbaren Ortsnetztransformator und fernsteuerbare Lastschaltleisten, um die Stromflüsse im Ortsnetz weiter zu optimieren. Dabei verarbeitet der Smart Operator im Schnitt pro Minute rund 200 Messsignale aus dem Netz und gibt 30 Steuersignale an Bausteine aus. Im weiteren Projektverlauf werden die einzelnen Komponenten sowie das Gesamtkonzept technisch und wirtschaftlich bewertet und es wird analysiert, was sinnvoll auf andere Netze übertragen werden kann.
Wärmepumpen laufen nicht genug
Hauptziel: Die autonom arbeitende Steuerung verlagert den Verbrauch smarter Geräte wie Wärmepumpen in Zeiten hoher PV-Eigenerzeugung. So kann das Ortsnetz mehr Strom aus erneuerbaren Energien aufnehmen und der Strombezug der Siedlung aus dem regionalen Mittelspannungsnetz geht entsprechend zurück. Ebenso wird weniger überschüssiger Strom aus der Siedlung in dieses Netz zurückgespeist; an sonnigen Tagen bis zu einem Drittel weniger. Allerdings: Die Wärmepumpen, so das überraschende Ergebnis, laufen teils nur 600 Stunden im Jahr – zu wenig für ein sinnvolles Lastmanagement.
Warum Energiespeicher, die auch in dem hier vorgestellten Projekt arbeiten, der Effizienzschlüssel sind, beschreibt Energieblogger-Kollege Olof E. Matthaei hier auf seinem Blog Energie effizient sparen.
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