In Berlin-Schöneberg ist bis Mai 2016 auf einer Bahnbrache ein hippes Wohn- und Gewerbequartier entstanden. Architektonisch lehnt es sich mit Rottönen an die Farbgebung der Umgebung, insbesondere an die ziegelgemauerten Reichsbahnbauten an.
Einige Bauherren der insgesamt 16 Mehrfamilienhäuser wollten ausschließlich regenerative Energien zur Beheizung einsetzen.
Ungewöhnliche Wahl für Großstadt
Die Wahl fiel – etwas ungewöhnlich für Großstadt und Dimension – auf Pellets. „Akzeptiert wird so eine Heizung in der Großstadt nur, wenn sie sehr sauber ist“, weiß Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes (DEPV). Deswegen sei auch die Qualität der Pellets wichtig.
Im Mehrfamilienhaus Am Lokdepot 6 wurde für 9 Wohnungen und 4 Gewerbeeinheiten in einer Remise ein 48-kW-Pelletkessel installiert. Die Technologie schlägt gleich mehrere gesetzliche Hürden wie EnEV, EEWärmeG sowie den geforderten KfW-70-Standard locker. Den ersten Verbräuchen nach zu urteilen wird sogar der KfW-40-Standard erreicht. Doch um das zu beurteilen bedarf es erst einer kompletten Jahresrechnung.
BHKW zu heikel
„Da ausdrücklich keine Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung gewünscht war, konnten wir mit der Pelletheizung den klimafreundlichen KfW-70-Standard erreichen. Heizen mit Holz in der Stadt ist mit Pellets einfach umsetzbar“, so Johannes Kasche, der technische Planer der Anlage von Building Applications Ingenieure. Ein BHKW als Alternative wäre seiner Meinung nach zu teuer, außerdem eine Lebensaufgabe wegen der anfallenden Pflege, Wartung und den Stromabrechnungen. Zudem sei es politisch vage, etwa wegen der Abgabe auf Eigenstromerzeugung.
Anlagensteckbrief:
- Beheizte Fläche: 1.350 m²
- ÖkoFEN-Pelletkessel, 48 kW, Saugsystem
- Heizlast: 40,6 kW
- 2.000 Liter Pufferspeicher und Frischwasserstation
- 3 Heizkreise: Fußbodenheizung 45 °C, Konvektoren Remise 60 °C und Warmwasser
- Pelletlager im Keller mit Schrägboden, 19 Tonnen Lagervolumen, Raumentnahmeschnecke 6 m
Warum Erneuerbare Energien, zu denen auch Pellets zählen, weltweit die wichtigst Energiequelle sind, untersucht Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
Da das wohl kein Brennwertkessel ist, braucht es die hohe Abgastemperatur von 160°C gemäß Datenblatt und wahrscheinlich 68°C VL-Temperatur, um Korrosion im Kessel zu vermeiden.
Leistungsmäßig kann der Kessel aber von 16 – 48kW modulieren.
Wie bei jeder Heizung kann man die VL-Temperatur für den Heizkreis beliebig auf die nötige Temperatur heruntermischen.
Bei einer Heizlast von 30W/m² bei einer angenommenen Auslegungstemperatur von AT = ‑10°C ergibt sich bei einer AT = 0°C eine VL Temperatur von ca 30°C, je nach Spreizung VL/RL des FBH-Kreises. Dabei dürfte der Kessel ca. auf Halblast, ~24kW, laufen. Die VL Temperatur hat auf jeden Fall nix mit der Modulation des Kessels zu tun.
LG jogi
Wie auch immer, das sind die Angaben der Installateure.
Bei einer Heizlast von 30W/m² erscheint mir die VL der Fußbodenheizung 45 °C als nicht realistisch (45°C ergäbe eine unrealistisch hohe Wärmeabstrahlung, die überhaupt nicht zur Heizlast passt) und auch die Konvektoren Remise sind mit 60 °C eher „energievernichtend” ausgelegt.
Passender wäre: 45°C Konvektoren und 60°C für WW, und 35°C für die FBH.
LG jogi
Da hast du recht, ich nehme mal an, das hängt mit der Pelletheizung zusammen, die wird sich nicht so weit runtermodellieren lassen.